Von den Anfängen bis zur Gegenwart Geschichte des instituts
Forschung und Lehre zur Kunstgeschichte Ostasiens wurden seit 1947 sukzessiv in der Ostasiatischen Abteilung des Kunsthistorischen Instituts der Universität Heidelberg aufgebaut, konzipiert als Teil einer umfassenden Reihe von Seminaren zur Weltkunstgeschichte.
Bis zur Einrichtung eines Lehrstuhles für ostasiatische Kunstgeschichte an der FU Berlin (2003) stellte Heidelberg die einzige spezialisierte Forschungs- und Ausbildungsstätte für Kunstgeschichte Ostasiens in Deutschland dar.
Die Etablierung des Faches in Deutschland ist eng verbunden mit der Lebensleistung von Dietrich Seckel (1910-2007), der sich nach seiner Rückkehr von einem zehnjährigem Japanaufenthalt 1948 in Heidelberg habilitierte, damals in einem noch nicht institutionalisierten Fach. 1965 wurde für ihn der erste Lehrstuhl eingerichtet.
Nach seinem Tod im Jahr 2007 erhielt das Institut die fast eintausend Amateurfotos, die Seckel selbst zwischen Ende 1936 und 1942 während seiner Lehrtätigkeit in Japan aufgenommen hatte. Sie enthüllen einerseits einen Teil seines persönlichen Werdegangs und eröffnen andererseits einen ungewöhnlichen und beeindruckenden Blick auf Japan während der Vor- und Kriegszeit. Diese Fotos wurden im Rahmen eines Projektes 2015 digitalisiert und in der Masterarbeit von Anne-Laure Bodin analysiert und eingeordnet.

1976 folgte Lothar Ledderose als zweiter Lehrstuhlinhaber nach. Unter seiner Leitung erlebte das Institut ein nachhaltiges Wachstum. Neben dem stetigen Ausbau von Bibliothek und Diathek, der Ausweitung des Lehrbetriebes (unter anderem durch regelmäßige Gastprofessuren in- und ausländischer Experten) und dem Aufbau zahlreicher internationaler Kontakte wurden in dieser Zeit auch die Durchführung von Forschungsprojekten und die Erarbeitung von Ausstellungskatalogen etabliert, beides bis heute Kennzeichen des Instituts. 2005 richtete Lothar Ledderose die an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften angesiedelte Forschungsstelle „Buddhistische Steinschriften in China“ ein. Das international ausgezeichnete Projekt ist eine vollständige und systematische Dokumentation der Steinschriften.
2004 wurde mit einer zweiten, der Kunstgeschichte Japans gewidmeten Professur (Melanie Trede, bis 2023) die Kapazität des Institutes erheblich ausgeweitet. Im Frühjahr 2005 wurde durch Melanie Trede eine Ishibashi-Gastprofessur für Kunstgeschichte Japans eingerichtet. Diese wird von der Ishibashi Foundation, Tokyo, großzügig unterstützt und ermöglicht es dem Institut jährlich zwei leitende Wissenschaftler/innen mit Forschungsschwerpunkt in der Kunstgeschichte Japans einzuladen. Durch die Unterstützung der Ishibashi Foundation wird das Unterrichtsspektrum um teils hochspezialisierte Themen ergänzt, die in der internationalen Diskussion bedeutend sind.

Bis 2024, dem zwanzigsten Jubiläumsjahr der Vertragsunterschrift, haben so 32 Gastprofessoren aus Japan, Australien, den USA und dem europäischen Ausland am Institut gelehrt. Das Jubiläum wurde mit dem Symposium „Narrating Japanese Art Histories“ gefeiert, dem bereits 2015 die Konferenz „Histories of Japanese Art and their Global Contexts“ vorausging. Seit 2011 wurde durch Melanie Trede gleichermaßen eine Heinz-Götze-Gastprofessur für Kunstgeschichte Chinas eingerichtet, die einmal im Jahr mit einem hochkarätigen Experten in diesem Fach besetzt wird. Beide Stiftungen bieten auch Studierenden des Instituts Stipendien für Forschungsreisen im Bereich der Kunstgeschichte Ostasiens an.
Ab 2014 entwickelte Melanie Trede außerdem das Digitalisierungsprojekt „Hachiman Digital Handscrolls“, welches über die universitätsinterne Field of Focus 3 (FOF 3)-Infrastruktur finanziert wurde. In dem Projekt entwickelte sie mit Studierenden und den Entwicklern der damals HyperImage genannten Softwarestruktur eine Website um unterschiedliche Versionen der „Querrollen der Geschichte des Großen Bodhisattvas Hachiman“ (Hachiman engi emaki), vergleichend zu erforschen. Auch im Rahmen des Sonderforschungsbereiches SFB 933 „Materiale Textkulturen“ und des BMBF-Projekts „Erstellung eines Digitalisierungskonzeptes: Erfassung japanischer Querrollen in deutschen Sammlungen (DIJAQ)“ bearbeitete Professor Trede vor allem die Beziehungen zwischen Bild und Text. Im Rahmen dieser Projekte fand 2021 online das Symposium „In-Between Manuscript and Print - Illustrated Books and Scrolls“ statt. Ihr Fokus auf narrative Malerei kulminierte dann auch in der Ko-Kuration der Ausstellung „Liebe, Kriege, Festlichkeiten“, die sie zusammen mit Kuratorin Khanh Trinh und Prof. Estelle Bauer (INALCO) gestaltete und im Herbst 2021 am Züricher Museum Rietberg eröffnete.
Seit 2005 ist das Institut für Kunstgeschichte Ostasiens (IKO) mit den Instituten für Sinologie und Japanologie im Zentrum für Ostasienwissenschaften (ZO) zusammengeschlossen. Das ZO ist deutschland- und europaweit eine der größten und angesehensten ostasienwissenschaftlichen Lehr- und Forschungseinrichtungen.
Es verfügt über eine große Fachbibliothek mit stets aktuellen und überdurchschnittlich großen Beständen und Sondersammelgebieten (Republikzeitliche chinesische Tageszeitungen, chinesische Comics, Musik und chinesischer Film, moderne japanische Erzählprosa, autobiographische Literatur, Literatur und soziale Bewegungen), sowie international renommierte Wissenschaftler, die auch die Lehre am ZO ausrichten. Die Integration des IKO in das ZO gipfelte 2019 in den Umzug des Instituts in das neu gegründete Centrum für Asienwissenschaften und Transkulturelle Studien (CATS) auf dem Campus Bergheim, mit einer umfangreichen CATS-Bibliothek, die alle Spezialsammlungen für unsere akademischen Programme beherbergt.

Nachdem Prof. Sarah E. Fraser 2012 den Lehrstuhl für chinesische Kunstgeschichte übernommen hatte, baute das Institut seine Verbindungen zu Organisationen weltweit aus und knüpfte engere Beziehungen zu Institutionen in China und Europa. Dank der Finanzierung durch die Exzellenzinitiative 2016-2018 der Universität organisierte das IKO drei Projekte, an denen Wissenschaftler:innen und Kurator:innen aus China, dem Nahen Osten, Zentralasien und Großbritannien teilnahmen. Im Rahmen der Reihe „Collaboration with PRC China’s Museums of Excellence” arbeiteten wir 2016 mit dem Palastmuseum (Peking), der Dunhuang-Akademie und dem Shanghai-Museum zusammen. Mit zusätzlicher Unterstützung der Universität im Rahmen der „Fields of Focus“-Initiative schloss unser Institut eine Kooperationsvereinbarung mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, um die spektakulären Bestände an chinesischem Porzellan und Chinoiserie in den dortigen Sammlungen zu erforschen, zu veröffentlichen und auszustellen (2014–2018).
Die Unterstützung durch die Getty Foundation, die ebenfalls von Sarah Fraser initiiert wurde, hat es ermöglicht, die institutionellen Verbindungen zu Archiven, Bibliotheken, Museen und Universitäten in Europa, Großbritannien und China weiter zu stärken und dort Forschungsarbeiten durchzuführen. Das Projekt „Chinese Artists Trained in Europe” aus den Jahren 2014 bis 2017 führte die Teilnehmer:innen zu Sammlungen und Institutionen, die wichtige Materialien beherbergen, um den transkulturellen Austausch zwischen Europa und China während der chinesisch-japanischen Kriege zu erforschen.

Das Fehlen eines Fachmuseums für ostasiatische Kunst in Heidelberg gleicht das Institut seit Langem durch Exkursionen aus, die häufig zu Sonderausstellungen oder Sammlungsdepots in Europa führen. Enge Kontakte bestehen mit allen maßgeblichen Institutionen des Faches in Europa, vor allem mit den beiden Spezialmuseen in Deutschland, z.B. Humboldt Forum (Berlin), Museum für Ostasiatische Kunst (Köln), Linden-Museum (Stuttgart), Museum Angewandte Kunst (Frankfurt), Museum für Kunst und Gewerbe (Hamburg), Museum Rietberg (Zürich), MAK (Wien), Museum für Kunst und Geschichte (Brüssel), Musée Guimet und Musée Cernuschi (Paris), Tokyo National Museum, Tokyo National Institute for Cultural Properties, British Museum (London), Palace Museum (Beijing), National Palace Museum (Taipei). Daneben bestehen gute Kontakte zum Völkerkundemuseum Heidelberg der J. & E. von Portheim Stiftung.
Das IKO verfügt heute über eine Professur für Kunstgeschichte Chinas (Sarah E. Fraser, seit 2012), eine Professur für Kunstgeschichte Japans (Stelle wird zurzeit neu besetzt) sowie zwei Stellen für Akademische Mitarbeiter:innen.
Liste Akademischer Mitarbeiter:innen seit 2000:
- Monica Klasing Chen (seit 2021)
- Katharina Rode-Kaya (seit 2019)
- Margó Krewinkel (2022–2024)
- Dinah Zank (2019–2021)
- Karolin Randhahn (2016)
- Lianming Wang (2014–2021)
- Catrin Kost (2012–2013)
- Christoph Büttner (2008–2014)
- Cordula Treimer (2008–2012)
- Nicole Tsuda (2008–2009)
- Simone Grießmayer (2006–2007)
- Angelika Borchert (2006)
- Clarissa von Spee (2005)
- Mio Wakita-Elis (2004–2021)
- Anton Schweizer (2004–2011)
- Petra Rösch (1999–2005)
- Alexander Hofmann (1999–2004)