Institut für Sinologie Yu Shiqi

Im Rahmen eines Kooperationsprojektes, finanziert vom Bildungsnetzwerk China, betreut Yu Shiqi seit März 2024 Fortbildungsangebote und entwickelt Lernmaterialien.

Zur Person

Als waschechte 90er-Jahre-Generation aus einem „Dorf“ (90后小镇青年) in der südlichen Provinz Jiangsu 江苏 habe ich einen etwas anderen Weg als meine Kolleg*Innen hinter mir: Statt Sinologie, wandte ich mich der deutschen Sprache zu. Meine Reise begann in Beijing, wo ich Germanistik studierte und später als Journalistin unterwegs war. Als eine, die vom Wirtschaftsboom Chinas und der Globalisierung profitierte, kam ich zuerst in die Schweiz, um Schulpädagogik zu studieren, und dann nach Deutschland. 2015 begann ich in Heidelberg Deutsch als Fremdsprache zu studieren. Das Leben in Heidelberger hat meine Persönlichkeit und mein Weltverständnis sehr geprägt: Umgeben von Kommiliton*Innen aus allen möglichen Kulturen bestand der Alltag aus dem Erkunden verschiedener Sprachen und Weltansichten. 

Yu Shiqi

Forschungsinteresse

Nach meinem ersten M.A.-Studium an der Universität Heidelberg begann ich 2019 in Allgemeiner und Vergleichender Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität Freiburg zu promovieren. Parallel dazu schloss ich 2023 mein zweites Masterstudium in Gender Studies mit soziologischem und sinologischem Schwerpunkt ab. In meinem Dissertationsprojekt konzentriere ich mich auf die Deutung von Migration im Kontext der Globalisierung und die Konstruktion alternativer, nomadischer Identitäten, sowohl als Sozialfigur als auch als literarische Schaffung. Dabei stellt sich die Frage, wie ihre Lebensgeschichten als individueller Akt des Selbstverstehens und der Selbstnarration, aber auch als Familien- und Generationsnarration, als eine geteilte, erinnerte und rekonstruierte historische Kontinuität und schließlich als kollektives Rewriting History projiziert sind. 

Projektarbeit

Ich strebe danach, ein zeitgemäßes Bild Chinas mit seiner Diversität, Authentizität und Aktualität zu vermitteln, das über stereotype Darstellungen hinausgeht. Dabei ist mir die Dekonstruktion des „Fremden“ besonders wichtig. Ich suche nach gemeinsamen Merkmalen und Zwischenzuständen, die uns helfen, die sogenannten „Anderen“ besser zu verstehen. 

„China“ kann chinesische Politik, Wirtschaft, Geschichte und Kultur sein – auch das, was Sie in Filmen sehen und in den Nachrichten hören. „China“ sind aber auch die chinesischen Studierenden, denen Sie unterwegs begegnen, die Eltern der Mitschüler*Innen Ihrer Kinder. Chines*innen sind unterschiedliche Menschen aus verschiedenen soziokulturellen Hintergründen, die in diversen Dialekten sprechen und im Land ihr Leben führen. 

Meine Arbeit widmet sich einem zeitgemäßen Bild Chinas als diverses Land mit diversen authentischen Stimmen und als Lebenswelt vieler junger Akteur*innen mit ihren wahren Lebensgeschichten zwischen historischer Vergangenheit und modernisierter Zukunft. Ich betrachte Literatur, Musik und andere kulturelle Ausdrucksformen als Spiegel der Gesellschaft und suche nach Möglichkeiten, solche authentischen Materialien aus den analogen wie digitalen Medien Chinas didaktisch aufzubereiten. Durch eine multiperspektivische und selbstreflektierende Herangehensweise möchte ich ein Bewusstsein für die komplexen Themen Chinas entwickeln und dieses Wissen didaktisch aufbereitet im Unterricht vermitteln. 

Ich lade alle ein, die sich für diese vielschichtigen Aspekte Chinas interessieren oder einen aktuellen fachdidaktischen Impuls suchen, mit mir in Kontakt zu treten – sprechen Sie mich gerne direkt an! Gemeinsam können wir ein multiperspektives, differenzierteres Verständnis für China und seine Rolle in der globalen Gemeinschaft entwickeln.