Barbara Mittler Prof. Dr.

Barbara Mittler

BARBARA MITTLER hat in Oxford, Taipei und Heidelberg Sinologie, Musikwissenschaft und Japanisch studiert. 2004 wurde sie an die Sinologie in Heidelberg berufen. Sie ist Mitbegründerin des Exzellenzclusters “Asia and Europe in a Global Context” (heute Heidelberger Centrum für Transkulturelle Studien, HCTS) und des Centrums für Asienwissenschaften und Transkulturelle Studien (CATS). Seit 2008 ist sie Mitglied der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, seit 2013 der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Als Fellow und Gastprofessorin war sie zu Gast an der Academia Sinica in Taiwan, am Humanities Center der Stanford University und an der EHESS in Paris. Barbara Mittler ist Mitglied des Arbeitskreises Chinesisch an allgemeinbildenden Schulen in Baden-Württemberg.

Ihre Forschungsinteressen [mehr...] liegen im Bereich der chinesischen Kunst- und Kultur, sie hat zur chinesischen Kunstmusik, zur frühen chinesischen Presse, zur Kultur der Kulturrevolution und zu Bild und Text in der Formation von kulturellem Gedächtnis publiziert. Kürzlich erschienen ist ein Band, gemeinsam verfasst mit dem Früh-Neuzeithistoriker Thomas Maissen, Why China did not have a Renaissance and why that matters (Berlin 2018)

Die Idee, China an die Schulen zu bringen, wurde 2006 geboren. Das Heidelberger Schulteam (Studierende, Doktoranden, Mitarbeiter und Alumni des Instituts für Sinologie unter der Leitung von JunProf. Lena Henningsen, damals Assistentin in Heidelberg und heute Junior-Professorin an der Universität Freiburg und an diesem Projekt beratend beteiligt) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Wissen über China und die chinesische Sprache in die allgemeinbildenden Schulen der Region zu tragen. Im Jahr 2007 gewann das Schulteam den vom BMBF und Bremen ausgelobten Preis „Geist begeistert“. 2008-2010 und 2013-2016 wurde es von der Robert Bosch Stiftung gefördert. Inzwischen ist „China an die Schulen!“ und das Schulteam fester Bestandteil des Angebots am Institut für Sinologie in Heidelberg und wird gemeinsam aus Mitteln des Konfuzius Institutes an der Universität und des Instituts für Sinologie getragen. Das Team bietet regelmäßig China-AGs, Fortbildungen für Lehrer und Workshops an Schulen und bei der Jungen Universität an, hat eine Datenbank mit Lehrmaterialien aufgebaut, hat die Lehramtsstudiengänge Sinologie/Chinesisch mitentwickelt (auslaufend Beifach GymPo seit 2009, Hauptfach im polyvalenten BA seit 2015 und MEd seit 2018) sowie—gefördert durch die Transcultural Forays des HCTS, einen Zertifikatskurs China-Kompetenz entwickelt und sich am CATS-Schülerlabor mitbeteiligt, das auch breiter auf Asien (nicht nur China-Kompetenz) ausgerichtete Seminarkurse entwickelt.

Die Auseinandersetzung mit Asien und anderen Regionen des globalen Südens—dieses Mehr vom A/anderen w/Wissen—kann Schülern wie (angehenden) Lehrern sowohl regionalspezifische als auch interkulturelle Zusatz-Kompetenzen vermitteln, die sie in der Auseinandersetzung mit zunehmend internationalen Schülergenerationen fruchtbar einsetzen können. Das Projekt widmet sich damit einem Thema, das für eine zukunftsorientierte Ausbildung von Schülerinnen und Schülern maßgeblich ist und das am CATS in Heidelberg, wo das Projekt angesiedelt ist, breit erforscht wird. Die Umsetzung transkulturellen Verstehens (basierend auf einem dynamischen statt statischen Verständnis von Kultur/Erbe unter Beachtung der Verbindungen und Verwebungen zwischen Kulturen, statt dem Postulieren von voneinander klar abzutrennenden nationalen Kulturen, Schaffung eines (zeitgemäßen aber historisch-informierten) globalen Bewusstseins anstelle von Essentialisierung und Stereotypisierung) ist auch ein wichtiges Element beim Paradigmenwechsel in der Lehreraus- und -weiterbildung, den die HSE , mit der das Projekt eng kooperiert, vorlebt. Schüler/innen und Lehrer/innen lernen so die Perspektive des jeweils Anderen zu nutzen, um eigene Grundannahmen, die aus unserer partikularen, kulturell geprägten Sprache erwachsen, zu hinterfragen und mit Hilfe dieser anderen Informationen zu modifizieren. Verstehen kann so als ein offener Prozess der Wissensproduktion weitergedacht werden: Indem wir mehr vom Anderen wissen, kommen wir auch zu einer anderen Perspektive auf unser eigenes Wissen. So können neue Wege gebahnt werden für die Integration von Wissen über China und andere bisher eher unbekannte Teile der Welt in der Lern- und Lehrlandschaft deutscher Schulen.

Was bedeutet in diesem Projekt transkulturelles Verständnis? In einem intensiven Austausch sollen in den vorgeschlagenen Kursformen China und Deutschland nicht mehr in komparativer Asymmetrie sondern in einem Dialog auf Augenhöhe verstanden werden. Dafür ist zum Beispiel der direkte Austausch mit chinesischen Schülern, der über die Online-Plattform ChinaPerspektiven ermöglicht werden soll, aber eben auch der durch die Vielzahl an angebotenen multimedial ausgewählten Materialien auf der Plattform mögliche Wissensgewinn förderlich.

Zuletzt bearbeitet von: SV
Letzte Änderung: 08.04.2024
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