100 Jahre Heidelberger Sinologie
1919 – im Jahr der Versailles Konferenz, der Völkerbundgründung und der 4. Mai Bewegung – startete auch die Heidelberger Sinologie.
Ein wichtiges Ereignis fand im Hochsommer statt: „am Samstag, den 19. Juli 1919, mittags 12 Uhr im Hörsaal 13 des Universitäts-Hauptgebäudes“ hielt Dr. F. E. A. Krause zum Zwecke der Habilitation bei der Philosophischen Fakultät seine öffentliche Antritts-Vorlesung zum Thema „Sprache und Schrift in China und Japan“.
Das erste Institut war in der Akademiestraße 1, das Haus steht dort noch. Die Finanzierung erfolgte mit Unterstützung der von Portheim Stiftung.
Die wichtigsten Studierenden waren damals Philipp Schaeffer und Netty Reiling, die als Schriftstellerin Anna Seghers bekannt wurde. Beide promovierten in Heidelberg und zogen später nach Berlin.
Seghers ging in den dreißiger Jahren ins Exil, Schaeffer starb in Deutschland.
Dr. Krause wechselte allerdings nach wenigen Jahren nach Göttingen; in den dreißiger, vierziger und fünfziger Jahren gab es in Heidelberg weder das Fach Sinologie noch ein Institut.
Der zweite Versuch die Chinaforschung zu etablieren war erfolgreicher:
1962 wurde ein neues Institut gegründet und Dr. Wolfgang Bauer hierhin berufen. Damals studierten bei ihm u.a. K. Finsterbusch, L. Ledderose, H. Martin und R.G. Wagner, die alle später selbst Professoren wurden.
Nach einem Vierteljahrhundert wurde in den späten achtziger Jahren ein zweiter sinologischer und der erste japanologische Lehrstuhl eingerichtet, in den frühen neunziger Jahren zogen die beiden Fächer in die Akademiestraße 4-8; auch die Ostasiatische Kunstgeschichte gab es damals schon (in der Nähe der Unibibliothek).
Nach der Jahrhundertwende bildeten die drei Fächer das ZO – Zentrum für Ostasienwissenschaften
Das größte Heidelberger Ereignis des neuen Jahrhunderts war die Konferenz der European Association of Chinese Studies (EACS) im Jahre 2004.
Bald darauf wurden die alten Magisterstudiengänge vom BA abgelöst. Mit dem Umzug kommen nun alle drei Fächer in ein gemeinsames Haus.
Autor: Dr. Thomas Kampen