Newsletter Mai 2009 Nr. 33

INHALT

Zweite Ehemaligenfeier von SHAN e.V.

SHAN verbindet. Rund 70 Ehemalige, Studierende und Dozenten haben am 16. Mai 2009 gemeinsam auf der 2. Ehemaligenfeier von SHAN e.V. interessanten Reden gelauscht und vor allem die Gelegenheit genutzt, sich mit alten und neuen Bekannten auszutauschen.

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90 Jahre von Portheim-Stiftung - 90 Jahre Sinologisches Institut Heidelberg

Das Sinologische Institut der Universität Heidelberg feiert dieses Jahr sein 90-jähriges Bestehen. Dass es eine wechselvolle Geschichte war zeigt sich schon an der Tatsache, dass es in dieser Zeit fünfmal umgezogen ist. Wissen Sie, wo in Heidelberg schon überall Sinologie gelehrt wurde?

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Die Finanzkrise aus nächster Nähe: Praktikum bei der Deutschen Bank, Shanghai

"Ich bin übrigens auch Sinologe, quasi Quereinsteiger" - der Abschluss des Telefoninterviews mit dem künftigen Chef klang vielversprechend. Was man als Praktikant bei der Deutschen Bank im Firmenkundengeschäft für Aufgaben hat und wie man sich dort als Sinologe zurechtfindet, darüber berichtet Benjamin Kemmler aus Shanghai.

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2. Ehemaligenfeier von SHAN e.V.

SHAN verbindet. Rund 70 Ehemalige, Studierende und Dozenten haben am 16. Mai 2009 gemeinsam auf der 2. Ehemaligenfeier von SHAN e.V. interessanten Reden gelauscht und vor allem die Gelegenheit genutzt, sich mit alten und neuen Bekannten auszutauschen.

Für 18 Teilnehmer begann das Programm bereits um 10:30 Uhr mit dem Workshop „Kreative Sinologen? Innovation und die Kunst, den Blickwinkel zu ändern“. Wie arbeiten Unternehmen an neuen Ideen und Innovationen? Welche Kompetenzen müssen Mitarbeiter mitbringen, um als kreative Köpfe einen Beitrag zu leisten? Und wie passen die Geisteswissenschaften in die Forschung und Entwicklung? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des von Judith Hufnagel geleiteten Workshops, der den Teilnehmern viele neue Ideen vermitteln konnte.

Um 14 Uhr lud SHAN zum Sektempfang im Karls Jaspers Centre. Den anwesenden Gästen wurde dabei nicht nur die Arbeit des Vereins und des Exzellenzclusters vorgestellt, sondern auch die neue Homepage. Der anschließende Spaziergang führte über auf den Spuren der Heidelberger Sinologie zur Alten Aula der Universität. In den altehrwürdigen Räumen sorgte das „Phönix Quartett“ für den passenden musikalischen Rahmen. Nach einleitenden Worten der Vereinsvorsitzenden Josie-Marie Perkuhn und von Professorin Barbara Mittler hielt Professor Rudolf G. Wagner seine Festrede zum Thema „China und die Heidelberger Sinologie. Der lange Weg in die Internationalität“.

Dabei konnte er wenig Hoffnung auf die Zukunft machen: Letztlich bewegt sich das Universum auf den Zustand der Entropie zu. Daran gibt es nicht zu ändern. Aber bis dahin kann man als Wissenschaftler durchaus etwas Ordnung ins Chaos bringen – wenn man denn in Kauf nimmt, dass dadurch an anderen Stellen Chaos entsteht. Diese Aussage scheint Professor Wagner unter anderem von der Geschichte der Heidelberger Sinologie abgeleitet zu haben, denn meist war deren Entwicklung nicht gerade wohl geordnet. Auch die Erzählungen aus seinem eigenen Leben legen nahe, dass Professor Wagner gerne unkonventionelle Abkürzungen und Umwege geht. Aber wie er im Hinblick auf die Bibliothek des Instituts meinte: Wenn etwas keine Baustelle ist, dann wird es schnell zum Friedhof. Insofern bleibt Professor Wagner in seinem letzten Lehrsemester dafür zu danken, dass er uns mit dem Institut für Sinologie so eine schöne Baustelle hinterlassen hat.

Den Abschluss der Ehemaligenfeier bildete ein gemeinsames Essen im China-Restaurant Asia. Bei Jiaozi, Hühnchen nach Palastwächterart und begleitet von Norman Bravo am Guzheng konnte eine überaus gelungene Feier in angenehmer Atmosphäre ausklingen.

 

Johannes Lejeune

 

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Neunzig Jahre von Portheim Stiftung – neunzig Jahre Sinologisches Institut Heidelberg

Im Jahre 1919 gründeten Victor und Leontine Goldschmidt die Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst. Im März wurde die Stiftungsurkunde vorgelegt, im April wurde die Stiftung vom badischen Staatsministerium anerkannt. Im Juli 1919 hielt der Sinologe Major Dr. F. E. A. Krause seine Antrittsvorlesung in Heidelberg. „Die Einrichtung des Sinologischen Instituts teilte Goldschmidt dem Rektorat am 5. Aug. 1919 mit.“ (Engehausen 2008: 31) Victor und Leontine Goldschmidt hatten 1894 eine Weltreise unternommen und dabei Japan, China und Indien besucht. Sie interessierten sich besonders für Kunst und Völkerkunde dieser Länder und förderten diese Fächer in Heidelberg.

Akademiestrasse 1

Zu den vielen Gebäuden, die Goldschmidt kaufte oder mietete, gehörten auch die Nachbarhäuser Hauptstrasse 48 und Akademiestrasse 1 (in dem sich in den zwanziger Jahren das erste Sinologische Institut der Universität Heidelberg befand); dieses lag direkt links neben dem heutigen Institut für Bildungswissenschaft . Die Entwicklung des Faches Sinologie kam jedoch nach weniger als einem Jahrzehnt zum Stillstand; Krause ging an die Universität Göttingen, ein Nachfolger wurde nicht ernannt. Krause schrieb hierzu: „Die Badische Regierung hat erklärt, daß man den Fortfall der Sinologie in Heidelberg nicht als einen Verlust betrachten würde, den zu verhindern man irgendetwas tun wolle.“ (Walravens 1983: 8) Zu dieser Zeit hatten seine beiden prominentesten Studenten – Philipp Schaeffer und Anna Seghers – ihr Promotionsverfahren bereits abgeschlossen und die Universität verlassen. Victor Goldschmidt starb 1933.

Hans-Thoma-Platz 44

In den frühen sechziger Jahren wurde die Heidelberger Sinologie wiederbelebt, allerdings lehrte Professor Wolfgang Bauer in Handschuhsheim in der Nähe des OEG-Bahnhofs.

Hauptstrasse 240

Der Nachfolger von Bauer war Professor Günther Debon, der in den späten sechziger Jahren mit seinen Studierenden in die Altstadt zog. Das – heute von FIIT genutzte – Haus liegt neben dem Internationalen Wissenschaftsforum und schräg gegenüber vom Palais Weimar der von Portheim Stiftung.

Sandgasse 7

Das Glück in der Nähe des Karlstors währte nicht lange, schon nach wenigen Jahren erfolgte der Umzug in die Sandgasse, das Seminar befand sich nun neben der Triplex-Mensa und der Unibibliothek.

Akademiestrasse 4-8

Einige Jahre nach der Übernahme des Sinologielehrstuhls durch Professor Rudolf Wagner zog das Sinologische Seminar wieder in die Strasse in der die sinologische Geschichte begonnen hatte, allerdings auf die andere Strassenseite; in das gleiche Gebäude zog nun auch das Japanologische Seminar, das bis dahin (unter Professor Wolfgang Schamoni) in der Landfriedstrasse residiert hatte . Dies war der Kern des vor fünf Jahren gebildeten Zentrums für Ostasienwissenschaften. Hier (und in einigen Nachbargebäuden) fand 2004 die große Tagung der European Association for Chinese Studies (EACS) statt. Hier begannen auch die Planungen für das Projekt Asia and Europe in a Global Context, das inzwischen ein eigenes Haus (Karl Jaspers Center) in der Voßstrasse bezogen hat.

Das dritte – von Professor Lothar Ledderose geleitetete  –  Institut des Zentrums (Ostasiatische Kunstgeschichte  ) befindet sich seit langem in der Seminarstrasse, direkt neben der Zentralen Universitätsverwaltung; der Gründer des Instituts, Professor Dietrich Seckel, hatte vorher in einem inzwischen abgerissenen Gebäude direkt am Universitätsplatz gearbeitet.

Das Projekt Asia and Europe in a Global Context führt – neunzig Jahre nach der Gründung des ersten Sinologischen Instituts und der von Portheim Stiftung – die Zusammenarbeit von Kunsthistorikern und geistes- und sozialwissenschaftlich ausgerichteten Asienwissenschaftlern in einmaliger Weise fort.

 

Literatur:

Clara Schlichtenberger: Die Ordnung der Welt, Frankfurt, 1998.

Renate Marzolff: Leontine und Victor Goldschmidt, Heidelberg, 2007.

Frank Engehausen: Die Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst, Heidelberg, 2008.

Hartmut Walravens: Friedrich Ernst August Krause - Major und Ostasienwissenschaftler. Eine Biobibliographie, 1983.

Li-Yun Bauer-Hsieh: Facies – Facetten, In Memoriam Wolfgang Bauer (1930-1997), Taipei, 2000.

 

Dr. Thomas Kampen

 

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Die Finanzkrise aus nächster Nähe: Praktikum bei der Deutschen Bank, Shanghai

Nach einem Praktikum im Bundestag und in einer Rechtsberatung in Japan war das mein drittes Praktikum, und gleichzeitig mit Abstand das Beste. Zugleich muss man sagen, dass ein hohes Maß an Flexibilität und sozialer Kompetenz verlangt wurde – Fähigkeiten, die meiner Beobachtung nach besonders Studenten der Ostasienwissenschaften viel zu wenig kultivieren, genauso wie den Willen, sich mit Dingen außerhalb des eigenen Fachgebiets zu beschäftigen.

„Ich bin übrigens auch Sinologe, quasi Quereinsteiger“ – das Ende des Telefoninterviews mit meinem künftigen Chef im April klang vielversprechend. Nachdem das Praktikumsvisum nach Ende der Olympischen Spiele den chinesischen Behörden endlich abgerungen war, kam ich Ende September mit großen Erwartungen im Pudong International Airport an. Mit Erwartungen, die in den kommenden zweieinhalb Monaten noch übertroffen werden sollten. Doch der Reihe nach.

Nachdem meine Bewerbung an die Personalabteilung in der Konzernzentrale Frankfurt ihren Weg nach Shanghai gefunden hatte, landete ich am Ende genau dort, wo ich hin wollte: im Relationship Management, einem Arbeitsbereich, der von viel Kundenkontakt, langfristigen Geschäftsbeziehungen und einer vielfältigen Tätigkeitsstruktur charakterisiert ist. Das Firmenkundengeschäft (Corporate Banking Coverage) gehört innerhalb der Strukturen der Deutschen Bank zum Corporate and Investmentbanking (CIB). Kunden waren also größere Unternehmen, neben chinesischen meist deutsche, die in China investieren und in der Regel mit mehreren Niederlassungen vertreten sind. Oft und zunehmend sind das neben Produktionseinheiten auch Niederlassungen für Forschung und Entwicklung.

Das Team bestand aus zwölf Relationship Managern, davon zwei Deutschen. Einer war der Chef des Teams, der andere hatte nach einer kurzen Journalistenlaufbahn einen MBA gemacht. Deutlich spürt man den allgemeinen Trend bei multinationalen Arbeitgebern in China auch hier: die Deutsche Bank rekrutiert vor allem chinesische Neueinsteiger, an den drei besten Universitäten des Landes. Nicht nur, weil Chinesen günstiger sind als teure Expats und zudem die kulturelle Kompetenz außer Frage steht, sondern auch, um von derem potenziellen Netzwerk zu profitieren. Die Deutsche Bank hat diese Strategie schon frühzeitig verfolgt, weshalb zu ihren Kunden inzwischen auch nicht mehr nur ausschließlich Unternehmen aus Deutschland zählen – und weshalb sie auch zu den erfolgreichsten ausländischen Banken in China gehört.

Toll war insbesondere, wie sehr ich bereits von Tag eins an in alle Aufgabenfelder (soweit möglich) einbezogen wurde. Dabei arbeitete ich nicht nur meinem Chef und dem deutschen Kollegen, sondern auch den chinesischen zu. Ein Stück weit mag es auch daran gelegen haben, dass ich als von Deutschland entsendeter Ausländer völlig anders als zum Beispiel mein chinesischer Mitpraktikant im Team wahrgenommen wurde. Vor allem jedoch hat die Deutsche Bank eine Unternehmenskultur etabliert, die die Gepflogenheiten einer amerikanischen Investmentbank mit deutscher Gründlichkeit und Weltoffenheit kombiniert. Daher herrschte ein zeitweise hoher Druck, in kurzer Zeit sehr gute Ergebnisse zu liefern, nur selten war auch mal wenig zu tun. Dieses Arbeitsumfeld nahm ich sehr positiv wahr und es motiviert zu einer persönlichen Weiterentwicklung, wie es der gewöhnliche Student sonst wohl kaum erlebt.

Neben interessanten alltäglichen Aufgaben wie etwa der Aktenverwaltung, dem Erstellen von Präsentationen oder dem Anfertigen von internen Dokumenten als Grundlage für die Kreditvergabe gehörten auch besonders herausfordernde Aufgaben zu meinem Arbeitsalltag. Eine meiner ersten Aufgaben war das Erstellen und Redigieren eines internen Handbuches, das Teil einer Restrukturierungsinitiative in der gesamten Region Asien-Pazifik werden sollte. Im Abstand von einigen Tagen gab es Telefonkonferenzen mit den Beteiligten aus Taiwan, Singapur, China und Indien, auf denen ich den aktuellen Stand vorstellte und Änderungen besprochen wurden.

Für die Erstellung von Präsentationen mussten die Folien natürlich auf die potenziellen oder aktuellen Kunden zugeschnitten werden, wozu im Vorfeld mindestens eine kleine Recherche über das Unternehmen gehörte, meistens auch die Sammlung und Aufbereitung von Wirtschaftsdaten, Grafiken und wichtigen wirtschaftlichen Trends sowie Entwicklungen. In Absprache mit dem jeweils zuständigen Manager entwarf ich daraufhin eine Präsentation mit ein oder mehreren Schwerpunkten, einerseits in Bezug auf die möglicherweise interessanten Finanzprodukte der Deutschen Bank, andererseits mit aktuellen Marktinformationen zu China, ebenfalls immer angepasst an das mögliche Interesse der Gesprächspartner. Der Zugriff auf exzellente interne Datenbanken und Informationen ermöglichte es mir einerseits, während des gesamten Praktikums die Entwicklung wirtschaftlicher und finanzpolitischer Kennzahlen „aus nächster Nähe“ mitzuverfolgen und zudem erforderte Aufgaben wie die Vorbereitung von Präsentationen, Informationen auf- und weiterzuverarbeiten. Zudem war interessant, die Ende September beginnende Finanzkrise in ihren Auswirkungen auf China und seine Ökonomie beobachten zu können.

Neben diesen auf die Kunden der Bank ausgerichteten Tätigkeiten waren auch weitere Aufgaben interessant und lehrreich. Das betraf insbesondere kurzfristige Anfragen zu bestimmten Themen oder Bereichen, die eine akkurate, klar strukturierte Recherche in einem manchmal äußerst kurzen Zeitrahmen erforderten. In diesem Zusammenhang war auch das Lesen und Auswerten von Bilanzen und Jahresberichten sowohl in englischer als auch chinesischer Sprache wichtig. Oft lagen die Daten nur auf Chinesisch vor, das Ergebnis musste Englisch sein. Einmal ergab sich die Situation, dass ich selbständig eine Kundenpräsentation in Ningbo komplett auf Chinesisch halten musste. Auch die Einarbeitung in fachfremde Bereiche gehörte sprachlich zu den anspruchsvollen Aufgaben: beispielsweise musste eine zweisprachige Präsentationen für Kunden, die auf englisch und chinesisch über neue Regulierungen und Bestimmungen der chinesischen Regierung in Bezug auf unterkapitalisierte Unternehmensgesellschaften (thin capitalization) informieren sollte, erstellt werden. Neben der üblichen Recherche waren hierbei auch ein juristisches Gespür sowie das Lesen von chinesischen Verordnungen erforderlich.

Insgesamt war es ein begeisterndes Praktikum. Die flachen Hierarchien und die ständige Ansprechbereitschaft von allen Angestellten der Bank, ohne die sonst oft übliche kindische Rücksichtnahme auf Titel oder Position, machten einem Einsteiger wie mir den Start angenehm und unkompliziert. Zudem hatte ich die Möglichkeit von verschiedenen Persönlichkeiten viel zu lernen, da ich mich nie zu scheuen brauchte, wenn ich jemand auf ein gewisses Problem oder eine Fragestellung hin ansprechen wollte oder musste. Die Professionalität der Kollegen und natürlich die Stadt trugen ihr Übriges bei. Und nicht zuletzt war es beruhigend zu erfahren, dass die im sinologischen Studium erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse eine hervorragende Basis für die Weiterentwicklung im Beruf sein können.

 

Benjamin Kemmler

 
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Zuletzt bearbeitet von: AF
Letzte Änderung: 04.12.2014
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