Odila Schröder

Nach ersten chinesischen Tonverwirrungen, Zeichenmalereien, und einer Konzertreise nach Nanjing während der Schulzeit verbrachte ich direkt nach dem Abitur ein Jahr an der Tsinghua Universität in Beijing. Ab 2010 studierte ich Ostasienwissenschaften/Sinologie und Politikwissenschaft in Heidelberg und legte 2012-2013 einen Zwischenstopp in Cambridge ein, um mein Interesse an Wissenschaftsgeschichte weiter auszuleben. Inspiriert durch die englische Chorkultur wurde ich 2013 Mitgründerin des studentischen Kammerchores Voces Salomonis Heidelberg. Daneben beobachtete ich für das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung zwischen 2012-2016 ethnische, sozioökonomische, und religiöse Konflikte in China und Myanmar. Zwischen 2013-2015 war ich zudem als Koordinatorin der Heidelberger Initiative „China an die Schulen!“ tätig, einem Vorläufer der China-Schul-Akademie. Das Masterstudium Sinologie und Transcultural Studies schloss ich im Sommer 2017 in Heidelberg ab und begann noch im gleichen Herbst eine Promotion an der University of Nottingham im Rahmen des Projektes Cultures of Occupation in Twentieth Century Asia.
Meine Dissertation beschäftigt sich mit auditiven Propagandastrategien der chinesischen Kollaborationsregime im japanisch besetzten Beijing während des Zweiten Sino-Japanischen Krieges (1937-1945). Dazu finde und analysiere ich Propagandalieder, Konzert- und Radioprogramme, Schallplattenaufnahmen, Filmausschnitte und Zeitungsberichte. Mich interessiert, wie Geräusche und Musik genutzt wurden, um Kollaboration zu rechtfertigen und die Identifikation mit einem panasiatischen Ideal zu fördern. Welche musikalischen Repertoires, Technologien, Ensembles, Räume, Stimmen, und Körper wurden von den Okkupationsregimen mobilisiert und besetzt? Wie sahen die als „Landesverräter“ tätige Musiker sich selbst und wie hat ihre Wertung als solche die wissenschaftliche Aufbereitung von Kollaboration bis heute geprägt? Teil der Arbeit ist eine digitale Liederedition und Konzertdatenbank.
Ein weiteres Interesse gilt der Klanggeschichte, Geschichte der Musiktheorie, Geschichte okkupierter Gebiete im weitesten Sinne, der Wissenschaftsgeschichte, sowie nicht-textbasierten Formen der Wissenskommunikation, z.B. in Form von Klanginstallationen und Netzwerkvisualisierungen.
Ab Oktober 2020 bin ich für die Bereiche Geschichte, Musik, Politik, und Geografie zuständig. Im Rahmen des Projektes werde ich Unterrichtsmodule und Materialien zu Chinas Rolle im Zweiten Weltkrieg sowie einer Klanggeschichte des jüngeren China erarbeiten.