Jonas Schmid

Jonas Schmid

Ich habe in Tübingen Geschichte und Chinesisch auf Lehramt (B.Ed.) und in Tübingen und Beijing Sinologie (M.A.) studiert. Im Rahmen der China-Schul-Akademie beschäftige ich mich mit China im Geschichts- und Religionsunterricht.

Mein Dissertationsprojekt untersucht, inwieweit chinesische Geschichte unter dem Aspekt des inter- und transkulturellen Lernens in den Geschichtsunterricht an deutschen Schulen integriert werden kann. Der Ansatz des inter- und transkulturellen Lernens im Geschichtsunterricht zielt nicht darauf ab, reines Sachwissen zu China zu vermitteln. Im Mittelpunkt steht die Idee, dass durch die Beschäftigung mit China auch eine selbstreflexive Beschäftigung mit der eigenen Geschichte und Kultur angeregt wird. Themen wie Kulturkontakte oder Kulturkonflikte zwischen China und Europa können beispielsweise ein Verständnis für die Schwierigkeiten von Interkulturalität in der Gegenwart schaffen. Durch die Beschäftigung mit der Geschichte der Beziehungen zwischen Europa und China lernen die Schüler*innen stereotypische Darstellungen Chinas kritisch zu hinterfragen: Inwieweit beeinflussen historische Chinabilder beispielsweise auch heute noch unser Verständnis des „Reichs der Mitte“? Wie gehen wir heutzutage mit der deutschen Kolonialgeschichte (in China) und ihren Nachwirkungen um? Der Ansatz des interkulturellen Lernens geht noch stark von Kulturen als klar abgrenzbaren Einheiten aus – Europa auf der einen und China auf der anderen Seite. Transkulturelles Lernen im Geschichtsunterricht zeigt hingegen auf, dass kulturelle Identitäten mehrdimensional und zeitlich wandelbar sind und dass Personen auch mehreren Kulturen gleichzeitig angehören können. Durch die Beschäftigungen mit Austauschprozessen in Eurasien sowie der Geschichte von Grenzgänger*innen zwischen den Kulturen (z.B. Marco Polo, den Jesuiten in China oder chinesischen Migrant*innen in Europa) werden die Lernenden angeregt, in transkulturellen Dimensionen zu denken.

Chinesische Geschichte und Vergleiche zwischen China und Europa im Unterricht fordern dazu auf, Geschichte nicht nur von Europa, sondern auch von Asien aus zu denken: Was meinen wir beispielsweise mit „Moderne“? Kam „die Moderne“ tatsächlich erst mit westlichen imperialistischen Mächten nach Asien oder war China beispielsweise im 17. Jahrhundert nicht mindestens genauso „modern“ wie Europa? Auch die weithin geläufige Darstellung des chinesischen Kaiserreichs als stagnierend und ohne Fortschritt und Entwicklung kann somit durchbrochen werden. Bei diesen Fragen spielen auch Religion und Philosophie eine wichtige Rolle: Können wir überhaupt von dem einen „Konfuzianismus“ sprechen oder hat sich diese „Religion “ nicht - ebenso wie das Christentum - stetig weiterentwickelt? Die Beschäftigung mit China lädt also dazu ein, dass dem Geschichtsunterricht zugrundeliegende eurozentrische Fortschrittsparadigma multiperspektivisch zu hinterfragen.

Sie sind Lehrer*in und fragen sich, wie Sie „chinesische Religionen“ (Konfuzianismus, Buddhismus, Daoismus) oder chinesische Geschichte (beispielsweise China als Teil der „Fenster zur Welt“ in Baden-Württemberg) im Unterricht behandeln können? Sie haben Interesse einen Seminarkurs zur Geschichte Chinas oder den Beziehungen zwischen Deutschland und China zu geben und benötigen dafür Unterstützung? Melden Sie sich gerne bei mir!

Zuletzt bearbeitet von: SV
Letzte Änderung: 08.04.2024
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