Mehr Ideologie im Kino
Wer sich seit Anfang Juli in ein chinesisches Kino begeben hat, um sich von einem der derzeitigen Blockbuster berauschen zu lassen, stutzte vielleicht bei der Kinowerbung (oder vielleicht auch schon längst nicht mehr). Seit nun ungefähr 2 Wochen zeigen chinesische Kinos auf Aufforderung der Regierung einen von vier Propaganda-Trailer zum „chinesischen Traum“. Mit einer „All-star Besetzung“ von Jackie Chan bis Angelababy soll das kurze Video Werte des Sozialismus, des Nationalgefühls vermitteln und seine Zuschauer berühren. Die Promis zitieren Gedichte und Nationalhelden, für ein Screening von Transformers erscheint sogar das schöne Gesicht Li Bingbings auf der Leinwand, die in dem letzten Film der hohlen Roboter-Action-Reihe mitspielte.
Nachdem der Zuschauer bisher eher durch indirekte Maßnahmen dieses Jahres beeinfluss wurde – das neue Filmgesetz, das Filminhalt vorschreibt bzw. verbietet, die zensierten Promi-Webseiten – wird er nun direkt von seinen Lieblingen in 2D angesprochen: „Egal was du tust, solange du unser Land, unser Volk, deine Familie nicht enttäuschst, hilfst du der Realisierung des chinesischen Traums!“
Da wird das Ich-möchte-keine-Kinowerbung-deshalb-komme-ich-zu-spät ja regelrecht zu politischem Widerstand...
|