London

Semester: WS 13/14

Zeitraum: 03. bis 08. November 2013

Leitung: Dr. des. Catrin Kost, Wissenschaftliche Assistentin für Kunstgeschichte Chinas

 

Die Exkursion nach London, auf die wir uns alle lange gefreut haben, fand vom 03. – 08.11.2013 im Zusammenhang mit dem Seminar „Mönche, Händler und Gelehrte – Geschichte und Archäologie der Seidenstrasse(n)“ und zeitgleich mit der Großveranstaltung „Asian Art In London“ statt. Dies gab uns die Möglichkeit, verschiedenste Auktionen und Ausstellungen asiatischer Kunst zu betrachten.

Kuratoren, Restauratoren und Museums Assistants haben uns geduldig und ausführlich Objekte ihrer Sammlungen vorgestellt und uns einen Einblick in ihren Arbeitsalltag gewährt. Diese Exkursion ermöglichte uns viele neue Eindrücke und Erkenntnisse und wird unvergesslich bleiben. Im Folgenden werden die Highlights der Reise von den zwölf Studenten vorgestellt, die an der Exkursion teilgenommen haben.

 

Unser Dank gilt dem Institut für Kunstgeschichte Ostasiens für den großzügigen finanziellen Zuschuss und natürlich Frau Kost, die es uns mit ihrer effektiven Organisation möglich gemacht hat hinter die Kulissen der größten Museen und Institutionen zu schauen. Bedanken möchten wir uns auch bei Frau Knösel für die leckeren Studentenküsse! (LZ)

 

Die Aurel Stein-Sammlung

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Der inhaltliche Schwerpunkt unserer Exkursion lag in der Betrachtung der Aurel Stein-Sammlung. Marc Aurel Stein (1862 – 1943), den man am besten als Universalgelehrten beschreibt, unternahm mehrere Expeditionen entlang der Seidenstraßen und machte auf diesen Reisen beeindruckende Entdeckungen. Er brachte tausende von Objekten zurück nach Europa, aus denen schließlich die Aurel Stein-Sammlung wurde. Die Objekte wurden zunächst komplett nach London geschickt und dort dokumentiert, werden heute aber an verschiedenen Orten aufbewahrt. (UW)

 

British Museum

Malereien und dreidimensionale Objekte der Aurel Stein-Sammlung

In zwei Gruppen geteilt besuchten wir die Aurel Stein-Sammlung im British Museum und begaben uns in die sonst für die Öffentlichkeit verborgenen Bereiche – die Depots. In diesen durften wir uns sowohl die „eindimensionalen“ Malereien als auch die „dreidimensionalen“ archäologischen Funde der Sammlung ansehen.

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Seidenbanner und archäologische Objekte, die uns teilweise bereits im Studium begegnet waren, konnten wir nun aus nächster Nähe betrachten. Clarissa von Spee, eine Absolventin unseres Instituts und Kuratorin am British Museum, zeigte uns berühmte buddhistische Seidenbanner mit Malereien bzw. Stickereien aus Dunhuang. Frau Kost führte uns einen fein mit Seide bestickten Schuh, einen hölzernen Kamm, sowie andere von ihr bearbeitete Objekte der Sammlung vor. Zusammen mit Xanthe, einer der Museum Assistants, berichtete sie uns nicht nur sehr viel Wissenswertes über die Objekte, sondern beantwortete unsere Fragen und gab uns Einblicke in einige Aufgabenfelder am British Museum. (CZ)

 

 

Victoria & Albert Museum

Textilien der Aurel Stein-Sammlung

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Den Donnerstag verbrachten wir im Victoria & Albert Museum. Am Nachmittag trafen wir uns mit Li Xiaoxing, einer der Assistant Curators, um Textilien aus der Sammlung von Aurel Stein zu betrachten, die uns Frau Kost erklärte.

Ich fand einen Hut aus Filz besonders interessant, bei dem wir überlegten, ob er für Männer oder Frauen angefertigt wurde. Am besten hat mir ein Textilfragment aus Leinen mit rot-grünem Muster gefallen, das möglicherweise eine Mohnblume darstellt. Es war wirklich spannend, die mehr als 1300 Jahre alten Objekte zu sehen und ich fühlte mich, als ob ich selbst da war und alles erlebt habe. (TW)

 

British Library

Manuskripte und Textfragmente der Aurel Stein-Sammlung

Am letzten Tag unserer Exkursion nach London trafen wir Susan Whitfield und Emma Goodliffe, die beide für das International Dunhuang Project (IDP) in der British Library arbeiten.

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Susan Whitfield zeigte uns mehrere Manuskripte und Textfragmente aus der Aurel Stein-Sammlung, die insgesamt mehr als 40.000 Textstücke umfasst. Darunter ein buddhistisches Sutra, welches vermutlich mehr als 1000 Jahre alt ist. Wir bekamen einen Einblick darin, wie diese alten Textstücke produziert, gelagert und heute nach neuesten Erkenntnissen konserviert werden. Besonders beeindruckend fand ich das Kapitel 26 des Lotos Sutras, das in einer gebundenen Ausgabe in der oberen Buchhälfte Abbildungen von Bodhisattvas, wie z. B. Guanyin zeigte.

Heute sind die meisten Objekte der Aurel Stein-Sammlung über die Webseite des International Dunhuang Project für Wissenschaftler und Interessierte zugänglich. Dort werden Fotos, Übersetzungen der Texte und Informationen zu den Objekten frei zur Verfügung gestellt. Nach vorheriger Absprache können jedoch auch die Originale in der British Library studiert werden. (SF)

 

British Museum

Besuch in der Abteilung Stone Conservation

Am Mittwochvormittag hatten wir die einmalige Möglichkeit hinter die Kulissen des British Museum zu schauen, als wir Zugang zu den Arbeitsräumen des Conservation-Teams erhielten.

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Anhand einiger ausgewählter Wandfragmente aus der Aurel Stein-Sammlung, erläuterte uns die Projektarbeiterin Alexa Clifford, wie hoch zerbrechliche Fragmente am Museum konserviert werden. Sie erklärte uns, wie sie die Objekte zuerst von der oberflächlichen Schmutzschicht befreite, um sie anschließend für die Zukunft nach besten Wissen und Gewissen gemäß heutiger Restaurierungsstandards zu stabilisieren und zu erhalten. Die Erhaltung und Reinigung, aber vor allem die Wiederherstellung teilweise zerstörter Kunstobjekte gehört zu den Aufgabengebieten der Museumsrestauratoren.

Durch die stark in Mitleidenschaft gezogene griechische Skulptur „Raub der Europa“ wurde uns erläutert, welche Überlegungen seitens der Mitarbeiter gemacht werden um dieses Meisterwerk zu restaurieren und bald möglichst der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zuletzt wurde uns die hochtechnologisierte Säuberung von Kunstobjekten mit Lasern vorgestellt. (AG)

 

Bonhams Knightsbridge

Besuch der "Asian Art" Auktion

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Einen Einblick in den Ablauf einer Auktion erlangten wir bei dem Besuch des Auktionshauses Bonham's.

Das jeweilige Auktionsgut, „Lot“ genannt, wurde vom Auktionator aufgerufen und via Bildschirm vorgeführt. Es folgte die Versteigerung, wobei der angesagte Einstiegspreis in Steigerungsstufen angehoben wurde. Gebote wurden von registrierten Käufern vor Ort, sowie Telefon- und Internetbietern entgegengenommen. Nach Abgabe des höchsten Gebotes besiegelte der Zuschlag den Verkauf. Dies geschah jedoch in diesem Fall ohne die erwartete Ansage „zum 1., zum 2., ...“. Die Verkaufpreise der zu Beginn versteigerten chinesischen Porzellan- und Jadeobjekte rangierten zwischen 300 und 13.000 Euro. Generell verliefen die Versteigerungen sehr zügig und beanspruchten meist weniger als eine halbe Minute pro Objekt.

Der gesamte Ablauf umfasst zudem jedoch äußerst vielschichtige Vorgänge im Vorfeld und in der Nachbereitung einer Auktion. Eine solche direkt verfolgen zu können und etwas über das Auktionswesen im Allgemeinen zu erfahren war höchst interessant. (RS)

 

British Museum

"Tour of the Dead"

Am Dienstag besuchten wir das Department of Ancient Egypt and Sudan (AES) des British Museum und begaben uns auf die „Tour of the Dead". Dieses Event klingt ein wenig unheimlich, ist aber tatsächlich sehr spannend gewesen.

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Außer natürlich Mumien haben wir noch viele andere Objekte gesehen, wie z. B. ein Exemplar des ägyptischen Totenbuchs, den Schmuck einer Prinzessin, und ein Papyrus mit der ältesten bekannten mathematischen Darstellung von π (pi). All diese wunderbaren Objekte zeigten uns die Weisheit und das Geheimnis von Ägypten. Und sicherlich werden wir auch nicht vergessen, was Daniel Antoine sagte, als wir zum ersten Mal das Department betraten: "What you smell is mummies' smell!" (MZ)

 

British Museum

Ausstellung "Shunga: Sex and Humour in Japanese Art, 1600 – 1900"

Die Ausstellung „Shunga: Sex and Humour in Japanese Art “ zeigt die Entwicklung von Shunga (wörtl. „Frühlingbilder“) als Teil des Ukiyo-e-Genres während der Edo- und Meiji-Zeit. Die Ausstellung zeigt Malereien, Holzschnitte, Kupferstiche, Bücher, Postkarten und Fotos.

Shunga

Ein erster Blick auf die Objekte hat mich schockiert, weil in Shunga-Darstellungen vor allem Geschlechtsteile in übertriebener Weise abgebildet werden.

Die Ausstellung hat nicht nur zum Ziel, die Bedeutung von Shunga als Genre herauszuarbeiten, sondern stellt auch japanische und chinesische Frühlingsbilder gegenüber. Letztere haben eine Tradition, die bis in die Zeit der Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) zurückreicht. (XL)

 

Victoria & Albert Museum

Ausstellung "Masterpieces of Chinese Painting"

Masterpieces of Chinese Painting

Die Ausstellung "Masterpieces of Chinese Painting" zeigt chinesische Malereien, darunter Hängerollen, Querrollen, Fächerblätter sowie buddhistische Zerimonialbanner, die im Laufe des frühen 8. bis späten 19. Jahrhunderts entstanden. Zahlreiche weltweit bekannte sowie kunsthistorisch bedeutende Werke der chinesischen Malerei werden hier erstmals gemeinsam ausgestellt. Die Ausstellung zeigt Werke von Kaiser Huizong, Ni Zan, Zhao Mengfu und Dong Qichang. Bei den über 70 Malereien handelt es sich um Leihgaben von Museen aus aller Welt, darunter Werke aus den Sammlungen des British Museum, des Palastmuseums Beijing, und des Musée Guimet in Paris.

Anhand einiger der bedeutendsten Meisterwerke zeigt die Ausstellung eine Komprimierung der Chinesischen Malereigeschichte. Die Ausstellung folgt einer Unterteilung nach den herrschenden Dynastien, sodass buddhistische Kultbilder und höfische Szenen der Tang-Dynastie ebenso zu sehen sind wie Song-zeitlicher „Naturalismus“ und die politische Kritik der Yuan-zeitlichen Malerei. Vorgestellt werden auch Traditionalismus und Exzentrik in der Ming-Zeit und Malerei mit westlichen Einflüssen der Qing-Zeit.

Herausragend fand ich vor allem Ni Zans „Wälder und Täler vom Berg Yu“, ein Werk ohne dass nur wenige Seminare und Vorträge zur chinesischen Malerei auskommen. Dieses Yuan-zeitliche Meisterwerk einmal im Original vor sich gesehen zu haben, ist eine bereichernde Erfahrung und etwas ganz anderes als winzige Abbildungen in Büchern und unscharfe Powerpoints. (AW)

 

Fotogalerie

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Verantwortlich: SH
Letzte Änderung: 10.12.2013
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