Schweizer, Briten und Kanadier in China

Walter Bosshard (1892-1975) war ein Journalist und Photograph, der vor allem in den dreißiger und vierziger Jahren in China arbeitete; vorher hatte er Indien besucht. In der Neuen Zürcher Zeitung berichtete er im Sommer 1938 über seinen Besuch in Yan’an. In der Ausgabe vom 17.8.1938 wird sein Besuch bei Mao (im Frühjahr) behandelt. Während des Zweiten Weltkriegs war er vor allem in Europa tätig, ab 1946 wieder in China, 1947 noch einmal in Yan‘an. Er berichtete auch noch über den Koreakrieg und verbrachte seine letzten Lebensjahre in Spanien.

Ein Jahr vor Bosshard waren schon Agnes Smedley, Helen Snow und Anna Wang nach Yan’an gereist. Im März 1938 trafen auch der Arzt N. Bethune und die Krankenschwester J. Ewen dort ein. Der Herr wurde durch seinen frühen Tod in China als Baiqiu’en berühmt, die weniger bekannte schottisch-kanadische Dame lebte allerdings länger und konnte daher Memoiren veröffentlichen. Hierin wird auch ein Treffen mit Mao erwähnt:

„I rushed to tell Dr. Bethune that Mao Tse-tung had sent for him. The doctor was in bed. […] the Chairman worked during the night hours from midnight to sometimes eight or nine […] His shadow on the wall seemed to accentuate his height. […] The man came towards us smiling […] all he asked of me was where I had learned to speak such good Chinese. […]  The night flew by on wings, and before we knew it, April second had arrived. […] Far away a rooster crowed.“ (J. Ewen: China Nurse, 1981, 86-88) 

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(In der Mitte J. Ewen, rechts A. Smedley – nicht in Yan‘an)

 

 

Rudolf Alfred Bosshardt (1897-1993) stammte aus einer Schweizer Familie, wurde jedoch in England geboren.

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Von den frühen zwanziger Jahren bis Anfang der fünfziger Jahre war er – mit Unterbrechungen – in China als Missionar tätig und ging dann nach Laos. Während des Langen Marsches einer kleineren kommunistischen Armee wurde er vorübergehend festgenommen und lernte den Kommandeur Xiao Ke kennen. Später schrieb er darüber ein Buch – The Restraining Hand - Captivity for Christ in China (1936) – und schenkte es Xiao Ke.

 

Eine nicht so richtige Schweizerin war die in Hamburg geborene Lily Abegg (1901-1974), die viele Jahre in Ostasien lebte und – vor allem – als Korrespondentin der Frankfurter Zeitung arbeitete. Als „Schweizerin“ konnte sie auch in den fünfziger Jahren in die Volksrepublik reisen, als die BRD noch keine diplomatischen Beziehungen mit China unterhielt. Sie veröffentlichte zahlreiche Bücher über China und Japan. (Chinas Erneuerung, Ostasien denkt anders, Im neuen China, Vom Reich der Mitte zu Mao Tse-tung)

 

Ella Kini Maillart (1903-1997) und Annemarie Schwarzenbach reisten 1933 gemeinsam in den Nahen und Mittleren Osten, im Fernen Osten war aber Schwarzenbach nicht dabei. Stattdessen reiste Maillart im Frühjahr 1935 mit Peter Fleming (dem älteren Bruder von Ian Fleming) von Peking (über Xi’an und Lanzhou) durch Nordwest-China und veröffentlichte 1937-38 Verbotene Reise/ Oasis interdites/ Forbidden Journey, Fleming 1936 News from Tartary: A Journey from Peking to Kashmir (Tartaren Nachrichten: ein Spaziergang von Peking nach Kaschmir). [Zu der Zeit als die beiden von Xi’an nach Lanzhou fuhren, waren die chinesischen Kommunisten gerade – auf ihrem Langen Marsch – in Yunnan und Sichuan und durchquerten wenig später das Gebiet, das die beiden Europäer gerade verlassen hatten.]

 

Autor: Dr. Thomas Kampen

 

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Letzte Änderung: 13.06.2019
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