100. Geburtstag von Professor Dietrich Seckel
Vor 100 Jahren, am 6. August 1910 wurde Dietrich Seckel in Berlin geboren. In seinem Leben setzte er sich wie kein anderer für die Kunstgeschichte Ostasiens ein und etablierte dieses neue Fach institutionell in Heidelberg, als erster und lange Zeit einziger Lehrstuhlinhaber. Er war eine kraftvolle Persönlichkeit, ein warmherziger Kollege, ein großer Gelehrter und engagierter akademischer Lehrer. Seine systematischen Arbeiten, vor allem über buddhistische Kunst, begründeten seinen internationalen Ruf. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und werden noch heute als Textbücher genutzt.
Nach der Promotion über Hölderlins Sprachrhythmus, die er 1936 bei Julius Petersen in Berlin ablegte, ging er als Deutschlektor nach Hiroshima und zwei Jahre später in den Norden von Tōkyō. Kriegsbedingt dauerte sein Auslandsaufenthalt elf Jahre, die er nutzte sich intensiv in die japanische Kultur und Kunst ein zu arbeiten. Im Anschluss an seine Rückkehr nach Deutschland arbeitete er zunächst an der Württembergischen Landesbibliothek und habilitierte sich 1948 mit 38 Jahren bei August Grisebach in Heidelberg. Damit erhielt er die Venia Legendi für ein Fach, das es nicht gab und das er sich folglich auch autodidaktisch hatte aneignen müssen, die Kunstgeschichte Ostasiens.
In den Jahrzehnten als Privatdozent, Leiter der kleinen ostasiatischen Abteilung im Kunsthistorischen Institut der Heidelberger Universität, begann er die Kunstgeschichte Ostasiens als Fach zu etablieren. 1959 erhielt er dort seine erste unbefristete Stelle als wissenschaftlicher Rat und 1965 wurde für ihn ein Ordinariat eingerichtet. Entscheidende Anstöße für die Einrichtung des zweiten Ordinariats des Faches in Zürich, gingen ebenfalls von ihm aus.
Seckels wissenschaftliche Arbeiten zeichnen sich durch detaillierte Formanalysen, eine schöne und präzise Sprache und einen systematischen Zugriff aus, mit dem er große Mengen von Material zu ordnen verstand. Mehrfach hat er dem Fach neue Forschungsfelder erschlossen, so die ostasiatische Schriftkunst, die Raumdarstellung in der Malerei und das Porträt.
Auch nach seiner Emeritierung 1976 nahm er regen Anteil am akademischen Leben der Universität. Er förderte Nachwuchswissenschaftler mit dem von ihm eingerichteten Fonds Kunstgeschichte Ostasiens, wurde als korrespondierendes Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften gewählt und wirkte im Kuratorium des Völkerkundemuseums als geschätzter Ratgeber.
An seinem 95. Geburtstag, erschien der dritte und abschließende Band seines monumentalen Alterswerks über das Porträt in Ostasien. Am 12.2.2007 starb Prof. Dr. Dietrich Seckel mit 96 Jahren, ein tatkräftiger und erfolgreicher Mittler zwischen den Kulturen.
An sein Leben und Werk erinnert eine kleine Vitrinenausstellung im Erdgeschoss der Universitätsbibliothek Heidelberg, die die Mitarbeiter des Instituts für Kunstgeschichte Ostasiens mit Leihgaben aus dem Universitätsarchiv Heidelberg und einer Privatsammlung erstellt haben. Die Präsentation befindet sich im Zugangsbereich zur Ausleihe der Bibliothek, Plöck 107-109, und ist vom 6. August bis Ende November 2010 zu sehen. Die Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten der Bibliothek besichtigt werden. Der Eintritt ist frei. Zu Beginn des Wintersemesters wird in einem Vortragsabend seinem Leben gedacht und sein Werk auch den Studierenden an dem von ihm eingerichteten Lehrstuhl vorgestellt.
Nachruf auf Prof. Dr. Seckel von Prof. Dr. Ledderose, erschienen in den Nachrichten der Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens / Hamburg.
Am 23. November fand der Vortragabend Erinnerung an Dietrich Seckel zum 100. Geburtstag statt. Weitere Details dazu entnehmen Sie bitte der Einladung.
- 2017 | Vitrinenausstellung: Beziehungen und Verwicklungen. Asien und Deutschland in den Weltkriegen
- 2020 | 110 Jahre Dietrich Seckel
Foto: Prof. Dr. Dietrich Seckel, © Ingeborg L. Klinger, Heidelberg