Chinesische Auslandsstudierende im Lexikon: Ein Einstieg

Vor genau drei Jahrzehnten tauchte in den Buchläden der Hauptstadt ein ungewöhnliches Nachschlagewerk auf. Für die meisten, die es sahen, war es wohl das erste Buch aus einer Druckerei in Heilongjiang von einem Verlag in Jilin: Zhonghua liuxue mingren cidian 中华留学名人辞典. 

Das Werk mit mehr als 770 Seiten war von einem Autorenkollektiv ediert worden. Vorne gibt es ein Inhaltsverzeichnis (nach Strichzahlen), hinten ein Verzeichnis der Studienländer. 

 

Besonders freute ich mich, den Autor des Vorworts zu sehen: Wu Xiuquan 伍修权. Dieser hatte in Moskau studiert, arbeitete während des Langen Marsches für Otto Braun als Dolmetscher, war in Jugoslawien Botschafter und besuchte in den sechziger Jahren auch Berlin. Allgemein bekannt wurde er als Richter im Viererbandenprozeß und veröffentlichte auch noch umfangreiche Memoiren. Er hatte 1925 zur ersten Gruppe der Studierenden gehört, die von Shanghai über Wladiwostok nach Moskau gereist waren, um an der neugegründeten Sun Yatsen Universität zu studieren. Viele der 2000 im Lexikon beschriebenen Personen kannte er persönlich. (Er hat übrigens seine Stellung im Aussenministerium verloren, weil er zuviel Sympathie für die jugoslawische Reformpolitik unter Tito geäußert hatte.) 

 

Die Stärke des Buches ist die Darstellung der Auslandsaufenthalte; allgemeine Biographien der betroffenen Personen gibt es auch in vielen anderen Lexika. Leider fehlen Quellenangaben. 

Wie in den meisten Büchern von chinesischen Autoren über Chinesen im Ausland, gibt es keine Hinweise auf die im Ausland verwendeten Namen/Umschriften. Auch auf Photos wurde leider verzichtet. 

 

Zu der Zeit als das Buch erschien, gab es allerdings nichts besseres. 

 

Dr. Thomas Kampen 

https://www.reihe-gelbe-erde.de/rge/bilder/008.pdf

Zuletzt bearbeitet von: Joost Brokke
Letzte Änderung: 05.06.2023
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