Zwei Chinareisen der österreichischen Architektin Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000)

In den Jahren 1934 und 1956 besuchte Margarete Schütte-Lihotzky China, erst mit ihrem Mann, beim zweiten mal ohne ihn. 

Die Architektin war 1897 in Wien geboren worden, die Familie war teilweise deutsch, teilweise ukrainisch; 1927 heiratete sie den Architekten Wilhelm Schütte. 

Das Paar arbeitete 1934 in Moskau; das war eine günstige Gelegenheit, eine Ostasienreise zu unternehmen. 

Die erste Reise war zunächst eine Bahnreise durch Sibirien mit Bootsfahrt nach Japan und einem Abstecher nach China. In Japan besuchten sie den befreundeten Bruno Taut. Nach ein paar Wochen in Japan ging es von Nagasaki mit dem Schiff nach Shanghai. In China wurden auch Hankou, Hangzhou, Nanjing und Beijing besucht. In der damaligen Hauptstadt Nanjing wurden ihnen auch Arbeitsplätze angeboten, die sie aber ablehnten. 

(Das Paar arbeitete erst mal in Moskau weiter, später war sie auch in der Türkei; während des Krieges saß die linke Architektin fünf Jahre in einem österreichischen Gefängnis.) 

Als Mitglied einer Studiengruppe war die Architektin zwei Jahrzehnte später noch einmal in China, vor allem in Beijing, der Stadt, die nun wieder Hauptstadt war. Dieses mal war es eine Flugreise (auch über Moskau), die im September und Oktober 1956 stattfand, die Piloten flogen auch die gleiche transsibirische Route (ab Irkutsk über die Mongolei) - Flugzeit: 32 Stunden. Etwa fünf Wochen waren die Teilnehmer in der Volksrepublik, auch dieses mal wurden wieder Nanjing und Shanghai besucht. 

Die Architektin hat sich auch in ihrer zweiten Lebenshälfte vor allem mit ihrer Berufstätigkeit beschäftigt und wenig Erinnerungen veröffentlicht. Der ausführliche Bericht über die zweite Chinareise wurde erst nach ihrem Tod veröffentlicht. 

Die Bände von ihr und über sie enthalten Texte, Photos, Karten, Grafiken und andere Illustrationen. 

Literatur

Bois/Reinhold: Margarete Schütte-Lihotzky, Basel, 2019. 

M. Horncastle: Margarete Schütte-Lihotzky, Wien 2019. 

Margarete Schütte-Lihotzky: Millionenstädte Chinas, Wien, 2007. 

Dr. Thomas Kampen