Die erste Chinareise: in acht Tagen um die halbe Welt

Meine erste Chinareise begann am Bahnhof Zoo. Damals konnte man mit einmaligem Umsteigen die chinesische Hauptstadt erreichen. (Erstaunlicherwiese besaßen zu der Zeit weder die "Hauptstadt der DDR" noch die sowjetische Hauptstadt einen echten "Hauptbahnhof"; auch in China wurde damals nur vom Bahnhof geredet, viel mehr hätten wir zu der Zeit auch nicht verstanden.) 

 

Ich hatte als junger Mensch das Glück mit Anderen zu reisen, die die Fahrt schon früher gemacht hatten und auch die Fahrkarten besorgten. Das Gruppenticket war auch für den kleinen Mann von der Lessingstrasse finanzierbar. 

 

Die ersten Tage der Bahnfahrt waren unspektakulär und dienten vor allem dazu, den Stress vor der Abreise zu verarbeiten. Als wir uns dem Baikalsee näherten, begannen wir auch uns schon über den Zielort Gedanken zu machen. 

Vorher kam jedoch der Höhepunkt der Fahrt: die Mongolei. In Ulan Bator konnten wir ein paar Stunden rumlaufen und vom mongolischen Speisewagen die beeindruckende Landschaft betrachten, einschließlich der ersten Wüste, die ich in meinem Leben sah. 

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Ziemlich unspektakulär war der chinesische Grenzort Erlian. Hier hatten wir Zeit zur Bank zu gehen und ein Kaufhaus zu besuchen in dem es viel blaue Baumwollkleidung gab. Wir lernten allerdings, dass man in der Mittagshitze mit diesen Sachen sehr ins Schwitzen geriet. 

 

Dann ging die Fahrt weiter und wir passierten auch Zhangjiakou, das später olympischen Ruhm erlangte. Nun wurde auch die Landschaft etwas grüner. Als wir den Zielbahnhof erreichten, war es schon dunkel; glücklicherweise wurden wir abgeholt und zum Spracheninstitut gefahren. 

Die Männer landeten im Haus 8. Balou war schrecklich, unten finster, oben heiß; aber die Älteren kannten das ja schon und die Jüngeren waren noch euphorisch. 

 

Die Sprachkurse waren nicht sehr effizient; immerhin lernten wir mit der Bürokratie zu kämpfen. 

Der größte Erfolg unserer Bemühungen war, daß wir die offiziell angekündigte Gruppenreise nach Südchina abwenden konnten und die Erlaubnis bekamen, individuell zu reisen. 

 

Damit löste sich auch unsere Transsibgruppe auf und wir machten uns jeweils mit 3-4 Leute auf ddie Reise in den Süden. 

So entdeckte ich dann auch meine Lieblingsstaadt in meiner Lieblinsprovinz über die ich später meine Magisterarbeit schrieb (Chengdu in Sichuan). Auch mein Lieblingsberg (Emeishan) war dort. 

Die Fahrerei endete nach Besuchen in Kunming und Guilin in Hongkong. Die Hafenstadt war für weitere Bahnfahrten untauglich und so flogen wir - nur noch zu zweit - nach London Gatwick. 

Vorher hatten wir einige Nächte in Chungking Mansions verbracht, was ich niemandem empfehlen würde. 

(Dort, wie auch später in Chongqing, habe ich den Dialekt nie verstanden.) 

 

 

 

 

Dr. Thomas Kampen

Zuletzt bearbeite von:: Joost Brokke
Letzte Änderung: 23.12.2022
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