Von Osteuropa über Westeuropa nach Ostasien und Südasien

Zufällig im gleichen Jahr – 1989 – erschienen in Beijing Aid China und in Frankfurt Schalom Libertad. Im ersten ging es mehr um China, im zweiten um den Spanischen Bürgerkrieg; in beiden wurden jedoch mehr als ein Dutzend europäischer Mediziner(innen) erwähnt, die nach dem Ende des Spanischen Kriegs nach China gingen. Drei Jahrzehnte später erschien dann The International Relief Corps in Wartime China in dem es um die gleichen Leute ging und um einige, die kriegsbedingt auch noch von China nach Burma und Indien weiterreisten.
 
Das erste Buch erschien auf Englisch in China und ist im Westen wenig bekannt. Das zweite ist aus Deutschland; aufgrund verschiedener Ausgaben – gebunden und Paperback – ist es hier sehr verbreitet, aber kaum jemand erwartet bei dem Titel, dass es auch um China geht. Das dritte Werk ist aus North Carolina und relativ neu, sodass in Europa bisher wohl kaum jemand reingeschaut hat. Alle Bücher sind illustriert, der neueste Band hat sogar chinesische Zeichen und wirkt am akademischsten.  
 
Der erste Autor war Arthur Clegg; er wurde 1914 in England geboren; er kannte viele Beteiligte war aber kein Arzt sondern mehr Journalist. Das zweite Buch ist von dem 1924 in Polen geborenen Publizisten Arno Lustiger, der deutschsprachig viel über jüdische Themen schrieb. Der dritte Autor ist der 1954 geborene Amerikaner Robert Mamlok, dessen Vater der in Oberschlesien geborene Dr. Erich Mamlok war, der später nach China ging; auch der Sohn ist Mediziner. Robert Mamlok ist zwar selbst kein Zeitzeuge, konnte aber Kinder der Ärzte treffen und China besuchen.
 
Die in den Büchern behandelten Personen wurden meist vor dem Ersten Weltkrieg in Mittel- und Osteuropa geboren und starben nach dem Zweiten Weltkrieg. Einige gingen mit Ehepartnern nach China, andere heirateten dort oder erst nach dem Verlassen Ostasiens. Einige wenige erlebten noch die nächste Jahrhundertwende.
 
Die wichtigsten erwähnten Personen waren:

  • Baer, Herbert (1898-1946), Deu. Spa. Chi. Ind.
  • Becker, Rolf (1906-1999), Deu. Spa. Chi.
  • Flato, Samuel Moses St. (1910-1972), Pol. Spa. Chi. Ind.
  • Freudmann, Walter (1911-1993), Öst. Spa. Chi. Bur. Ind.
  • Iancu, David (1910-1990), Rum. Spa. Chi.
  • Jensen, Fritz/Friedrich (1903-1955), Tsche. Spa. Chi.
  • Jungermann, Wolf (1909-89) + Edith (1908-81), Pol./Deu. Spa. Chi.
  • Kaneti, Ianto (1910-2004), Bul. Spa. Chi.
  • Kisch, Bedrich/Friedrich (1894-1968), Tsche. Spa. Chi. Ind.
  • Kranzdorf, Iacob/Jakub (1904-1976), Rum. Spa. Chi.
  • Kriegel, Frantisek (1908-1979), Pol. Spa. Chi. Ind.
  • Mamlok, Erich (1913-1991), Deu. Chi. Ind.
  • Schoen, Gyorgyi / George (1912-1977), Ung. Spa. Chi.
  • Taubenfligel, Victor/Wiktor (1909-1994), Pol. Spa. Chi. Bur. Ind.

Besonders hinzuweisen ist auf Frantisek Kriegel, dessen Heimatstadt Stanislau/Stanislawow zu verschiedenen Zeiten zu Österreich-Ungarn, Polen und der Ukraine gehörte. Da es ihm in seiner Heimat nicht erlaubt war, Medizin zu studieren, ging er nach Prag. So galt er in diversen Berichten auch als Pole oder Tscheche. Er gehörte zu den ersten mitteleuropäischen Ärzten, die in Spanien auftauchten. Da sein Vater starb als er zehn war und die Familie sich nur schwer durchschlagen konnte, ist es nicht überraschend, dass er später als eigensinnig und schwierig beschrieben wurde.
 

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Er gehörte in der CSSR zu den Aktivisten des „Prager Frühlings“ und soll später in einem Gefängniskrankenhaus gestorben sein.
 

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Wolf Jungermann, Herbert Baer, Robert Li, Walter Freudmann, Edith Marens, Frantisek Kriegel (1939)
 

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Literatur:

  • Walter Freudmann: Tschi-lai!, Linz, 1947.
  • Fritz Jensen: China siegt, Berlin, 1950.
  • Arthur Clegg: Aid China - A memoir of a forgotten campaign, Beijing, 1989.
  • Arno Lustiger: Schalom Libertad – Juden im spanischen Bürgerkrieg, Frankfurt, 1989.
  • Eva Barilich: Fritz Jensen, Wien, 1991.
  • Israel Epstein: Xibanya yisheng zai Zhongguo, Wenshi Tiandi, 5, 1995.
  • Thomas Kampen: Chinesen in Europa – Europäer in China: Journalisten, Spione, Studenten. Gossenberg, 2010.
  • Thomas Kampen: Deutsche und österreichische Kommunisten im revolutionären China, Jahrbuch für historische Kommunismusforschung, 1997, 88-104.
  • Robert Mamlok: The International Medical Relief Corps in Wartime China, 1937-1945, Jefferson, 2018.

 
Dr. Thomas Kampen
 

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甘扬道夫妇结婚时的合影
 

Zuletzt bearbeitet von: Mariana Münning
Letzte Änderung: 26.05.2022
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