Meine Erinnerungen an Herrn Dr. Spaar

Von Herrn Dr. Spaars Tod zu erfahren, hat mich sehr getroffen. Für mich ist es nicht nur ein Verlust auf der Ebene der Wissenschaft und der Lehre, sondern auch auf der persönlichen Ebene. Ich habe ab dem Jahr 2004 an der Universität Heidelberg Sinologie studiert und strebe nun den Beruf des Chinesischlehrers am Gymnasium an. Bei Herrn Spaar habe ich nicht nur das berüchtigte Propädeutikum absolviert, wofür er im Jahr 1994 den Lehrpreis des Landes Baden-Württemberg erhalten hat, sondern auch zahlreiche andere Kurse, sei es „Systematische Wiederholung der Grammatik“, „Politische Slogans“, „Tang-Gedichte“ oder „Schriftsprache im 20. Jahrhundert“. Es war überhaupt erst die Präsenz von Herrn Spaar auf der Internetseite der Universität, wo auch seine herausragende Dissertation an der Universität Bochum genannt wurde, die mich zum Studium der Sinologie in Heidelberg motiviert hat.

Viele werden ihn auch als sehr strengen Lehrer mit Ecken und Kanten kennen, aber ich hatte das Gefühl, dass er merkte, wenn jemand motiviert war. Für uns nahm er sich viel Zeit. Ein Lob von ihm, auch wenn es eigentlich nur ein schlichtes „geht doch“ war (denn ich war zu Anfang nicht gerade besonders gut), bedeutete für mich viel und hat mich angespornt, mich weiter durchzubeißen und zu verbessern.

Herr Spaars Unterricht war geprägt von seinem fundierten Wissen in der Sinologie und der Sprachwissenschaft und machte deutlich, dass er nicht nur Lehrer, sondern auch Wissenschaftler war. Diese Phrasen, die vielen Kommiliton:innen sicher noch im Gedächtnis geblieben sind, wie „Verdopplung des Verbums zum Ausdruck der Beiläufigkeit“, zeugen davon. Ich erinnere mich, wie er uns bei der Erklärung von neuen Schriftzeichen und Vokabeln bombardierte mit philologischem und historischem Wissen, dem Kettfaden im Webstuhl (經), der Kaurischnecke (貝) als antikes Zahlungsmittel, der Wölbbrettzither (琴), und als sich dann endlich jemand traute, sich zu melden, um zu fragen, was das ist, fragte er verdutzt: „Ach, das wissen Sie nicht?“ Aber dann erklärte er es uns jedes Mal.

Neben dem Akademischen ist mir auch ein persönlicher Moment im Gedächtnis geblieben. Herr Spaar und ich machten beide eine schwere Zeit durch, und es kam dazu, dass wir mit Tränen in den Augen in seinem Büro standen und er sagte: „Was will man denn mehr, als dass es der Familie gut geht?“

 

Maurice Ozaine

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Letzte Änderung: 24.02.2021
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