Zwei Autorinnen und vier Bücher: Klara Blum und Yang Zhidong

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In den siebziger Jahren starb die deutschsprachige Autorin und Sprachlehrerin Klara Blum in China.

In den achtziger Jahren traf ich in der chinesischen Hauptstadt am Spracheninstitut einige Germanistikstudentinnen; eine von ihnen hieß Yang Zhidong, die ich danach nicht mehr wieder sah. 

Drei Jahrzehnte später entdeckte ich allerdings zwei Bücher von Yang, eine Dissertation über Klara Blum und eine „Kommentierte Auswahledition“ ihrer Werke.

 

Da Blum in Czernowitz geboren wurde und nie länger in Deutschland lebte, war sie in der Bundesrepublik kaum bekannt. Da jedoch die DDR in den fünfziger Jahren mit der Volksrepublik China verbündet war, druckte man einige ihrer Chinatexte. Die DDR wollte aus politischen Gründen Publikationen über China drucken, hatte aber kaum qualifizierte Übersetzer für Originaltexte. Da kam die deutschsprachige Autorin im Fernen Osten gerade recht; als linke Autorin konnte sie schlecht in der BRD publizieren und in der Sowjetunion (und Osteuropa) gab es kaum Interesse an ihren deutschsprachigen Werken.

 

Die 1904 geborene Autorin traf 1947 in China ein und blieb dort bis zu ihrem Tod (1971). In den zwanziger und dreißiger Jahren hatte sie in verschiedenen europäischen Städten gelebt, vor allem in Wien und Moskau. In China hielt sie sich vor allem in Shanghai, Nanjing und Guangzhou auf, im Gegensatz zu den meisten Ausländern aber nicht in Beijing. Da sie als Sprachlehrerin arbeitete und viele Jahre in Städten mit geringem Ausländeranteil verbrachte, hatte sie mehr Kontakt mit Chinesen als andere Europäer und Amerikaner. Sie erlangte die chinesische Staatsbürgerschaft und wurde Mitglied des Schriftstellerverbands, hatte aber wenig Kontakt mit prominenten Politikern oder Intellektuellen.

Der Hintergrund ihres Chinaaufenthalts war nach ihrer Darstellung eine „Affäre“ mit einem Chinesen in Moskau und die Suche nach diesem nachdem er verschwunden war. Dieser Herr Zhu war allerdings in der Sowjetunion verhaftet worden und ist dort offenbar umgekommen. Sie selbst glaubte, er wäre nach China zurückgekehrt und reiste deswegen dorthin. Als sie nach dem Kriegsende in Shanghai eintraf, verließen gerade die europäischen Flüchtlinge, die die Kriegsjahre dort verbracht hatten, die Stadt.

( Shanghai  -  Neapel  -  Berlin:  Eine historische Reise im Sommer 1947SHAN Newsletter, Mai 2018, Nr. 94  )

 

Die Dichterin, die keinen „nützlichen“ Beruf erlernt hatte, wurde dann Sprachlehrerin. Es gelang ihr die Familie des gesuchten Mannes zu kontaktieren; da wurde ihr dann klar, dass er nicht in China lebte.

Weitere Erkenntnisse brachte der Kontakt mit dem Schriftsteller Xia Yan, der in den dreißiger Jahren Zhu gekannt hatte. (siehe Xia Yan: Lan xun jiu meng lu 懶尋舊夢錄 / )

 

Sie verbrachte offenbar auch die Kulturrevolutionsjahre in der Provinz Guangdong als das Interesse an Fremdsprachenunterricht gering war.

(In den fünfziger Jahren konnte sie in die DDR reisen, hatte aber wohl kein Interesse daran, in Europa zu bleiben.)

Nach ihrem Tod war zunächst in China und Europa das Interesse an ihren Werken gering, erst in den achtziger Jahren begannen sich einige Germanisten mit ihr zu beschäftigen. Außerdem bemühten sich einige Arbeitskollegen und frühere Schüler, ihre Verdienste zu würdigen.

Die 1957 geborene Yang Zhidong promovierte (nach ihrem Studium in Beijing) 1995 in Siegen und arbeitete später in Klagenfurt.

 

 

Blums Leben ist auf mehreren Webseiten dokumentiert:

 

https://theodorkramer.at/projekte/exenberger/mitglieder/klara-blum

 

http://www.literaturepochen.at/exil/a5336.html

 

http://www.celanzentrum.com/dt_team/blum-klara/

 

 

Literatur:

 

 

Klara Blum: Der Hirte und die Weberin (1951).

 

 

Klara Blum: Das Lied von Hongkong (1959).

 

 

 

 

Yang Zhidong: Klara Blum´- Zhu Bailan 1904-1971 (1996).

 

 

Yang Zhidong: Klara Blum - Kommentierte Auswahledition (2001).

 

 

Dr. Thomas Kampen

 

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Letzte Änderung: 01.12.2020
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