Sinologie in den Beruf mit Oliver Schulz

Unter dem Motto "Interkulturelle Barrieren erfahren – Eine Erkundungstour durch die zwei Welten Geisteswissenschaften und freie Wirtschaft" sprach Oliver Schulz am 23.1.2020 zu uns im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe "Sinologie in den Beruf", um uns von seinen Erfahrungen als Sinologie in der Welt der Online-Apotheken zu berichten. Er ist kein Unbekannter in der Heidelberger Sinologie, verbrachte er doch bis vor wenigen Jahren unzählige Stunden in der Bibliothek - noch in der Akademiestraße - und absolvierte dort 2014 seinen Master in Sinologie mit dem Nebenfach Geschichte. Zuvor hatte er 2010 an der FU Berlin den BA Chinastudien mit dem Nebenfach Politik erworben. 2015 begann er zunächst als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Freiburg. In Peking, Xi'an und Taibei verbrachte er Auslandsaufenthalte.

Doch der Wissenschaftsbetrieb konnte Oliver Schulz auf Dauer nicht halten. Er wagte den Sprung zur mittlerweile größten deutschen Online-Apotheke apo-discounter.de. Hier arbeitet er in der Business Unit China und ist dort zuständig für die Bereiche Business Development, Logistik und B2B. Zu seinem Jobprofil gehören auch regelmäßige Geschäftsreisen in die Volksrepublik. In seinem Vortrag machte er deutlich: Die wichtigsten Fähigkeiten für die Wirtschaftswelt, die man im Sinologie-Studium erlernt, sind die Sprache und die interkulturelle Kompetenz. Im Beruf wendet er seine Sprachkenntnisse täglich an, sowohl mündlich als auch schriftlich. Allen Studierenden empfiehlt er, sich ganz besonders auf den Erwerb eines verhandlungssicheren Chinesisch zu konzentrieren, wenn sie später in der freien Wirtschaft mit chinesischen GeschäftspartnerInnen oder KollegInnen arbeiten möchten. Zur Zeit sind alle seine KollegInnen in der Online-Apotheke Chinesisch-MuttersprachlerInnen, nur sein Chef ist Deutscher, der selbst kein Chinesisch spricht. Zur Überbrückung der sehr unterschiedlichen Geschäftskulturen helfen ihm die im Studium erworbenen Kenntnisse der chinesischen Kultur sehr. Oliver Schulz setzt sein Chinesisch nicht nur bei seinen Reisen nach China ein. So besuchte ihn in Leipzig auch ein Taiwan-stämmiger Influencer, mit dem vor Ort ein Promo-Video auf Chinesisch für die Apotheke und ein wenig auch für die Stadt Leipzig gedreht wurde.

Oliver Schulz

Es lag Oliver Schulz bei seinem Vortrag besonders am Herzen, die Unterschiede zwischen der Welt an der Universität und in der freien Wirtschaft zu betonen, um den Studierenden damit einen leichteren Einstieg in die letztere zu ermöglichen. In seinem Master war es vor allem um Gründlichkeit gegangen, für eine Übersetzung oder eine historische Recherche hatte er tagelang die Bücher gewälzt, die Deadlines in der Uni ließen dafür Zeit. Nun, im Job, muss alles schnell gehen. Auch wenn man dann nicht alles ganz so exakt realisieren kann, darf man sich auch keine Fehler erlauben, denn diese können im Endeffekt Geld kosten. Gespräche sind kurz, knapp und zielorientiert, E-Mails können auch mal einen Tippfehler haben. Oliver Schulz fasste es so zusammen: "So schnell wie möglich mit so wenigen Fehlern wie möglich".

Den Studierenden sei gesagt: Mit guten Kenntnissen der chinesischen Sprache und Kultur warten viele interessante Arbeitsmöglichkeiten auf Sie. Allerdings müssen Sie ein wenig kreativ sein, denn die wenigsten Stellen sind wortwörtlich für SinologInnen ausgeschrieben. Mit Ihren im Studium erlernten Kompetenzen und und ein wenig Anpassungsfähigkeit können Sie sich locker zutrauen, sich auf Stellen in den unterschiedlichsten Firmen zu bewerben.

Mariana Münning

Zuletzt bearbeitet von:
Letzte Änderung: 06.04.2020
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