Der erste Jahrgang der Zeitschrift DUSHU 读书 vor vierzig Jahren

Im April 1979 erschien das erste Heft von DUSHU 读书 in Beijing; im ersten Jahr gab es neun Ausgaben. Zu den Autoren dieses Jahres gehörten die Schriftsteller Ai Qing (Vater von Weiwei), Ba Jin und Wang Meng, die Übersetzer Dong Leshan, Ge Baoquan und Yang Xianyi und die Wissenschaftler Fei Xiaotong, Su Shaozhi und Yu Guangyuan. Außerdem wurden fremdsprachige Texte von Edgar Snow, Nym Wales (Helen Snow) und Anna Wang (Anneliese Martens) übersetzt.

Daneben wurden viele chinesische und ausländische Bücher, Autoren und Übersetzer vorgestellt. (Der Name Lu Xun tauchte fast in jedem Heft auf.) Dazu kamen Illustrationen von Ding Cong und Hua Junwu. Viele dieser Personen konnten – wenige Monate nach dem „Dritten Plenum“ – nach zehn oder fünfzehn Jahren Unterbrechung zum ersten Mal wieder publizieren. Da im gleichen Jahr auch diplomatische Beziehungen zu den Vereinigten Staaten aufgenommen wurden, spielte die Vorstellung westlicher Literatur eine besondere Rolle. (Da passte auch gut der frische Nobelpreisträger Isaac Bashevis Singer.)
Deutsche „Literatur“ ist schon im ersten Heft durch Clausewitz, Marx und Heinrich Mann vertreten.

Ein in mehreren Beiträgen diskutiertes Phänomen waren die internen und verbotenen Bücher, schon im ersten Heft gab es den Beitrag Jiefang „Neibushu“.

Wie bei anderen kontroversen Themen neigte man auch hier meist zu indirekter und vorsichtiger Kritik und zu Ironie. (Allerdings sieht der Leser natürlich nicht, was die Redaktion vorher gestrichen hat.)
Das Wort „Demokratie“ tauchte erstaunlicherweise im Zusammenhang mit Jules Verne und Jugoslawien auf.
Schon in diesem Frühjahr gab es wieder Kritik an Dissidenten und bald folgten Verhaftungen (z.B. Wei Jingsheng).

 

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Das erste Heft von DUSHU 读书


 

Autor: Dr. Thomas Kampen 

 

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Letzte Änderung: 13.06.2019
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