Sinologie in Dahlem: Dr. Wagner, Dr. Krieg und Dr. Findeisen
Als ich kürzlich durch ein altes Vorlesungsverzeichnis der Freien Universität Berlin blätterte, fiel mir auf, dass ich vor vier Jahrzehnten ein Seminar über „Konfuzianismus im mod. Ostasien“ von Rudolf Wagner (1941-2019) besucht habe. Die Veranstaltung hatte im WS78/79 begonnen und wurde im Sommersemester 1979 fortgesetzt. Außerdem konnte ich in meinen Notizen einige Anwesende identifizieren, darunter Renate Krieg (1951-2015) und Raoul Findeisen (1958-2017).
Ankunft
Rudolf war Anfang der siebziger Jahre – nach Geburt in Wiesbaden, Studium in Heidelberg, Promotion in München (bei Wolfgang Bauer) und einem Amerikaaufenthalt – nach Berlin gekommen und unterrichtete an der FU.
Renate kam nur wenige Jahre später (aus Baden-Württemberg), war Ende der siebziger Jahre schon „fortgeschritten“ und ging dann für zwei Jahre mit dem DAAD nach China. (In den Jahren 1978/79 reiste auch Rudolf mehrmals in den Fernen Osten.)
Raoul traf kurz nach mir in Berlin ein und fiel durch seinen Schweizer Tonfall auf; er interessierte sich mehr als alle anderen für moderne chinesische Literatur und ging in verschiedene Seminare von Wolfgang Kubin, der etwa zur gleichen Zeit eintraf. (Damals ging es vor allem um Lu Xun, Mao Dun, Xiao Hong und Ding Ling.) Raoul konzentrierte sich auf Lu Xun und Nietzsche.
Abreise
Nach der Habilitation ging Rudolf in die USA; Raoul und ich studierten bald darauf in Beijing, Renate arbeitete mehrere Jahre in Shanghai. Nach Rudolfs Wechsel nach Heidelberg war Raoul eine Weile in der Schweiz tätig, später in Bochum und schließlich in Bratislava. Renate unterrichtete in Dresden und ich zunächst in Berlin.
Im neuen Jahrhundert
Wir wurden Mitglieder der European Association of Chinese Studies (EACS) und trafen uns auf verschiedenen Tagungen.
Im August 2001 nahmen wir vier an der zweiten International Convention of Asia Scholars (in Berlin) teil.
Wir schrieben auch alle für das 2003 erschienene Grosse China Lexikon, das im Jahre 2009 außerdem noch in englischer Fassung (Brill's encyclopedia of China) gedruckt wurde.
Dr. Thomas Kampen
