Newsletter Januar 2012 Nr. 59

INHALT

Neue ZO-Professoren 2012

Am 8. Januar teilte Frau Müller-Saini die frohen Neuigkeiten in einer Rundmail an die ZO-Liste mit: im neuen Jahr werden zwei neue Professoren nach Heidelberg kommen, um zum einen die Professur für Kunstgeschichte Chinas als auch die für klassische Sinologie neu zu besetzen. In dieser Ausgabe wollen wir deshalb Prof. Sarah Fraser und Prof. Enno Giele, ihren Werdegang und ihre Forschungsschwerpunkte vorstellen.

>> Zum Artikel


Glück wie das Meer im Osten...

Schon seit Wochen lockt am Eingang der Sinologie ein Plakat zum Besuch der „Ausstellung rund um das Glück“. Das Völkerkundemuseum Heidelberg bietet bis zum 29. Juli 2012 seinen Besuchern den Blick auf die vielfältigen Traditionen, Vorstellungen und Ideale von Glück in all ihrer Widersprüchlichkeit.

>> Zum Artikel


Sprachkolumne: Über Glauben und Unglauben

Nach dem furchtbaren Zugunglück bei Wenzhou im Juli 2011führten die Äußerungen des Sprechers des Eisenbahnministeriums, Wang Yongping 王勇平, zu einem Sturm der Entrüstung bei den Netizens. Wäre der Fall so dramatisch, könnte man sich mit ausreichend Galgenhumor über seine Neuformulierung der Gretchenfrage amüsieren.

>> Zur Kolumne


Chinesische Jahrestage: 1911, 1921 und 1931

Thomas Kampen berichtet über einige Ereignisse der chinesischen Geschichte die in den letzten Monaten des Jahres 2011 sich zum 100. bzw. 90. und 80. Mal jährten.  

>> Zum Artikel


Filmrezension: Secret (不能说的秘密)

Diesen Monat wird Jay Chous Filmhit Secret (不 能说的秘密) aus dem Jahr 2007 vorgestellt, der auf den ersten Blick wie ein herkömmlicher "Chick-flick" erscheint, diese Erwartungen dann aber übertrifft.

>> Zur Rezension


Restaurantkritik: Mr. Wu

Das  chinesische Neujahr hat Esther Berg mit einem Festessen im chinesischen Restaurant Mr. Wu 吴家菜馆 begangen. Anlässlich dieses Besuches setzt sie ihre Reihe von Restaurantkritiken fort und verrät, was man bei Mr. Wu auf jeden Fall probieren sollte.

>> Zur Rezension


Neue ZO-Professoren 2012

Wie Frau Müller-Saini, die derzeitige Geschäftsführende Direktorin des ZO, in einer freudigen E-Mail vom 08. Januar mitteilen konnte, darf das ZO im neuen Jahr zwei neue Professoren begrüßen: Frau Prof. Sarah Fraser wird in die Fußstapfen von Prof. Ledderose treten und die Nachfolge der Professur für Kunstgeschichte Chinas antreten, während Herr Prof. Enno Giele die vakante Professur für klassische Sinologie besetzen wird.
Aus gegebenem Anlass möchte SHAN deshalb beide Professoren kurz vorstellen.


Prof. Sarah Fraser

Prof. Sarah Fraser wird von der Northwestern University, Illinois, zu uns nach Heidelberg kommen, wo sie seit 1996 Assistant Professor am Departement of Art History ist. Die Universität Heidelberg besuchte sie bereits im Sommer 2007 zum ersten Mal, um als Gastdozentin zwei Seminare zu geben.
Ihr Studium absolvierte Prof. Fraser international mit Aufenthalten in China, den USA, Japan und auf Taiwan, wobei sie ihren Doktor 1996 an der University of California, Berkley, machte. Dem Thema ihrer Doktorarbeit ("The Artist's Practice in Tang Dynasty China, 8th-10th Centuries.") ist sie in ihrem Forschungsschwerpunkt treu geblieben. Sie beschäftigt sich vor allem mit der chinesischen sowie pan-asiatisch, buddhistischen Malerei mit einem Fokus auf dem Wechselspiel von Wahrnehmung und künstlerischer Praxis.
In diesem Kontext ist wohl auch ihre Publikation Performing the Visual: The Practice of Buddhist Wall Painting in China and Central Asia, 618-960, Stanford, CA: Stanford University Press; 2004 einzuordnen, die mehrfach ausgezeichnet wurde. Ebenso wie ihre Tätigkeit als Chief-Editor für Wandmalereien und Architektur im Mellon International Dunhuang Archive (MIDA).
Neben dem Interesse für Malerei beschäftigen sie das Thema der Fotografie, sowie der Zusammenhang zwischen Forschungsparadigmen in der ethnographischen und archäologischen Forschung und der Formation kollektiver Identitäten in der Republikzeit in China.


Grundlage der Darstellung war das Profil von Frau Prof. Fraser auf der Hompege der Northwestern University: http://www.wcas.northwestern.edu/arthistory/faculty/fraser.htm

 

Prof. Enno Giele

Prof. Enno Giele lehrt seit 2008 an der University of Arizona, Tucson und kehrt mit der Annahme seines Rufes aus Heidelberg wieder nach Deutschland zurück. Hier machte er 2001 an der Freien Universität Berlin seinen Doktor in Sinologie und Japanologie. Wie Prof. Fraser studierte auch Prof. Giele in Japan und auf Taiwan, wo er mehrere Jahre an der National Taiwan University und an der Academica Sinicia für seine Doktorarbeit forschte (publiziert als Imperial Decision-Making and Communication in Early China. A Study of Cai Yong’s Duduan, Wiesbaden: Harrassowitz, 2006).
Sein Forschungsinteresse gilt der institutionellen, kulturellen, sozialen sowie Alltags-Geschichte des frühen Chinas. Im Zentrum steht bei ihm die Frage nach den Zusammenhängen von Bildung, Verwaltung und Öffentlichkeit.
In diesem Kontext beschäftigte er sich dabei in den letzten Jahren mit ganz unterschiedlichen Themen wie dem Post-System der Qin- und Han-Zeit, der Han-zeitlichen Stationierung von Truppen oder der staatlichen Altersfürsorge im alten China. Daneben interessiert er sich auch für die dortige Spiele-Kultur.
Zahlreiche Publikationen zeugen von der Vielfalt an Quellenmaterialen mit denen sich Prof. Giele im Kontext seiner Forschungsfragen beschäftigt, wobei sein Schwerpunkt auf epigraphischem Material liegt.


Grundlage der Darstellung waren das Profil von Prof. Frazer sowie ein weitere Artikel zu seiner Berufung auf der Homepage der University of Arizona: http://eas.arizona.edu/people/giele.html  und http://humanities.arizona.edu/News/2009/Feb/Giele

Esther Berg

 

<< Zurück zum Inhaltsverzeichnis


Glück wie das Meer im Osten...

Nach einem alten javanischen Sprichwort besteht das Glück des Mannes aus fünf Dingen: Haus, Ehegattin, Singvogel, Pferd und Kris. Was ein Kris ist? Es handelt sich dabei um eine Art Dolch, mit einem Griff aus Holz und einer Klinge aus Eisen und Nickel. Ein Kris gilt als Sitz übernatürlicher Kräfte und soll seinen Besitzer, wenn sein Charakter mit dem des Kris harmonisiert, schützen.

Diese Art von Glück ist nur ein materiell orientiertes Beispiel für eine der vielen Definitionen, die in der „Ausstellung rund um das Glück“ präsentiert werden. Das Völkerkundemuseum Heidelberg bietet bis zum 29. Juli 2012 seinen Besuchern den Blick auf die vielfältigen Traditionen, Vorstellungen und Ideale von Glück in all ihrer schillernden Widersprüchlichkeit. Der Fokus der Ausstellung liegt auf Asien und den von dort stammenden Traditionen und Vorstellungen des höchsten aller Gefühle. Der rote Faden durch die Ausstellung ist der Gedanke, dass, während die Unverfügbarkeit dieses Gefühls eine universale Erfahrung ist, die Ideen vom Weg zum Glück kulturspezifisch doch sehr unterschiedlich sein können. 

Der Titel der Ausstellung nimmt einen traditionellen chinesischen Neujahrswunsch auf: „Möge ihr Glück sein so groß wie das Meer im Osten und ihr langes Leben so wie die Berge des Südens alt sind!" (祝您福如东海,寿比南山) Der größte Teil der ausgestellten Skulpturen, Amulette, Ritualgegenstände und Zeichnungen sowie Kalligraphien stammt aus China, Japan und Indonesien.

Mittels zahlreicher Ritualgegenstände werden die Glücksvorstellungen der großen Traditionen und Weltreligionen, u.a. des Buddhismus, dargestellt. Auf Bambus gravierte Kalender zeigen wie groß das Interesse an einer günstigen Festlegung der Daten für Riten und der Gunst der Stunde war. Aus Indonesien sind wunderschöne Schattenspielfiguren zu sehen, die bei unterschiedlichen Zeremonien zum Einsatz kamen.

Auch Methoden der Glücksforschung werden präsentiert. Der Worldwide Happiness Index und eine Statistik zum Bruttonationalglück suggerieren uns, dass das Streben des Menschen nach Glück und dessen Erlangung sich in absoluten Zahlen ausdrücken lassen. Doch ist die Erfahrung von Glück nicht eine sehr individuelle Erfahrung, die jeder Einzelne auf ganz andere Art und Weise nur für sich allein definieren kann? Ein Besuch der Ausstellung ist mehr als lohnend: denn er regt zu einem weiteren Nachdenken über die eigenen Vorstellungen von Glück an. Und dabei bleibt nicht nur eine Frage offen: Wie steht es denn zum Beispiel mit dem Glück einer javanischen Frau?

 

Helen Hübner

 

<< Zurück zum Inhaltsverzeichnis


Sprachkolumne

 

至於你信不信……我反正信了
Ob du dran glaubst oder nicht… ich glaub‘ dran!


Die Bilder des Zugunglücks, das sich am 23. Juli 2011 auf der Schnellstrecke zwischen Beijing und Fuzhou ereignete, bleiben vielen in Erinnerung. Der Kopf des Zuges D301 war nach der Auffahrt auf Zug D3115 einige Meter von den Gleisen gefallen. Daraufhin wurde mit den Rettungsarbeiten begonnen, die unverständlicherweise das Vergraben des Zugkopfes einschließen sollten. Nachdem die offizielle Suche nach Überlebenden schon aufgegeben worden war, wurde noch ein zweieinhalb-jähriges Mädchen lebend gefunden.

Am darauffolgenden Tag beantwortete der Sprecher des Eisenbahnministeriums, Wang Yongping 王勇平, in Wenzhou die Fragen der Presse. Einige seiner Äußerungen waren so linkisch, dass sie letztlich zu seiner Entlassung führten.

Auf die Frage eines Journalisten, wie es sein könne, dass das kleine Mädchen überlebt habe, antwortete Wang Yongping: „这是个奇迹: Das ist ein Wunder!“ Als der Journalist die Frage aufgebracht wiederholte, meinte Wang nur: „他就是发生: Das ist nun einmal passiert!"

 Auf eine weitere Frage das Vergraben des Zuges betreffend, antwortete Wang, dass sich unter dem Zug ein Sumpf befände. Den Zug zu vergraben würde also die Rettungsarbeiten erleichtern. Und fügte hinzu: „至於你信不信……我反正信: Ob du dran glaubst oder nicht… ich glaub‘ dran!“Die Wut der Presse und Netizens entlud sich daraufhin in Form bitteren Humors über Wang Yongping.

 

Inzwischen wurden zitierte Ausschnitte umgedichtet und in andere Kontexte gesetzt. So wurden die Sätze auf einen realen Gerichtsfall angewendet, der schon an sich schockierend ist. Eine Frau klagte einen Mann der Vergewaltigung an. Bei der Verhandlung hätte wohl folgender Dialog stattfinden können:

Richter: „Er hat ein Kondom getragen, das zählt nicht als Vergewaltigung!“
Frau: „Hat er nicht! Er lügt!“
Richter: „Ob du dran glaubst oder nicht… ich glaub‘ dran!“.
Frau: „Aber ich bin sogar schwanger!“
Richter: „Das ist ein Wunder!“
Frau: „Und was wird jetzt?“
Richter: “ich kann nur sagen: Es ist nun einmal passiert…“
 

Auch in nicht so tragischen oder dramatischen Umständen findet der Satz nun Anwendung.

北京今天没堵车,这是一个奇迹,但它就是发生了。至于你信不信,我反正信了
Heute gab es keinen Stau in Peking, das ist ein Wunder, aber es ist nun einmal passiert. Ob du dran glaubst oder nicht, ich glaub dran!

中国足球能进2014世界杯,至于你信不信,反正我信了
Chinas Fußballteam kann an der Weltmeisterschaft 2014 teilnehmen, ob du dran glaubst oder nicht, ich glaub dran!

 

樊欣颖 und Odila Schröder

 

<< Zurück zum Inhaltsverzeichnis


Chinesische Jahrestage: 1911, 1921 und 1931

 

In den letzten Monaten häuften sich die Jahrestage. Es gibt zahlreiche Gründe verschiedene historische Ereignisse zu feiern und zu analysieren; für Sinologen, Historiker und andere Wissenschaftler gibt es auch viele interessante Forschungsthemen.

Aufschlußreich ist auch der Umgang chinesischer und auslandschinesischer Journalisten, Politiker und Akademiker mit der neueren chinesischen Geschichte.

 

 

Das Jahr 1911

Das Ende des Kaiserreichs vor hundert Jahren hatte für die meisten Chinesen große Bedeutung, allerdings hat sich damals im britischen Hongkong, portugiesischen Macao und japanischen Taiwan nicht viel geändert. Dennoch ist gerade in Taiwan interessant, wie die Kuomintang (KMT) und die übrigen Parteien heute mit dem Ereignis umgehen. Die KMT sieht den Sturz der Qing und die Gründung der Republik China als ihren Verdienst an, obwohl die Partei erst  später gegründet wurde.

Der berühmt-berüchtigte Sun Yatsen (Sun Yixian, Sun Zhongshan, Sun Wen) hatte jedoch viele wichtige Entwicklungen des Jahres 1911 verpasst, da er sich gerade im Ausland aufhielt. Auch nach der Republikgründung spielten Sun und seine Verbündeten keine große Rolle, manche wurden ermordet, manche gingen wieder ins Ausland. Für die KP, die erst zehn Jahre nach der Revolution gegründet wurde, war diese eine unvollendete Revolution, die erst 1949 durch die Gründung der Volksrepublik China durch die KP vollendet wurde. Für die KP bedeutet die positive Darstellung der Rolle Sun Yatsens vor allem eine Bestätigung der unter Sun in den frühen zwanziger Jahren beschlossenen Ersten Einheitsfront von KMT und KP und gleichzeitig Kritik an dessen Nachfolger Chiang Kaishek (Jiang Jieshi), der die Einheitsfront beendete und die Kommunisten verfolgte. Auf dieser Logik bauen auch die heutigen Annäherungsversuche der KP und KMT auf, die im 21. Jahrhundert zu einer neuen Einheitsfront der beiden Parteien führen sollen.

 

Das Jahr 1921

1921 gilt als Gründungsjahr der KP Chinas, allerdings hatte es schon 1920 kommunistische Gruppen in verschiedenen Provinzen gegeben. Im Juli 1921 fand dann der 1. Parteitag statt und dies wurde im Nachhinein als Parteigründung festgelegt. Der Parteitag begann vermutlich am 23. Juli, Anfang der vierziger Jahre wurde jedoch der 1. Juli zum offiziellen Geburtstag gemacht, dies passte später auch gut zum Armeegründungstag (1. August)  und VR-Gründungstag (1. Oktober). In den dreißiger Jahren hatte die KP-Führung wenig Interesse an Parteigründungsfeierlichkeiten, da der erste Parteichef (Chen Duxiu) als Trotzkist kritisiert wurde. Erst mit dem Aufstieg Mao Zedongs, der am 1. Parteitag teilgenommen hatte, bemühte man sich die Parteigründung positiver darzustellen. Allerdings fiel der 30. Jahrestag in die Zeit des Koreakriegs, der 40. in die Phase schwerer Hungersnöte und der 50. in die Spätphase der Kulturrevolution. Erst der 60. Geburtstag bot eine gute Atmosphäre für eine große Feier. Auch der 90. Geburtstag war im letzten Jahr ein großes Ereignis; hierbei war die Festlegung auf den Monatsanfang besonders vorteilhaft, drei Wochen später ereignete sich ein schweres Bahnunglück (bei Wenzhou).      

 

Das Jahr 1931  

Im Jahr 1931 gab es viele dramatische Ereignisse in die KP, KMT, Japaner und Deutsche involviert waren. In den ersten Monaten des Jahres wurden zahlreiche Kommunisten verhaftet, die ausländischen Behörden in Shanghai begannen nun mit dem neuen KMT-Regime in Nanjing zusammenzuarbeiten und sie bekämpften gemeinsam die Kommunisten. Zu den ersten Opfern gehörten – im Februar – die Schriftsteller Hu Yepin und Rou Shi, im Juni wurde schließlich KP-Chef Xiang Zhongfa gefaßt und ermordet. Dies führte zu großer Panik bei den führenden Kommunisten, Zhou Enlai, Kang Sheng und Wang Ming verliessen die Stadt.  Zu den Zeugen dieser Ereignisse gehörten die in Shanghai lebenden Deutschen Richard Sorge, Rudolf Hamburger, Ruth Werner und Irene Weitemeyer (Der Zeitgeist Buchladen in Shanghai und die Buchhändlerinnen Irene, Isa und Ursula), sowie die Amerikanerin Agnes Smedley.

Am 18. September 1931 (Jiu Yiba) griffen die Japaner Shenyang an und gründeten bald darauf den Marionettenstaat Manzhouguo mit dem „Letzen Kaiser“ Pu Yi (Verfilmt von Bertolucci).  Manche Historiker betrachten 1931 als das erste Jahr des (2.) Chinesisch-Japanischen Kriegs bzw. des Zweiten Weltkriegs.
             
Im November wurde in der Provinz Jiangxi die Chinesische Sowjetrepublik mit der Hauptstadt Ruijin gegründet; im Dezember traf – von Shanghai kommend – Zhou Enlai dort ein und war vorübergehend der einflussreichste KP-Politiker. Allerdings hielt sich dieser „Staat“ nicht lange. Im Herbst 1934 wurden die Kommunisten aus Jiangxi vertrieben und begaben sich auf den „Langen Marsch“ (Die Langen Märsche vor 75 Jahren).

 

Literatur:

Wu Yu-chang: The Revolution of 1911 - A Great Democratic Revolution of China, Peking, 1964

Ruth Werner: Sonjas Rapport, Berlin, 1977.

Etô Shinkichi: The 1911 Revolution in China : Interpretative Essays, Tokyo, 1984

Thomas Kampen: Die Führung der KP Chinas und der Aufstieg Mao Zedongs, Berlin: Berlin Verlag, 1998.

Thomas Kampen: Revolutionäre Eisenbahnplanungen: die Aufstände in der Provinz Sichuan und das Ende des chinesischen Kaiserreiches (1911), Berlin: Verlag Wissenschaft und Technik, 2002.

 

Dr. Thomas Kampen

 

<< Zurück zum Inhaltsverzeichnis


Filmrezension - Secret (不能说的秘密)

Nachdem in der Juni 2011 Ausgabe des SHAN-Newletters der Film The Treasure Hunter (刺陵) mit Jay Chou in der Hauptrolle rezensiert wurde, folgt nun der taiwanesische Kinohit Secret (不能说的秘密) aus dem Jahr 2007. Jay Chou übernimmt hier nicht nur die Hauptrolle, er führt auch Regie und das Drehbuch basiert auf einer von ihm verfassten Geschichte.

Ye Xianglun (Jay Chou) ist ein neuer Schüler im Musikzweig der Danjiang Secondary School in Danshui, Taiwan. An seinem ersten Tag stolpert er in den alten Klaviersaal und hört eine geheimnisvolle Melodie, gespielt von der hübschen Schülerin Lu Xiaoyu. Die beiden lernen sich kennen und verlieben sich ineinander. Als eines Tages Xianglun ein anderes Mädchen küsst und Xiaoyu dies sieht, verschwindet sie fünf Monate lang aus der Schule. Xianglun beschließt sie zu suchen und begibt sich so auf einen Weg voller Geheimnisse über die Schule, den Klaviersaal und Xiaoyu.

Secret überzeugt überraschenderweise an vielen Stellen. Die wenigen Abstriche verlaufen sich auf das wieder einmal von Kritikern als mittelmäßig bewertete Schauspiel Jay Chous und die schwach gezeichneten Figuren in den Nebenrollen. Ansonsten gibt der Film sehr viel Gutes her und zeigt somit, dass Jay Chou es nicht nur versteht Musikvideos zu drehen, sondern sein Geschick auch auf der Leinwand einzusetzen vermag. Wer „nur“ einen kitschigen Liebsfilm erwartet, wird positiv überrascht.

Zuerst die Geschichte und der Drehort. Secret basiert auf Erlebnissen aus Jay Chous Schulleben an der Danjiang Secondary School, die er selbst aufgezeichnet hat. Dort studierte er ebenso wie im Film Musik und machte 1997 seinen Abschluss, genau 10 Jahre bevor der Film erschien. Danshui und die Schule werden sehr schön in Szene gesetzt, mit vielen Panorama-shots der Danshui-Flussmündung und der umliegenden Lanschaft. Das Drehbuch, dass aus Jay Chous Geschichte entstand, bietet eine Handlung, die von vielen Kritikern zunächst - und zu Unrecht - als zu lückenhaft und unlogisch kritisiert wurde. Tatsächlich ist die Handlung angenehm kompliziert und fordert von dem Zuschauer ein wenig seinen Grips anzustrengen. Chou arbeitet mit Zeitsprüngen sowie Zeitreisen, jedoch bleibt die Handlung immer logisch, auch wenn dies erst auf den zweiten oder dritten Blick deutlich wird.

Secret besticht auch visuell. Lange Schnitte der Landschaft sowie des Liebespaares wechseln sich ab mit guten visual effects in den eher action-reicheren Szenen. So werden ein einstürzendes Gebäude sowie das Innenleben eines Flügels sehr überzeugend mit digitalen Effekten inszeniert. Insgesamt ein sehr angenehmes visuelles Erlebnis, das aber im Gegensatz zum nächsten Punkt, eigentlich in den Hintergrund rückt: Die Filmmusik.

Da Jay Chou eigentlich und zu allererst als Musiker bekannt ist, hatten viele seiner Fans Bedenken als er den Schritt in die Filmwelt wagte. Würde seine musikalische Kreativität darunter leiden? Secret bestätigt das Gegenteil. Die Musikszenen des Films gehören zu den besten. Jay Chous musikalische Fertigkeit am Klavier wird eindrucksvoll, unter anderem in einem Klavier-Battle, von der Kamera eingefangen. Auch wenn man nicht Fan von Jay Chous Gesamtwerk ist, so sind Leichtigkeit und Tempo mit der er Klavierstücke von Chopin interpretiert nicht zu leugnen. Darüber hinaus ist auch der Soundtrack zum Film von Jay Chou selber eingespielt und produziert und wurde bei den 44. Golden Horse Awards 2007 mit dem Preis für den 'Best Original Song' für das Lied „Secret“ ausgezeichnet.

Insgesamt war der Film für sechs Golden Horse Awards nominiert und gewann neben dem oben genannten auch noch den Preis für beste visuelle Effekte.


 

Johann Platt


 


Bildquelle: www.jxsryc.com/new3.asp?id=144

 

<< Zurück zum Inhaltsverzeichnis


SHAN-Restaurantkritiken: Mr. Wu

新年快乐 ! – Das chinesische Neujahr war für die Autorin ein Anlass ausgiebig essend zu feiern und damit die Reihe der Restaurantkritiken fortzusetzen. Gespeist wurde dabei im chinesischen Restaurant Mr. Wu.


Mr. Wu 吴家菜馆


Mr. Wu verspricht auf seiner eigenen Homepage nicht gerade wenig: Einem „Kurzurlaub am anderen Ende der Welt“ soll der Besuch in diesem Restaurant gleichen. Kulinarische Highlights Ostasiens, garniert mit Entspannung und Genuss sollen hier zu finden sein. 


 

Atmosphäre und Ambiente


Das Restaurant ist in einer angenehmen Mischung aus Ikea und Ostasien eingerichtet, die es sofort sympathisch wirken lässt. Die Tische lassen sich flexibel verstellen, so dass sich für jeden Geschmack, von der großen Tischgesellschaft bis hin zum romantischen Dinner zu zweit, etwas findet.
Etwas stiefmütterlich direkt an einem Busbahnhof  und neben einer Tiefgarage gelegen, steht ein Tisch vor der Tür alleine den Rauchern zur Verfügung.
Eine Durchreiche in die Küche bietet Einblicke in die Arbeit der Köche, mit dem Vor- und Nachteil, dass das Restaurant von köstlichen Essensdüften erfüllt ist.
Im Hintergrund läuft – dezent und angenehm leise – der obligatorische Fernseher, der es auch möglich macht, dass das Restaurant auf Bestellung zu einer Karaoke-Bar umfunktioniert werden kann. 


Die Karte und das Essen


Karten gibt es zwei: eine „chinesische“ und eine „deutsche“.  Noch konnte nicht genau erhoben werden, inwiefern sich beide Karten unterscheiden (auch wenn man von Kennern des Restaurants durchaus darauf hingewiesen wird, aus der „chinesischen“ Karte zu bestellen).
Entscheidender ist dagegen, dass man an sich zwischen einem Karten-Menü und einem all-you-can-eat-Buffet (ca. 15 €) entscheiden kann. Das Buffet bietet sowohl kalte Vorspeisen, Suppen als auch warme Gemüse- und Fleischgerichte. Auch werden stetig frische 包子 zubereitet. Die Köche bemühen sich alle Gerichte stets zügig nachzufüllen, damit der Gast immer heiße Portionen auf dem Teller hat, aber bei einem derart reichhaltigen Buffet ist das nicht immer möglich. Da bietet das Karten-Menü eine gute Alternative mit Köstlichkeiten wie in Chili und Pfeffer eingelegter Tofu (麻辣豆腐), delikates Sichuan-Rindfleisch (四川中肉), feines Hühnerfleisch nach Gongbao-Art (宫保鸡丁), das allerdings mit Gurken angemacht ist, ein superber (ganzer) Fisch in scharfer Soße (水煮鱼) und die unvergesslichen „nach Fisch duftenden“ Auberginen (鱼香茄子). Gerade diese sind heiß am allerfeinsten und büßen deshalb auf dem Buffet einiges ein.

 Es lohnt also, sich die Zeit zu nehmen und in die Karte zu sehen, sowohl im Hinblick auf das Preis-Leistungs-Verhältnis als auch mit Blick auf die Tatsache, dass sich einige ganz besondere Leckerbissen wie der Fisch in scharfer Soße nicht am Buffet finden.

Was nicht in der Karte steht


Wenn man schließlich nach einem ausgiebigen Mahl zum 老朋友 avanciert ist, dann gibt es den letzten Pflaumenschnaps aufs Haus in Gläser, in die sich – wenn man furchtlos ist – ein tiefer Blick lohnt. Aber mehr wird hier nicht verraten… .


Fazit

Auch wenn das Buffet nicht hundertprozentig überzeugen konnte, so hat das Karten-Menü keine Wünsche offengelassen. Die angenehme Atmosphäre des Restaurants wird durch eine freundliche Bedienung und einen herzlichen Koch vervollständigt. Da ist das Essen seinen nicht ganz günstigen, aber durchaus fairen Preis in jedem Falle wert. Am besten kommt man deshalb gleich in einer ganzen Gruppe hungriger Genießer, denn zum einen lassen sich so gemeinsam möglichst viele der leckeren Gerichte probieren und dazu stöhnt der Geldbeutel nicht gar so sehr.
Es lohnt also, sich auf den „Kurzurlaub am anderen Ende der Welt“ einzulassen.


Mr. Wu
Bahnhofstr. 4, 69115 Heidelberg

http://www.mr-wu-restaurant.de/

Öffnungszeiten: Mo-Sa. 11:30 Uhr bis 15:00 Uhr, 17:30 Uhr bis 23:00 Uhr,
So. und Feiertage 11:30 bis 23:00


Esther Berg

 

<< Zurück zum Inhaltsverzeichnis


 

Zuletzt bearbeitet von: AF
Letzte Änderung: 04.12.2014
zum Seitenanfang/up