Newsletter-Archiv: Dezember 2017

Am vierten Dezember veröffentlichte der Film-Altmeister Zhang Yimou ein ‚Opinion piece' in der New York Times zum Thema Hollywood und dessen Image in Chinas Filmlandschaft. In wunderbar metaphorischer Sprache formulierte er seine Forderungen an Hollywood, das laut ihm chinesischen Filmen nicht genug Öffentlichkeit entgegenbringe. Während in China den Hollywood-Blockbustern die große Kino-Bühne zuteil würde, gingen chinesische Kinohits auf dem amerikanischen Markt komplett unter. Die Tatsache, dass die Filmzensur in China nicht nur einzelne Szenen, sondern ganze Filme aus der Hollywood-Maschinerie unter anderem durch quantitative Bemessung benachteiligt, blieb in Zhangs Artikel leider außen vor. Unter anderem äußerte er sich auch zur Vereinfachung von Chinas (langen) Filmkultur:

"What's more, homegrown movies in China sometimes face steep challenges in the shadow of Hollywood blockbusters. We are right to be concerned about the succession and inheritance of China's film traditions as well as the potential loss of our unique values and aesthetics."

Leider konnte Zhangs Sprachgewandtheit und seine im Kern relevanten Argumente nicht über seinen eigenen, jüngst chinesische (Kino-)Kultur verunglimpfenden Fehler, nämlich den Film "The Great Wall" hinwegtäuschen. Große Hoffnung auf differenzierten kulturellen Austausch steckt deshalb weniger in großen Kinohits, sondern besonders in neuen chinesischen Festivals, wie dem kürzlich veranstalteten Pingyao Filmfestival, das auch die Independent-Szene miteinbezog.

Für neue Filminteressierte scheint diese Nachricht vielleicht recht konventionell: Die neue Mulan für Disneys Live Action Verfilmung des Klassikers ist Chinesin - ja und? Wer jedoch mitverfolgen konnte, wie das sogenannte "whitewashing" von nicht-kaukasischen Hauptrollen in den letzten paar Jahren von einer in die nächste Runde ging, der kann sich jetzt freuen. Liu Yifei 刘亦菲, die dem jüngeren Publikum durch chinesische TV-Dramen bekannt ist und bereits in Hollywoodproduktionen wie Forbidden Kingdom (2008) oder Outcast (2014) mitgewirkt hat, darf nun offiziell die Disney-Remake-Bühne betreten. Letztere, so wurde es zumindest seit Anfang dieses Jahres durchgehend verkündigt, wächst stetig um jedes animierte Disney-Märchen, nachdem das Dschungelbuch (2016) und Die Schöne und das Biest (2017) mit weltweit 966,6 Mio. USD und 1,2 Mrd. USD große Überraschungshits wurden.
Liu, auch lieblich ‚fairy sister' von ihren Fans genannt, verbrachte als Teenager fünf Jahre in den USA und schloss nach ihrer Rückkehr nach China das Studium an der Beijinger Filmakademie ab. Als ‚allround talent' ist sie mit ihrer kurzen Sängerkarriere bei Sony auch dem musikalischen Teil des Disneyfilms gewachsen. Als absoluter Mulan-Fan bleibe ich auf jeden Fall gespannt auf das Resultat...!

++++ NEWS ++++ Nachdem Feng Xiaogangs Youth 芳华 (2017) endlich im Herbst nach Zensurprüfung in den Kinos anlaufen konnte, stehen nun schon die nächsten Blockbuster für die lukrative Weihnachts-/Neujahrssaison an, unter anderem auch der Krimi The Liquidator 心理罪之城市之光 (2017) mit der 14-jährigen Vicky Chen 文淇 aus Taiwan, die mit ihrem Schauspieltalent zurzeit einen Preis nach dem anderen abstaubt! ++++ iQiYi, die Videoplattform hinter Baidu hat für sechs Oscar-nominierte Filme die exklusiven Streaming-Rechte erworben. Mit Kassenschlagern wie La La Land oder Moonlight (beides 2016) besetzt iQiYi nun seit einiger Zeit Platz 1 der Streaming-Webseiten vor Youku und Tencent ++++