Auf den Spuren von.....Wang Xiaoshuais Filmtrilogie
Am 14. und 18. September werden in 8 Kinos in deutschen Städten der letzte Film Red Amnesia (闯入者) (2011) der Kulturrevolution-Trilogie von Wang Xiaoshuai 王小帅 gezeigt. Aus gegebenem Anlass werde ich in diesem Newsletter eine Serie von „Auf den Spuren von...“ anfangen, die bestimmte chinesische Klassiker anlässlich von Filmvorführungen o.ä. näher unter die Lupe nimmt.
Der berühmte Regisseur Wang, der mit seinem Kultfilm Beijing Bicycle (十七岁的单车) die internationale Filmszene 2001 eroberte, schaffte mit der Serie von drei Filmen, Shanghai Dreams (青红) (2005), 11 Flowers (我11) (2009) und schließlich Red Amnesia (2014) eine Art persönliche Hommage an seine eigene Jugend. Während sich seine Kollegen insbesondere mit aktuellen Thematiken auseinandersetzten, beschäftigte sich Wang über 10 Jahren mit seinen Protagonisten, deren Schicksale auf unterschiedlichste Art von den Jahren der Kulturrevolution geprägt sind. Sie alle verbinden autobiografische Merkmale: Wang wuchs mit dem Bewusstsein der Dritte-Front-Politik 三线建设 in den Bergen Guizhous auf, so wie auch seine Charaktere.
Da ist zum einen die jugendliche Qinghong aus Shanghai Dreams, die in den 1980er Jahren aufwächst. Ihre Familie folgte dem Ruf, das chinesische Hinterland zu industrialisieren, und wird nun dramatisch von der neu gewonnenen Freiheit eingeholt. Dann gibt es Wang Han, den Protagonisten von 11 Flowers. Den 11-Jähriger im Jahr 1975 interessieren ihn besonders die kleinen Dinge des Lebens, besonders die Verfolgung des Diebes seines neuen Hemds. Während das Kinderabenteuer für ihn beginnt, wird der Tumult der Mao-Ära im Film zum Hintergrundrauschen. In dem finalen, zeitgenössischen Werk Red Amnesia schließlich spielt die Witwe Deng Meijuan die Hauptrolle. Entfremdet von ihren erwachsenen Kindern und dem modernen Pekinger Alltag, wird sie durch die Verfolgung eines mysteriösen Jugendlichen von ihrer schuldgeplagten Vergangenheit in Guizhou eingeholt.
Wang Xiaoshuais raffinierte Untergrabung des Alltags der Protagonisten deckt die unterschwelligen Problematiken der Kulturrevolution als gelebte Geschichte auf: Generationskonflikte, Vergangenheitsverarbeitung, Identitätsfindung und –verlust...
Kurzum: Alle drei Filme faszinieren auf ihre unterschiedliche Art und Weise und beweisen sowohl als Trilogie, aber auch als alleinstehende Werke, wieviel Spielraum und intime Einblicke solch ein geschichtlicher Stoff noch hergeben kann. Red Amnesia läuft am 14.9. (19.30) und am 18.9. (17.00) im Cinestar in Frankfurt, sowie auch in Karlsruhe, Düsseldorf, Dortmund, Leipzig, Berlin, Jena und Mainz. Auf geht’s!
|