Newsletter-Archiv: April 2016

Liebe Filminteressierte,
 
Hier kommt nun endlich der Aprilnewsletter der Sinologie zum Thema Film. Erst einmal ein großes „Entschuldigung!“ für die verspätete Ausgabe aufgrund der Semesterferien. Dabei hat dies nun auch wieder positive Seiten: Vorgestern ging offiziell die 40. Edition der Hongkong International Film Festival zuende, und der große Gewinner? Natürlich Ten Years. Im Anschluss an den Rückblick dann das Neueste aus Chinas Filmindustrie & zu guter Letzt das Fernsehprogramm!
 
Rückblick – Mehr dunkles Kino in Hongkong
 
To say that the audiences today are more sensitive to political allegories may be something of an exaggeration, as it doesn’t take a very perceptive person to recognize some of the issues we’re facing.
(Regisseur Herman Yau Lai-to, aus dem SCMP Artikel; Link unten)
 
Bei den diesjährigen Hongkong Film Awards wurden vor wenigen Tagen die offensichtlichen Kassenfavoriten Ten Years und Port of Call zum Besten Film und Bester Schauspieler gekürt. Wie angekündigt auf dem Festland zensiert (in vorherigen Jahren hatten immer Festland-Hongkong-Koproduktionen den Preis bekommen), bot das gesamte, einwöchige Filmfestival in der Special Administrative Zone auch eine Bühne für ähnlich kritische, apokalyptische Kinoproduktionen aus der Hongkonger Kinoküche. Wie sich anscheinend herauskristallisiert, ist mit dem Überraschungshit Ten Years nun ein erheblicher Aufschwung für filmischen Pessimismus und low-budget-Produktionen zu erkennen. Edmund Lee verfasste hierzu einen wirklich lesenswerten Artikel zu drei neuen lokalen Produktionen The Mobfathers
選老頂, Trivisa 樹大招風 und Robbery 老笠 über düstere Protestkultur, kriminelle Machtkämpfe und den Tod der Hongkonger „Lion Rock“-Mentalität.
Hier geht's zum Artikel „Is Hongkong at a dead end?“
Unter den Beteiligten der drei Filme ist auch Johnny To 杜琪峯 – ein Filmveteran bekannt für seine brutalen Gangsterschinken.
Bei uns in der BOA könnt ihr euch mit 2 seiner bekanntesten Filme vertraut machen: Sparrow 文雀 und Mad Detective 神探.
„Johnnie To: The Godfather of Hong Kong Gangster Cinema“
Chinas Kinomarkt wird noch chinesischer
 
Auch nach den großen Zahlen des Jahresrückblicks steigt das Engagement der chinesischen Regierung für das nationale Kino immer weiter. Neben dem Bann ausländischer Produktionen während nationaler Feiertage (das aktuelle Beispiel: „The Mermaid“ von Stephen Chow, der $276 Millionen am chinesischen Neujahr einfuhr) wurden nun weitere Anreize für lokale Marktsteigerung angekündigt. Zum einen sollen lokale Filme, die im Ausland mehr als 1 Million RMB einbringen, bezuschusst werden (genauere Angaben hierzu fehlen jedoch). Zum anderen wurde letzte Woche bekannt gegeben, dass ein Steuernachlass für chinesische Kinos gelte, sofern 2/3 ihrer gezeigten Filme Lokalproduktionen sind. Die Ankurbelung der betrugsfreien Kinobetriebe folgt nur wenige Wochen auf einen Medienaufruhr und offizielle Ermittlungen gegen den Film Ip Man 3
葉問3 (von Wilson Yip 葉偉信), bei dem es zu Umsatzbetrug beim Ticketverkauf gekommen ist. Mit strategischen, sogenannten „ghost screenings“ (imaginäre Filmvorführungen, bei denen die Tickets en masse vom Verleih selbst aufgekauft wurden) und unauthorisierten Vorführungen sollte der Film an Medienpräsenz gewinnen und letztendlich einen größeren Gewinn einbringen. 
Hier zum Artikel „Red carpet: is China right to ringfence homegrown cinema?“
Und nun die Fernsehtipps des Monats. Dieses Mal mit eher spärlicher Auswahl, aber trotzdem ein paar Perlen wie der (wiederholten) Dokumentation am Mekong entlang von Tibet bis nach Yunnan, wo Weinreben, Kirchen und Regenwälder im bunten Wirrwarr der Geschichte die Ufer des Flusses säumen. 
 
Bildschirmfoto_April

Das war es für diesen Monat erstmal! Im Mai werfe ich dann einen Blick hinter die Kulissen der chinesischen Animationsindustrie, die ja im Moment einen Hit nach dem anderen produziert und vor allem auf nationaler Ebene Disney deutlich Konkurrenz macht.

Bis dahin - Clara
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Zuletzt bearbeitet von: SV
Letzte Änderung: 26.08.2016
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