Wie schreibe ich eine BA Arbeit? – Ein Leitfaden

Eine BA-Arbeit unterscheidet sich nicht grundsätzlich von einer „normalen“ Hausarbeit. Allerdings ist sie länger, umfangreicher und tiefgehender; außerdem geht ihr ein längerer Arbeitsprozess voraus, sie wird in größerer Eigenständigkeit erarbeitet. Daher gelten zunächst die gleichen generellen Hinweise wie auch für Hausarbeiten. Im Folgenden soll auf die Besonderheiten bei der Arbeit an der Abschlussarbeit hingewiesen werden, sowie auf häufige Fehlerquellen:

1. Vorarbeiten

Vor der Anmeldung der Arbeit sollte man das Thema auch in mindestens einem ersten Vorgespräch mit dem Betreuer der Arbeit präzisieren, eine „Machbarkeitsstudie“ entwerfen und ein Abstract verfassen.

Eingrenzung des Themas: Mag ja sein, dass „die Wahrnehmung deutschsprachiger Avantgarde-Literatur in China, Hongkong und Taiwan“ eine große Faszination ausübt – um diesem Thema gerecht zu werden, benötigt es schon eines mehrjährigen, groß angelegten Forschungsprojekts mit einer Vielzahl von Wissenschaftlern. Die Eingrenzung auf zum Beispiel die Rezeption der Werke Elfriede Jelineks vor deren Nobelpreis in der Volksrepublik China allein ist da schon deutlich überschaubarer (und im Laufe der eigentlichen Arbeit wird sich möglicherweise herausstellen, dass bereits ein einziges Theaterstück und dessen Rezeption genügend Stoff hergibt). Nur ein klar umrissenes Thema ist in der kurzen Zeit zu bewältigen. Ausgehend vom speziellen Fall lassen sich auch Schlussfolgerungen für das übergeordnete Thema ziehen.

Machbarkeitsstudie: Hier sollte vorab geklärt werden, ob es in Heidelberg, bzw. über Fernleihe und die Datenbanken ausreichend Quellenmaterial für das Thema gibt. (Achtung: Fernleihe mit ausreichend Vorlauf bestellen!)

Abstract: Das Abstract kann man als eine Art Absichtserklärung verstehen. Auf etwa einer halben bis einer ganzen Seite sollte der Abstract Auskunft geben über Thema und Fragestellung der Arbeit. Das Abstract sollte auch eine mögliche Hypothese, die voraussichtlich verwendeten Primärquellen (sowie, wenn schon gefunden, zentrale Sekundärliteratur zum Thema) und den Weg, wie aus dem Quellenmaterial die Fragestellung entwickelt wird, enthalten. Sie werden bei der eigentlichen Arbeit feststellen, dass diese sich unter Umständen sehr weit von dem Abstract entfernen wird – und das ist nicht schlimm, denn Sie schreiben diesen bevor Sie das Primärmaterial ausgewertet haben. Ein Abstract hat aber den Vorteil, dass man bereits eine Vorstellung von der Richtung hat, in die es gehen könnte, und so vermeidet, dass man mehrere Wochen ergebnislos „vor sich hinwurstelt“. Außerdem ist ein Abstract eine gute Grundlage für das zweite Gespräch mit dem Betreuer.

2. Arbeitsschritte während der eigentlichen Bearbeitungszeit

Die eigentliche Arbeit entsteht in mehreren, sich zum Teil überschneidenden Arbeitsphasen. Sowohl bei der gesamten Arbeit als auch bei jedem Kapitel und Absatz der Arbeit kann man nach den folgenden Arbeitsschritten vorgehen:

  • Planung (Literaturrecherche, Sichtung der Quellen, Lesen)
  • Verfassen der Arbeit (Auswertung der Primär- und Sekundärliteratur, Schreiben) und Überarbeiten (gründliche Korrektur – inhaltlich, editorisch, sprachlich).

Es ist sinnvoll, möglichst früh bereits mit der Sichtung der Primärquellen zu beginnen, parallel zur Literaturrecherche und zum ersten Einlesen in die Sekundärliteratur, da dieser Sichtungsprozess oft viel mehr Zeit in Anspruch nimmt, als man denkt. Ihre an der Auswertung des Primärmaterials deutlich werdenden analytischen Fähigkeiten werden in einer solchen Arbeit ganz besonders positiv bewertet. Sehr wichtig ist, dass Ihre Arbeit einen substantiellen Anteil chinesisch-sprachiger Primär- und Sekundärquellen bearbeiten und daraus zitieren, paraphrasieren und übersetzen sollte.

Bei der Zeitplanung sollte man einberechnen, dass immer alles länger dauert als man denkt. Es ist nötig, viele Zeitpuffer einbauen: Also am besten „rückwärts“ planen, d.h. vom Abgabedatum ausgehen und für eine Woche vorher die letzte Korrekturphase/Korrekturlesen/Drucken einplanen, dann den eigenen Terminkalender wälzen: welche fixen Termine habe ich in der Zeit, an denen ich nicht schreiben kann… Nur so kann man die Zeit, die wirklich zur Verfügung steht, ausrechnen.

3. Zu den einzelnen Teilen der Arbeit

Einleitung: Hier wird der Gegenstand der Arbeit benannt und präzisiert, die konkrete Fragestellungen, die in der Arbeit beantwortet werden sollen, und die Hauptthese(n) werden benannt. Es sollte erläutert werden, warum das Thema und gerade der von Ihnen gewählte Aspekt relevant ist. Darüber hinaus sollte klar werden, welches Ziel mit welcher Methode erreicht werden soll. Nach einem Überblick über die Forschung (zum Forschungsstand siehe etwas weiter unten, dieser kann auch als eigener Gliederungsteil in einem späteren Kapitel folgen, wenn das so übersichtlicher ist) wird die Wahl der Primärquellen begründet: Gibt es irgendwelche Einschränkungen, weshalb die Primärquellen keinen umfassenden Überblick liefern können? Sind Primärquellen nur von einer „Seite“ vorhanden sind (also z.B. nur von KPCh, nicht von GMD oder nur von Männern, nicht von Frauen etc.)? Was sind die Stärken, was die Schwächen der Primärquellen? Schließlich gibt die Einleitung einen Überblick über den Aufbau der Arbeit gegeben, aus dem klar hervorgeht, in welchem logischen Ablauf die Kapitel aufeinander folgen. Es ist ganz wichtig, dass bereits hier klar wird, wie die Hauptthese im Rahmen der Arbeit und den einzelnen Teilen, aus denen sie besteht, belegt werden wird.

Forschungsstand: Relativ zu Beginn der Arbeit sollte es – wie in jedem wissenschaftlichen Werk – ein Unterkapitel zum Forschungsstand zum Thema geben. Sie sollen hier nicht unter Beweis stellen, dass Sie alles zum Thema gelesen haben (und referieren daher seitenweise die vorliegenden Bücher, die in irgendeiner Weise mit dem Thema der Arbeit zu tun haben). Auch ist es nicht Ihre Aufgabe, Schulnoten an die Verfasser dieser Bücher zu vergeben („XY hat sich in seinem Werk in vorbildlicher Weise dem Thema angenähert!“). Vielmehr sollen Sie sich hier innerhalb des Forschungsdiskurses positionieren: inwiefern grenzt sich Ihre Arbeit von den vorhandenen ab (durch einen anderen Blickwinkel oder den Einbezug von neuem Quellenmaterial), wo gibt es Anknüpfungspunkte, wo ist bisher etwas übersehen oder unkritisch/undifferenziert betrachtet worden? Der Überblick über die Ergebnisse der Forschung sollte also die folgenden Punkte enthalten: die eigene Perspektive; Kontroversen, strittige Punkte in der Literatur; deren spezifische Fragestellungen und methodische Ansätze; die dort verwendeten Quellen; und besonders die Lücken in der Forschung.

Im Hauptteil werden die Argumente ausgeführt und anhand von Material aus den Primärquellen belegt. Eine klare Struktur und Argumentation ist hier besonders wichtig.

Der Schluss fasst die wichtigsten Punkte zusammen, nimmt alle in der Einleitung formulierten Fragen und Hypothesen wieder auf und kommt so zu einer Synthese. Hier wird nichts Neues eingeführt, sondern das behandelte Material wird abstrahiert. Die zentrale Frage sollte sein: Habe ich meine These belegt oder widerlegt? Der Schluss kann einen Ausblick auf Forschungsdesiderate (in der Arbeit nicht beantwortete Fragen) geben.

4. Darauf sollten Sie besonders achten – Häufige Fehlerquellen

Umgang mit der Sekundär- und Primärliteratur: Wörtliche Zitate aus der Sekundärliteratur sollten nur sparsam verwendet werden. Bei wörtlichen Zitaten von chinesischen Textpassagen in Abschlussarbeiten (wie auch in normalen Hausarbeiten) sollten Sie eine eigene Übersetzung verwenden sowie die chinesischen Schriftzeichen angeben. Pinyin oder eine andere Umschrift sind bei Übersetzungen im Text NICHT nötig. Wenn autoritative Übersetzungen vorliegen, so können diese zur Analyse kritisch hinzugezogen werden.

Wichtig ist auch ein analytisch-kritischer Zugang zum Material: Aussagen der Sekundärliteratur müssen hinterfragt, nicht einfach übernommen werden, Aussagen aus der Primärliteratur oder Schlüsse daraus, müssen ganz klar begründet und am Material belegt werden. Sachinformationen aus der Primär- und Sekundärliteratur sollte stets kritisch hinterfragt werden, Argumentationen nicht einfach übernommen werden, sondern zunächst auf ihre Plausibilität hin überprüft werden – auch in gedruckten Büchern von möglicherweise renommierten Wissenschaftlern findet sich immer wieder eine kräftige Portion heiße Luft.

Einbettung von Zitaten in die Arbeit: Zitate müssen eingeführt werden: Wer sagt das und wieso finden Sie, dass er / sie autoritativ genug ist, hierzu etwas zu sagen? Zitate sollen nicht schwerelos im Raum schweben, sondern müssen in den argumentativen Fortgang der Arbeit eingebettet sein. Inwiefern unterstreicht das Zitat das eigene Argument? Wie ist es logisch mit dem, was davor und danach kommt, verbunden?

Organische Gestaltung der Arbeit: Versetzen Sie sich in Ihren Leser: auch wenn er am Ende natürlich der Korrektor der Arbeit ist, so ist er auch vergesslich, unaufmerksam und zerstreut. Er will an die Hand genommen werden und durch den Text geführt werden. Fügen Sie daher eher öfter als seltener eine Bemerkung darüber ein, was Sie bisher getan haben und wie es jetzt weitergehen wird. Auf diese Weise zwingen Sie sich selbst auch dazu, die Teile der Arbeit logisch und organisch miteinander zu verbinden anstatt diese nur ohne größeren Sinnzusammenhang aneinanderzureihen. Dazu gehört auch: Absätze sparsam verwenden (mindestens drei Sätze: Einleitungssatz, Hauptsatz, Überleitung zum nächsten Absatz), von einem Absatz muss zum anderen übergeleitet werden, nicht nur von einem Kapitel zum anderen. Ein Satz kann, in einem wissenschaftlichen Text eigentlich niemals ein vollständiger Absatz sein! Bei aller Liebe zu Überleitungen sollten Sie aber auch unnötige Redundanzen vermeiden – und im Hinterkopf behalten, dass die Arbeit einen Umfang von nicht mehr als 30-40 Seiten haben sollte.

5. Vor der Abgabe – ein paar formale Dinge

Hinweis auf Erläuterung zum Prozedere bei Abschlussarbeiten finden Sie hier.

Gründliche Korrektur: Nehmen Sie sich Zeit zur Korrektur der ganzen Arbeit – lieber einen Quellenschnipsel unberücksichtigt lassen, dafür aber die Arbeit auf Rechtschreibfehler, stilistische Konsistenz und argumentative Schärfe hin durchsehen. Auch das wird hinterher im Gutachten bemängelt oder gelobt. Am besten – Stichwort Zeitplanung – legen Sie die Arbeit nach der Fertigstellung für mindestens 24 Stunden zur Seite und lesen Sie dann mit wieder erfrischten Augen und etwas kritischer Distanz. Es hilft auch, sich die Arbeit immer wieder laut vorzulesen, weil erst so oft sonderbare Formulierungen auffallen. Vergessen Sie nicht, auch die Literaturliste gründlich auf Fehler hin zu prüfen (z.B. Punkt am Ende der Literaturangabe!) – sie ist so etwas wie Ihre Visitenkarte, an der Literaturliste kann der Korrektor sehr schnell sehen, ob Sie gründlich gearbeitet haben.

Pinyin-Regeln beachten: Basic Rules of Hanyu Pinyin Orthography

Tabellen und Illustrationen müssen benannt, nummeriert sowie in die Argumentation eingebettet werden (ein kurzer Verweis auf die Illustration reicht nicht!). Wenn Sie diese von anderen übernehmen, müssen Sie die Herkunft klar markieren (wie jedes Text-Zitat auch). Wenn Sie diese selber erstellt haben, sollten Sie sie mit einem entsprechenden Verweis versehen (z.B. „eigene Graphik“ oder „© Lena Henningsen / Oktober 2009“).

Online-Quellen: Diese müssen alle auf einer separaten CD mit der Arbeit bei den Korrektoren abgegeben werden (insgesamt in drei Kopien – zwei für die beiden Korrektoren und eine für das Prüfungsamt).

Austausch über die Arbeit: Nutzen Sie die Möglichkeit, mit verschiedenen DozentInnen über Ihr Thema und Ihre Arbeit zu sprechen. Besuchen Sie die Sprechstunden der DozentInnen. Tauschen Sie sich mit Ihren KommilitonInnen über den Inhalt der Arbeit, Ihre Arbeitstechnik und Zeitplanung aus. Es ist meistens sehr hilfreich, Texte gegenseitig Korrektur zu lesen.

6. Hinweise auf Sekundärliteratur zum Thema:

  • Eco, Umberto. Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt. Doktor-, Diplom- und Magisterarbeit in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Heidelberg: Müller, 1988.
  • Thomas-Johaentges, Ursula. Praxishandbuch Seminar-, Examens- und Doktorarbeit. Sprachliche, zeitliche und emotionale Blockaden des wissenschaftlichen Schreibens erfolgreich überwinden. Norderstedt: Books on Demand, 2008.
  • Krämer, Walter. Wie schreibe ich eine Seminar- oder Examensarbeit. Frankfurt am Main: Campus Verlag, 1999.
  • Pyerin, Brigitte. Kreatives wissenschaftliches Schreiben. Tipps und Tricks gegen Schreibblockaden. Weinheim: Juventa Verlag, 2001.
  • Weitere Titel finden Sie in der Lehrbuchsammlung der Universitätsbibliothek.

Erstellt von Lena Henningsen, Annika Jöst und Sarah Lüdecke, Oktober – November 2009.

Zuletzt bearbeitet von: AF
Letzte Änderung: 12.03.2024
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