chinnotopia – China Innovation Utopie oder Dystopie?

„Die Zukunft kommt aus China mit einer beispiellosen Geschwindigkeit digitaler Innovation. Utopie oder Dystopie?“ Mit dieser Frage startete am 17. November 2020 die Online-Feature-Reihe über den Innovationsinkubator China – chinnotopia: Future designed by China. Die online-feature Reihe bietet in einem monatlichen Rhythmus Studierenden und Interessierten Gelegenheit für Austausch zu Technologieentwicklungen in China und ihren Einflüssen auf die Gesellschaft(en). Wie sieht die Zukunft der digitalen Gesellschaftstransformation in China und Europa aus? Und welche Rolle spielen digitale Innovationstechnologien im Leben der Menschen?

Chinnotopia

Nach einer kurzen Einführung macht die Keynote-Referentin, Miriam Theobald, den Anfang. Die Mitgründerin und Geschäftsführerin der Plattform DONGXii stellt ausgewählte digitale Trends vor, die in China nicht erst seit der Corona-Pandemie den Alltag der Menschen mitbestimmen. Allgemein identifiziert die Wirtschaftssinologin und Humangeographin eine Neuorientierung vom Produkt hin zum Service. Life Streaming und soziale Medien dominieren in China die Lebenswelt. Wie das chinesische virtual social life aussehen kann, skizziere der Dokumentarfilm „People’s Republic of Desire“. Digitale Assistenten wie der smart speaker Xiaodu 小度 schlichen sich über die Generationen hinweg in das Leben. Ein digitaler Assistent lernt, die Stimme der Mutter zu imitieren und liest den Kindern die Gute-Nacht-Geschichte vor, er hört am anderen Ende der Leitung der Telefon-Seelsorge zu, misst den Blutdruck des Großvaters, lernt im Hintergrund, wie der Realtime-Lehrer unterrichtet, um diesen später zu ersetzen. So könnte die Zukunft aussehen. Mit der Aufforderung, China als Reallabor anzuerkennen und sich ohne eine Wertebrille anzuschauen, wie die digitale Transformation dort funktioniert, schließt Miriam Theobald ihren Input.

Bevor die anschließende Diskussion beginnt, bietet die Heidelberger Doktorandin amerikanischer Literatur, Ulrike Freitag, mit Bezug auf den Titel der Veranstaltungsreihe eine kurze Einführung in den Ursprung utopischer und dystopischer Ideologien. Während das auf Platon zurückgehende und im 16. Jahrhundert von dem britischen Politiker Thomas More geprägte Konzept der Utopie eine Idealgesellschaft abbildet, stellt die im 19. Jahrhundert von John Stuart Mill geprägte Dystopie den Gegenentwurf hierzu dar, nämlich einen Ort, an dem es schlecht um die Dinge bestellt ist. Die Mitveranstalterin und Alumna der Universität Heidelberg Dr. Josie-Marie Perkuhn betont die unterschiedlichen, meist auch kulturell beeinflussten, Perspektiven: So wird des Einen Utopie des Anderen Dystopie.

Vor diesem Hintergrund geht es in die Diskussion zwischen Innovations- und Entrepreneurship-BefürworterInnen und -SkeptikerInnen, die von der Frage bestimmt wird, wie Deutschland oder auch Europa als Ganzes diese Innovationsentwicklungen und die damit einhergehenden Standardsetzungen aktiv mitgestalten kann. Mit diesen Visionen entlassen die Moderatorinnen Dr. Josie-Marie Perkuhn (CAU), Nancy Wilms PhD und Dr. Tania Becker (TUB) die Teilnehmenden bis zur nächsten Veranstaltung am Dienstag, dem 15.12.2020, 16:00 bis 18:00 Uhr mit unserem Heidelberger Alumnus Kai von Carnap (MERICS) zum Thema „The two horns of a blockchain dilemma: transparency and anti-corruption“.

Nicht verpassen! Anmeldung an: info@chinnotopia.de

 

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Letzte Änderung: 01.12.2020
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