Eine deutschsprachige Zeitung, eine Shanghaier Buchhandlung, der chinesische Schriftsteller Lu Xun und der Sinologe Erich Schmitt

Deutsch-Chinesische Nachrichten

Die Zeitung Deutsch-Chinesische Nachrichten erschien von 1930 bis 1939 in Tientsin (Tianjin). Ihre erste Ausgabe wurde am 1. 10. 1930 veröffentlicht.

Einige Wochen später eröffnete in Shanghai der Zeitgeist Book Store. Am 2. Dezember 1930 erwähnte der Schriftsteller Lu Xun in seinem Tagebuch einen Besuch dort und den Kauf von sieben Büchern; eines von diesen war China-Reise von der Amerikanerin A.L. Strong, die 1927 das Land besucht hatte. Im Januar 1931 folgte schon der nächste Besuch des Autors und der Kauf weiterer Werke, darunter Schwejk’s Abenteuer.

In den Deutsch-Chinesischen Nachrichten erschienen wiederholt Anzeigen des Zeitgeist Book Store.

Erich Schmitt

Die Zeitung veröffentlichte auch interessante Berichte über Aktivitäten und Vorträge von deutschen Sinologen. So erschien am 4. August 1931 „Eine Unterredung mit Professor Dr. Erich Schmitt“ (aus Bonn).
Am 30. Oktober 1932 erschien eine Zeitgeist-Anzeige mit dem Buchtitel: Den Schi-Chua – Ein junger Chinese erzählt sein Leben von S. Tretjakov.
Darunter steht: Prof. Dr. Erich Schmitt in der ‚Kölnischen Zeitung‘: „Das vorliegende Buch bringt eine meisterhafte psychologisch sichere u. tiefschürfende Darstellung des gegenwärtigen Lebens in China, wo das alte Kulturgut seinen Daseinskampf gegen die modernen Ideen kämpft.“

 

Luxuntitelblatt

Lu Xun

Eine der letzten westlichen Besucherinnen des Schriftstellers Lu war Anna Wang, die darüber berichtete: „Als ich Lu Xun im Herbst 1936 begegnete, war er schon ein todkranker Mann. Eine zweite geplante Begegnung fand leider nicht mehr statt. Lu Xun, der hervorragende Schriftsteller und furchtlose Vorkämpfer für Menschenrechte, Lehrer und Vorbild für eine ganze Generation, starb am 19. Oktober an Tuberkulose, der damals unter den verarmten chinesischen Intellektuellen so weit verbreiteten Krankheit.“ (Lu Xun Zeitgenosse)

Die Deutsch-Chinesischen Nachrichten druckten am 22. 10. 1936 einen kurzen Nachruf über LU SHUN in dem es hieß:
“Chow Hsu-jen, oder mit seinem Schriftstellernamen Lu Shun, stammt aus Chekiang. Er wuchs in Armut auf. Als er 17 Jahre alt war, verlor er seinen Vater durch den Tod. […]

Seit 1930, als er sich dem ‚Bunde der linken Schriftsteller‘ in Schanghai angeschlossen hatte, war er in dieser Gruppe der hervorragendste Vertreter in ganz China.“

Forschungen und Übersetzungen

Schon 1940 erschien in Bonn die Dissertation Lu Hsün - sein Leben und sein Werk: ein Beitrag zur chinesischen Revolution von Wang Cheng-ju. Der Doktorvater war Prof. Dr. Erich Schmitt, der in den dreißiger Jahren China bereist hatte. Zufällig im Jahr seines Todes (1955) erschien in Düsseldorf die erste umfangreiche Ausgabe von Lus Werken mit dem Titel Die Reise ist lang (übersetzt von Joseph Kalmer).

Im Winter 1979/1980 fand  im Westen Berlins in der Staatsbibliothek eine Ausstellung über Lu Xun statt, der Titel der Ausstellung und des Katalogs (1979) war Lu Xun Zeitgenosse.

Eine der ältesten Autorinnen des Katalogs und vielleicht die einzige, die Lu Xun persönlich gekannt hatte, war Anna Wang. 

Annawangportrait

Dr. Thomas Kampen

Zeitggeist130zeitungsausschnitt

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Letzte Änderung: 25.10.2019
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