Newsletter Mai 2018 Nr. 94

INHALT


Udo Hans Weiss (11.12.1929–27.12.2017) — Historiker, Volkswirtschaftler, Sinologe

Wer war Udo Hans Weiss und was verband ihn mit dem Institut für Sinologie. Eine Biographie über Udo Weiss' aufregendes Leben und seine  Leidenschaft für China und die chinesische Sprache von Mariana Münning.

Von Mariana Münning.

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Krieg und Frieden, Eltern und Kinder, Chinesen und Deutsche (Rückblick 2017)

Wie kann man die Spuren von Chinesinnen und Chinesen finden, die sich in den Zwanziger und Dreißiger Jahren in Deutschland aufgehalten haben? Zum Teil gibt es hierfür überraschende Antworten. In diesem Artikel geht Thomas Kampen dieser Frage nach, und lässt dabei seine Recherchen Revue passieren.

Von Dr. Thomas Kampen.

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Shanghai  -  Neapel  -  Berlin:  Eine historische Reise im Sommer 1947

Die antisemitische Verfolgung zwang viele Menschen aus Deutschland zu fliehen. Ein Zufluchtsort war Shanghai. Erst 1947 war die Rückkehr nach Europa möglich. Was haben die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen – damals selbst noch Kinder – zu berichten?

Von Dr. Thomas Kampen.

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Sinologie in den Beruf: Hannes Jedeck

Am 23. Mai 2018 fand erneut eine Veranstaltung in der Vortragsreihe "Sinologie in den Beruf" statt. Dieses Mal hatten die Studierenden die Möglichkeit, Einblicke in den Bildungsweg und das Berufsleben von Hannes Jedeck zu bekommen. Hannes Jedeck ist Koordinator des Sprachprogramms und Mitarbeiter im Kulturprogramm am Konfuzius-Institut an der Universität Heidelberg.

Von Rafael Pekmezovic.

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Günther Stein in Berlin, London, Tokyo und Yan’an

Günther Stein arbeitete ab 1933 als Journalist für eine Reihe von englischsprachigen Medien und berichtete aus vielen Ländern der Welt – darunter auch China. 1944 interviewte er für den Christian Science Monitor Mao Zedong in Yan’an. Ein Porträt von Thomas Kampen.

Von Dr. Thomas Kampen.

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Interview mit SprachlektorInnen: Yang Hsin-ya

Eine neue Sprachlektorin stellt sich vor: Yang laoshi aus Taiwan erzählt über die besondere Geschichte ihres Namens, ihrer Heimatstadt und teilt ihre Geheimtipps für Chinesischlerner.

Von Marjolijn Kaiser und Daniel Fleck.

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Udo Hans Weiss (11.12.1929–27.12.2017) — Historiker, Volkswirtschaftler, Sinologe

NL_94_In Udo Weiss’ Bibliothek stapelten sich die Bücher bis unter die Decke
In Udo Weiss’ Bibliothek stapelten sich die Bücher bis unter die Decke.

Im März konnten die Leserinnen und Leser der Mailingliste des Zentrums für Ostasienwissenschaften lesen, dass der Heidelberger Dozent Udo Weiss verstorben ist und seine Tochter einen “Tag der offenen Tür” anbietet, bei dem sich jede/r seine Büchersammlung ansehen und kostenlos Bücher daraus mitnehmen kann. Wer in Udo Weiss’ Bibliothek war, verschlug es den Atem. Bis unter die Decke, meist in zwei Reihen, stapelten sich die Bücher. Sinologische Fachliteratur, Chinesische Quellen, Wörterbücher, Bücher zur Wirtschaft Chinas, und auch zur europäischen Geschichte. Im Nachbarraum befand sich anglistische Fachliteratur seiner Ehefrau Helen Frances Weiss, geborene Barclay (8.8.1932–4.11.2017). Nur mit einer Leiter waren die oberen Fächer zu erreichen, Bücher stapelten sich auf dem Boden. Studierende und Lehrende der Sinologie schleppten stapelweise Bücherschätze heraus und ganz besonders unsere Bibliothek konnte ihren Bestand um viele Bände erweitern.


Doch wer war Udo Weiss? Was verband ihn mit dem Institut für Sinologie? Udo Weiss’ Tochter Katharina Raess, die den “Tag der offenen Tür” in der Wohnung ihrer Eltern organisierte, erzählte mir, dass ihr Vater am 11. Dezember 1929 in Geislingen an der Steige auf der Schwäbischen Alb als Udo Hans Weiß geboren wurde. Er hatte das Glück, im Zweiten Weltkrieg als Jugendlicher nicht eingezogen zu werden, da er dann erst 15 und Brillenträger war. Sein Abitur schloss er als Jahrgangsbester ab, begann das Studium der Geschichte in Tübingen und wechselte bald an die Universität Heidelberg. Um sein Englisch zu verbessern reiste er nach Edinburgh in Schottland und arbeitete dort in einer Erbsenfabrik. Dort wurde er auf eine wunderschöne Schottin aufmerksam, traute sich während seines Aufenthalts jedoch nicht, sie anzusprechen.


Zurück in Heidelberg erfuhren Udo Weiss und ein Kommilitone, dass zwei Britinnen für ein Semester dort Deutsch studieren wollten. Sie gingen zum Bahnhof, um sie zu empfangen, und Weiss traute seinen Augen kaum, als ebendiese Schottin aus dem Zug stieg. Er und Helen wurden 1952 ein Paar und blieben es bis zu ihrem Tod. Für Helen Barclays Vater war die Heirat seiner Tochter mit einem Deutschen zunächst ein Schock, hatte er doch in zwei Weltkriegen gegen die Deutschen gekämpft. Diese ablehnende Haltung war zum Glück nicht von Dauer. Udo und Helens Tochter Katharina wuchs bilingual auf, verbrachte die Sommerferien stets in Schottland und absolvierte dort ihr Abitur. Udo Weiss blieb zeitlebens ein Liebhaber der britischen Kultur und Geschichte.


Dass China eine internationale Größe werden würde ahnte Udo Weiss früh. Nachdem er zusätzlich zu Geschichte auch noch ein Studium der Volkswirtschaftslehre absolviert hatte, begann er in den frühen 60er Jahren, Chinesisch zu lernen. Damals lebte Familie Weiss in Neckargemünd, und ein dort ansässiger Taiwaner brachte Udo Weiss die Sprache bei. Als Polyglott und Universalgelehrter fiel Udo Weiss das Erlernen der Sprache leicht, und er begann, am Institut für Sinologie zu unterrichten. Unsere Bibliothekarin Anne Labitzky nahm bei ihm am Unterricht im Sprachlabor teil. Auch noch in den 90er Jahren besuchte die Bibliotheksmitarbeiterin Gesche Schröder sein Proseminar “Einführung in die Wirtschaft der Volksrepublik China”.


Gemeinsam nahmen Anne Labitzky und Udo Weiss im September 1974 die erste Möglichkeit wahr, in die Volksrepublik China zu reisen. Sie hatten im Dezember 1973 in Stuttgart gemeinsam mit Roderich Ptak und anderen die Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft (GDCF) gegründet und eine Reiseerlaubnis erhalten. Dies war eine einmalige Gelegenheit, Einblick in das Leben der Menschen in der VR zu erhalten, auch wenn die Reisenden in China damals eher abgeschottet wurden. Der Bildausschnitt zeigt Anne Labitzky und Udo Weiss auf dem Foto, das die Gruppe vor ihrer Abreise gemacht hat, um es in China ihren Gastgebern zu überreichen.

NL_94_Anne Labitzky und Udo Weis 1974
Anne Labitzky und Udo Weiss, 1974


Udo Weiss unternahm noch mehrere Reisen nach China, verbrachte Ende der 70er Jahre vier Monate in Hongkong, und reiste auch in andere Länder Asiens, darunter Burma, das ihn besonders aufgrund der Spuren der englischen Kolonialzeit interessierte. Seine letzte Reise nach China führte ihn und seine Frau auf eine Yangzi-Kreuzfahrt, bevor die Drei-Schluchten-Talsperre eröffnet wurde. Auch privat spielte China stets eine große Rolle. Udo Weiss liebte chinesisches Essen, insbesondere alles mit Reis, und seine Frau Helen kochte all dies meisterlich. Bereits in den 1960er Jahren wurde in Heidelberg das chinesische Restaurant “Shanghai” eröffnet, und weitere Restaurants folgten. Seine Tochter Katharina Raess erinnert sich, dass sie als Kind oft Chinesisch aß und das damals durchaus etwas Besonderes war.


Udo Weiss veröffentlichte mehrere Artikel und eine Monographie über China und die chinesische Wirtschaft. Das Buch Die Wirtschaft der Volksrepublik China — Entwicklungslinien und Strukturen, veröffentlicht im Jahr 1975, ist in der Universitätsbibliothek erhältlich. Getippt wurde das Buch von seiner Tochter auf der Schreibmaschine, die sich damit das Geld für den Führerschein verdiente. Sie hat ihren Vater als bis zum letzten Tag wach, wissbegierig und am Weltgeschehen interessiert erlebt. Als jemand, der die Zeit des Nationalsozialismus erlebt hatte, kommentierte er die internationale Politik oft kritisch. An seinem Bücherschatz ist klar ersichtlich, dass er auch noch vor kurzem hochaktuelle Fachliteratur über China gesammelt hat. Die Mitglieder des Instituts für Sinologie profitieren nun voller Dankbarkeit von seinem Forscher- und Sammelgeist.


Autorin: Mariana Münning

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Krieg und Frieden, Eltern und Kinder, Chinesen und Deutsche (Rückblick 2017)

 

„Der Mensch erfand die Atombombe, doch keine Maus der Welt würde eine Mausefalle konstruieren.“

Albert Einstein


Krieg und Frieden

Im letzten Sommer bot Berlin wieder eine Lange Nacht der Museen. Ich besuchte unter anderem das Anti-Kriegs-Museum im Wedding. Hier arbeitet Tommy Spree, der 1940 geborene Enkel von Ernst Friedrich (1894-1967), der 1925 das ursprüngliche Anti-Kriegs-Museum in Berlin Mitte gegründet hatte, welches 1933 von den Nationalsozialisten geschlossen wurde.
 
Über eine Ausstellung in dem Museum schrieb 1932 die Chinesin Chen Chi-yin:

„Ein Bild zeigt das chinesische Stadtviertel Tschapei, in dem der übliche lebhafte Verkehr herrscht. In der Luft wehen unzählige Fahnen, die aus den Ladenfenstern heraushängen. Auf den Straßen sind Menschen und Fahrzeuge in mannigfacher Art: ein buntes wirklich chinesisches Bild. Im nächsten Augenblick sieht man nur noch die Ruinen dieser Stadt!“

Ernst Friedrich selbst veröffentlichte 1935 (im Schweizer Exil) das Buch Vom Friedens-Museum … zur Hitler-Kaserne. Tommy Spree publizierte in Berlin ein „Lebensbild“ seines pazifistischen Großvaters mit dem Titel Ich kenne keine „Feinde“.

Eltern und Kinder

In Kassel gibt es eine Webseite über das Landerziehungsheim Walkemühle. Dahinter steckt der 1945 geborene Ralf Schaper (der Sohn von Willi Schaper), der dort aufgewachsen ist. Hier gibt es eine ausführliche Chronologie, sowie zahlreiche Dokumente und Bilder.
 
Zu den Bewohnern der Walkemühle gehörten in den zwanziger Jahren Frau Chen Chi-Yin und Herr Wei Siluan aus China.
 
Nördlich von Kassel liegt Göttingen, wo es eine Gedenktafel für Zhu De gibt; dieser studierte dort in den frühen zwanziger Jahren und kannte Chen und Wei.

Chinesen und Deutsche

In Bonn fand im September 2017  - ohne mich - eine „Enthüllungsfeier der Gedenktafel“ für Wang Guangqi (1892-1936) statt. Dieser war ein Politaktivist, Wissenschaftler und Musiker. Er kam 1920 mit Wei Siluan nach Deutschland, beide stammten aus Sichuan; nach einem kurzen Aufenthalt in Frankfurt ging Wang nach Bonn, Wei nach Göttingen, wo er Chen Chi-yin kennenlernte. Wei traf auch Einstein und übersetzte seine Werke ins Chinesische.  
 
Im Südosten Berlins besuchte ich - stattdessen - die Anna-Seghers-Gedenkstätte in dem Haus in dem die bekannteste Schriftstellerin der DDR über dreißig Jahre lang wohnte. Als Studentin in Heidelberg hatte die aus Mainz stammende A. (unter ihrem richtigen Namen) in der Goethestraße und am Adenauerplatz gewohnt und in der Akademiestraße studiert.
 
Anfang der dreißiger Jahre lebte die nun promovierte Schriftstellerin in Berlin und traf dort die chinesische Studentin Chen. Als Seghers – nach Gründung der Volkrepublik und der DDR - in den Fernen Osten reiste, hieß ihre Dolmetscherin Tschen.

Autor: Dr. Thomas Kampen

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Shanghai  -  Neapel  -  Berlin:  Eine historische Reise im Sommer 1947

Vor sieben Jahrzehnten reisten mehrere hundert Menschen von Shanghai nach Berlin; vor zwanzig Jahren wurden in Berlin Ausstellungen und Tagungen zum 50. Jahrestag der historischen Reise organisiert.


Im Mittelpunkt stand – in Kreuzberg – die Ausstellung Leben im Wartesaal – Exil in Shanghai 1938-1947, zu der auch ein Katalog veröffentlicht wurde (Berlin, 1997).


In dem Band gibt es einen Abschnitt Kindheit in Shanghai in dem über die Stadt und die Reise nach Europa auf dem amerikanischen Schiff Marine Lynx berichtet wurde. (S. 42-64)


Einige der Kinder waren noch in den dreißiger Jahren in Deutschland geboren worden und erlebten 1938-1940 die Fahrt in den Fernen Osten.  Hierzu gehörten Martin Beutler (*1934) aus Merseburg, Bernd Kurzweg (*1938) und die Geschwister Renate (*1938) und Peter Konicki (*1935) -  alle aus Berlin. Dann gab es einige Kinder, die erst in Shanghai geboren wurden, wie Sonja Krips (*1939) und ihr kleiner  Bruder Peter (*1945).

Über die letzten Schuljahre schrieb Martin Beutler:


„Für mich Schulpflichtigen bedeute das zunächst – neben dem normalen Schulstoff – auch die deutsche Sprache in Wort und Schrift durch ‚Nachhilfestunden‘ zu erlernen! In den zurückliegenden sechs Schuljahren in Shanghai war ich nur in englischer Sprache unterrichtet worden. Die enormen Umstellungen im (Schul-)Alltag erforderten meine vollste Konzentration.“ (Aus dem Katalog)


Die Abfahrt von Shanghai erfolgte am 25. 7. 1947, die Ankunft in Neapel am 16. 8. Dann ging es mit dem Zug (in Güterwagen) weiter Richtung Berlin.


Sonja schrieb:


„Unser Schiff, der amerikanische Truppentransporter Marine Lynx, der dazu bereitgestellt wurde, legte am 25. Juli 1947 von Shanghai ab und kam am 16. August in Neapel an. Von dort brauchten die 295 Deutschen, von denen mein Bruder Peter mit seinen zwei Jahren der jüngste Rückkehrer war, noch eine Woche in einem Güterzug bis sie in Berlin am 21. August 1947 auf dem Görlitzer Bahnhof ankamen.“ (Aus dem Katalog)


Danach kamen viele zunächst in ein Lager in Reinickendorf. Auch Sonja hatte Sprachprobleme: „Kurze Zeit antwortete ich sehr zur Freude meiner Mitschüler auf die deutschen Lehrerinnen-Fragen in Englisch.“


Peter Konicki sagte in einer Rede am Görlitzer Bahnhof (21. 8. 1997):


„Das Ereignis der Anbringung einer Gedenktafel für die am 21.08.1947 aus Shanghai nach Berlin zurückgekehrten Emigranten, möchte ich zum Anlaß nehmen, einige persönliche Gedanken zu diesem erinnerungswürdigen Tag zu äußern:
Meine Schwester, 9jährig, und ich 12 ½ Jahre alt, sind nicht, wie unsere Eltern und die Mehrzahl der zurückkehrenden Erwachsenen in die ‚Heimat‘ zurückgekommen. Deutschland war für uns Kinder ein unbekanntes Land, in dem einige Verwandte der Mutter und Freunde des Vaters lebten. […]


Aus meiner Erinnerung war aufgrund der Kriegsgeschehnisse, die wir sehr wohl durch die Eltern atmosphärisch mitbekommen hatten, Deutschland damals ein uns Emigranten feindlich gesonnenes Land. Alle meine Zukunftserwartungen und Hoffnungen waren auf die Vereinigten Staaten von Amerika gerichtet […]


Um so größer war die Enttäuschung, um nicht zu sagen Empörung, die ich meinen Eltern gegenüber äußerte, als mir mitgeteilt wurde, dass wir nach Deutschland zurückkehren würden. Meine Träume waren zerbrochen.“


Überraschend war dann, dass „ich einen neuen Verwandten entdeckt und eine verschollene Cousine wiedergefunden habe: aus heiterem Himmel fiel mir aus der Familie Wunsch ein unbekannter Cousin zweiten Grades in die Arme, der liebe Peter Konicki.“ Dies schrieb Ilse Wunsch-Mainzer (*1911), die aus Berlin stammende, in Amerika lebende Schwester des 1908 geborenen und 1936 in China gestorbenen  Herbert Wunsch, in ihrem Buch Zurück nach vorn. (Frankfurt, 1998)


Im August 1997 hatte auch die Berliner Zeitung ausführlich über das Thema berichtet. Bald darauf erschien das Buch Exil Shanghai (Teetz, 2000). Eine der Autorinnen war die oben erwähnte „Sonja“, die jetzt verheiratet war:


„Sonja Mühlberger, b. 1939 in Shanghai, the daughter of German refugees. Until summer 1947 in Shanghai/Hongkew after which the family returned to Berlin. Education degree and work as a teacher.“

Über „Sonja“ und ein Museum in Shanghai berichtete später auch noch die New York Times. Auch im Jahr 2007 gab es noch Gedenkveranstaltungen, an denen u.a.  Peter Konicki und Rita Metis Opitz (*1932) teilnahmen.

Sonja Mühlberger: Geboren in Shanghai als Kind von Emigranten, 2006.


PS. 根据索尼娅(Sonja Muhlberger)的研究,1939年至1947年间在上海出生的犹太难民婴儿有500人左右,从1947年开始,犹太难民们开始逐渐离开上海

Autor: Dr. Thomas Kampen

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Sinologie in den Beruf: Hannes Jedeck

Am 23. Mai 2018 konnten wir Hannes Jedeck, M.A. und wenn alles gut klappt bald Dr., zu unserer Vortragsreihe „Sinologie in den Beruf“ begrüßen. Er machte seinen Abschluss in Musikwissenschaft, Sinologie und Volkswirtschaftslehre und arbeitet jetzt als Koordinator des Sprachprogramms und Mitarbeiter im Kulturprogramm am Konfuzius-Institut an der Universität Heidelberg.


Hannes Jedeck zeigte in seinem Vortrag, was er persönlich als gute Methode empfindet, einen Job zu finden, der zu einem passt. Dazu hat er seinen Vortrag in drei Teile gegliedert: Der erste Teil handelte vom Thema Selbsterkenntnis, denn erst wenn man sich selbst kennt, kann man einen Beruf finden, der einem entspricht. Im zweiten Teil ging es dann um verschiedene Strategien, wie man am besten einen Job findet und im dritten um seinen eigenen Werdegang.NL 94_20180526_SidB Hannes Jedeck


Beim Punkt Selbsterkenntnis wurde der Philosoph Peter Bieri zitiert. Es geht hauptsächlich darum, die eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen und neue Erfahrungen zu machen. Auch das Buch „What Color is your Parachute – A Practical Manual for Job-Hunters and Career-Changers” von Richard Bolles wurde oft genannt. Bolles betont, wie wichtig Freunde und Kontakte bei der Jobsuche sein können, viel wichtiger als etwa Stellenanzeigen. Auch der Blick nach Aussen, von Bolles „Hausaufgaben machen“ gennant, ist wichtig. Dabei geht es darum, möglichst viele Informationen über die Arbeitswelt und interessante Unternehmen zu bekommen.


Natürlich stellte Hannes Jedeck auch seinen eigenen Werdegang vor und erzählte, wie er beim Konfuzius-Institut in Heidelberg gelandet ist. Nach seinem Magisterabschluss hat er erst unterschiedlichste Berufe ausgeübt: er war beim NDR tätig, schnupperte in die Arbeit eines Chinesischlehrers hinein und arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Letzteres führte ihn auch zu seiner Promotion und ergab sich über Kontakte, wie Bolles es schon betont hatte. Auf die Stelle im KI wurde er allerdings durch eine Stellenanzeige aufmerksam, also sollte man diese wohl auch nicht ganz außer Acht lassen. Er beschrieb seine Stelle als herausfordernd, aber genau richtig für ihn, da man viel mit anderen Leuten, der chinesischen Sprache und der Organisation von kulturellen Veranstaltungen zu tun hat.


Nach seinem Vortrag hatten die Zuhörer noch viele Fragen. Sollte man sich auch auf Stellen bewerben, wenn man nicht alle vom Arbeitgeber angegebenen Voraussetzungen erfüllt? Ja, da man vielleicht andere Qualitäten mitbringt, die einem helfen können. Und wie ist das eigentlich so mit der Promotion? Anstrengend, aber auch eine gute Zeit der Selbsterkenntnis. Aber man sollte sich auf jeden Fall der Zeit und Anstrengung bewusst sein. Auch sollte man nur promovieren, wenn man wirklich zu einem Thema forschen möchte, sonst wird das ganze sehr schnell zur Qual.


Wir bedanken uns herzlich bei Hannes Jedeck für den tollen Vortrag und hoffen, dass er Heidelberg noch lange erhalten bleibt!

Autor: Rafael Pekmezovic

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Günther Stein in Berlin, London, Tokyo und Yan’an

„Mao Tse-tung gave me as much time as we needed for detailed answers to all the questions I asked him. No victim of my journalistic inquisitiveness has ever been so patient as he.  Our first interview began at 3 p.m. and ended at 3 a.m.“ (Günther Stein)


In einem 1961 veröffentlichten Nachruf von Gabriele Tergit wurden Günther Steins Aktivitäten und Publikationen in Berlin, China, Indien, Japan und London gewürdigt. Stein (1900-1961) und Tergit (1894-1982) hatten beide in den zwanziger Jahren in Berlin gelebt und für das Berliner Tageblatt gearbeitet. Tergit, die in Berlin, Frankfurt und Heidelberg studiert hatte, war Gerichtsreporterin und Romanautorin. Tergit war ein Pseudonym der Berlinerin Elise Hirschmann, das sie schon in Heidelberg benutzt hatte.


Stein war Journalist, Ökonom und Weltreisender. Er schrieb ab 1933 für den Guardian, Associated Press, News Chronicle, Christian Science Monitor und Nation’s Business.


Die zweiten dreißig Jahre seines Lebens verbrachte er in Japan, China, Indien, Amerika, England und Frankreich.


Stein wurde zunächst durch seine deutschsprachigen Publikationen in Berlin und dann durch seine englischen Artikel aus Asien bekannt. Nach dem Krieg wurde er mit Spionageaktivitäten in Japan in Verbindung gebracht, allerdings wurden dafür jahrzehntelang keine Beweise veröffentlicht.


1944 reiste Günther Stein nach Yan’an, und interviewte dort Mao Zedong. Stein fragte Mao: “Did you ever find yourself in a minority so that your own ideas on a subject were not carried out”? Woraufhin Mao antwortete: “Yes. I have been in the minority myself. The only thing for me to do at such times was to wait. But there have been very few examples of that in recent years.”


Darüber hinaus sprach Stein mit Mao über den politischen Charakter der chinesischen Kommunisten:

“I had been asked by Chinese friends in Chungking to find out whether the Communists were ‘Chinese first’ or ‘Communist first’ and put the question to Mao Tse-tung. He smiled. "Without a Chinese nation there could be no Chinese Communist party. You might just as well ask,  “What is first, children or parents? This is not a question of theory but of practice, like the other question people put to you in the Kuomintang regions, whether we are working for our party or for the people. Go and ask our people, anywhere you want. They know well enough that the Chinese Communist party serves them. They have had their experience with us during the most difficult times."  "As to our method of thinking, I told you already that we, like Communists in any other country, are convinced of the correctness of Marxism. This is probably what people refer to when they ask whether we are 'Communist first' or 'Chinese first'. But our belief in Marxism as a correct method of thinking does not mean that we negate the Chinese cultural heritage or the value of non-Marxist foreign thought.”

Dies deckt sich mit einer anderen Aussage Maos:

“It is certainly true that much is good in what Chinese history has handed down to us. And this heritage we must make our own.  There are, however, certain people in China who worship the obsolete ideas of ancient times which are not suitable for our nation today - but on the contrary harmful. Those things must be discarded.”


In Bezug auf die Reise nach Yan’an schrieb ein amerikanischer Journalist:


„When the press was allowed to go to Yenan in the spring of ’44, before the army was allowed to go, people like Guenther Stein of the Christian Science Monitor went up there. Guenther was a very systematic, orderly person, as one might expect from his background […]   Over several days we worked out a program for Guenther.“ (MacKinnon and Friesen: China Reporting, London, 1987)
 

Bücher von Günther Stein:
Made in Japan, London, 1935. (Reprint: 2010)
Far East in Ferment, London, 1937.
The Challenge of Red China, London, 1945. (Reprint: 1975)
Hongse Zhongguo de tiaozhan 紅色中國的挑戰, 晨社, 1946年版. (Reprint Shanghai, 1999)   

Autor: Dr. Thomas Kampen

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Interview mit SprachlektorInnen: Yang Hsin-ya

Yang Hsin-ya 楊馨雅

您贵姓大名? 您的名字有没有特别的意义,或者您父母选择您的名字时有什么有趣的故事?Wie heißen Sie und steht eine „Geschichte“ oder eine besondere Bedeutung hinter Ihrem Namen?
我的名字是楊馨雅,「馨雅」意思是溫馨儒雅,是爸爸給我的期許,希望我能成為這樣的一個人。我會向別人介紹我的名字是康乃馨的馨,文雅的雅,意思其實差不多。我自己很喜歡這個名字,因為這兩個字的字型很美,不過有時候會被學校老師或是其他剛認識的朋友叫成「雅馨」,每當這個時候我都不好意思糾正他們,而且也不覺得他們在叫我,會有一種自己被倒過來的感覺。

Ich heiße Yang Hsin-ya (Xinya). Hsin-ya bedeutet „warm und elegant,“ und stellt die Hoffnung dar, die mein Vater an mich als Person hat. Wenn ich meinen Namen erkläre, dann sage ich immer, dass „xin“ aus kangnaixin (Gartennelke) ist und „ya“ aus wenya (elegant), das kommt der Bedeutung meines Namens sehr nahe. Ich mag meinen Namen, weil die beiden Schriftzeichen auch sehr hübsch sind. Aber manchmal, wenn Dozenten in der Schule oder Leute, die ich gerade kennengelernt habe, mich „Yaxin“nennen, finde ich es „bu hao yisi“ sie zu korrigieren, und ich fühle mich eigentlich auch nicht angesprochen, ein Gefühl, als ob ich auf den Kopf gestellt würde.

 

您是哪里人?可以介绍一下您的老家.  Wo kommen Sie her und können Sie etwas über Ihre Heimatstadt erzählen?


我是桃園新屋人,我的家鄉是一個擁有許多自然景觀而且純樸的地方,雖然離都市有點遠,但卻是可以從小就接觸大自然,認識一些美麗的花花草草。但是現在我應該離不開城市生活了,因為城市各種機能都非常方便,工作機會也比較多,現在的我已經習慣城市裡熱鬧的生活。
Ich komme aus Taoyuan. Meine Heimat ist ein einfacher Ort mit viele Naturlandschaften. Weil es relativ weit von der Hauptstadt entfernt ist, kommt man dort schon als Kind viel mehr in Kontakt mit der Natur, und lernt viele schöne Blumen und Pflanzen kennen. Aber jetzt könnte ich nicht mehr ohne das Stadtleben, weil es so bequem ist, es mehr Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt gibt, und ich einfach das lebendige Stadtleben gewöhnt bin.


您怎么踏进学对外汉语这条路的呢?你的专长是什么?在这个领域里你对什么特别感兴趣? Sie studieren Chinesisch als Fremdsprache, wie sind Sie auf diesem Weg gelandet? Was ist Ihr Schwerpunkt innerhalb dieses Bereiches und was finden Sie daran besonders interessant?


我在大學時期的主修是中國文學,我從小就喜歡文學作品,不管是哪個國家的作品,同時小時候的志向也是作為一名教師,我也很嚮往到世界各地遊覽,一直想著有機會要到國外看看。在大學二年級時,當時的我發現要成為一位中學老師並不容易,而且我對於國內的中學生有些懼怕,因此並不打算選修教育學程,剛好學校開設了華語教學學程,對外漢語教學變成了一個人生的新選擇。修了課之後對漢語教學越來越有興趣,加上我的華語啟蒙老師們也都非常優秀而且都很照顧學生,慢慢的被他們這些特質所吸引,於是就想朝著對外漢語教師的方向來努力。雖然中途轉向別的領域,但現在又重回學校研讀漢語教學,在這個領域裡,我認為我的專長是中文詞彙,因為大學主修的背景使得我對文字的掌握較為敏銳。
An der Uni habe ich zuerst Chinesische Literatur studiert. Ich habe als Kind bereits viel Literatur gelesen, egal aus welchem Land. Ich wollte früher auch immer schon Lehrerin werden, aber ich wollte gleichzeitig auch die Welt sehen. Und habe mich richtig über die Möglichkeit gefreut, andere Orte zu entdecken. Im zweiten Jahr an der Uni ist mir bewusst geworden, dass es gar nicht so einfach ist, Lehrerin zu werden, und die Schüler vor Ort haben mir auch ein wenig Angst gemacht. Es war also nicht wirklich mein Plan, eine Lehrerausbildung zu machen, aber dann wurde gleichzeit bei uns an der Uni ein neuer Studiengang für Chinesisch als Fremdsprache eröffnet, und das war dann eine ganz neue Möglichkeit. Nachdem ich einige Kurse besucht hatte, habe ich mich immer mehr für dieses Fach interessiert. Wir hatten auch sehr gute Lehrer, die sich um uns Studierende gekümmert haben, und sie haben uns damit diesen Studiengang schmackhafter gemacht. Wir haben uns ins Zeug gelegt, um Lehrer zu werden. Obwohl ich unterwegs das Gebiet gewechselt habe, bin ich jetzt wieder zurück an der Uni, um weiter zu studieren. In diesem Fachgebeit interessiert mich vor allem das Vokabular, weil ich denke, dass ich aufgrund meines Hintergrundes sehr scharfsinnig in Bezug auf die Kraft der Wörter bin.


你会给学汉语的德国学生什么建议来提高学生的中文水平?说/写中文的时候德国学生最典型的问题/错误是什么?Was sind Ihre Top-Tips für deutsche Studierende, um ihr Chinesisch zu verbessern? Und welche Fehler machen die deutschen Studierenden am häufigsten? Sind diese Fehler anders als Fehler von Studierenden mit einer anderen Muttersprache?


我目前教授一年級的課程,我認為德國學生好問且有上進心,初級學生對於漢字、語法以及發音上都需要花很多時間練習,除了在課堂上專心聽講並回答教師給予的問題外,課前必定先預習及課後複習才能跟得上課堂的進度,形、音、義的連接可以透過課堂與作業幫助理解,如果學生想更進一步練習,可以自己依照課本內的語法及生詞造幾個句子再給教師們檢查,發音部分可聽讀DVD的影音資料,一句一句的跟讀,並記憶下聲調以及每個詞彙的正確發音,這些都能幫助學生奠定漢語基礎。在說中文時須注意漢語語序與德語的不同,簡單的例子如*「我學中文在海德堡」應為「我在海德堡學中文」,只要勤加練習就可以不犯錯。而在書寫中文時,則須仔細看清該漢字有哪些部件,因為漢字繁多,小部件寫錯就可能變成另一個字,因此漢字書寫需要靠個人經常練習才能寫得很好。
Ich unterrichte momentan im Propädeutikum. Ich finde, dass die deutschen Studierenden sehr motiviert sind. Die Anfänger müssen sehr viel Zeit damit verbringen, die Schriftzeichen, Grammatik und Aussprache zu üben. Abgesehen davon, dass sie im Unterricht gut zuhören und die Frage der Dozent beantworten müssen, müssen sie sich auch auf den Unterricht vorbereiten, und nach dem Unterricht wiederholen. Nur dann kann das, was im Unterricht gelernt wurde, besser verstanden werden. Wenn die Studierenden alleine noch schneller ihr Chinesisch verbessern wollen, dann können sie selbst Sätze bilden mit der im Unterricht erlernten Grammatik und dem Vokabular und dann den Dozenten zur Korrektur geben. Für die Aussprache können sie sich die Aufnahmen auf der DVD anhören, Satz für Satz nachreden, und sich den Ton und die Aussprache für jedes Wort merken. Das alles kann helfen, eine gute Basis für das weitere Studium zu bilden. Wenn man spricht, sollte man sich der Unterschiede zwischen dem Deutschen und dem Chinesischen sehr bewusst sein. Zum Beispiel „Ich studiere Chinesisch in Heidelberg“ (*我學中文在海德堡) soll ja im Chinesischen eigentlich sein „Ich in Heidelberg studiere Chinesisch“ (*我在海德堡學中文). Nur wer sorgfältig und fleißig übt, kann solche Fehler vermeiden. Beim Schreiben sollte man immer genau schauen, welche Teile das Schrifzeichen hat, weil es so viele Schriftzeichen gibt, sodass nur ein kleiner Unterschied bereits ein anderes Schriftzeichen zur Folge haben könnte. Auch hier hilft nur fleißiges Üben.

 

你在中国/台湾最想念的东西(或者人)是什么/谁?相反地,如果你能从德国带一个东西或者人回中国去,会是什么/谁?Was oder wen vermissen Sie besonders aus China/Taiwan, und umgekehrt, was möchten Sie aus Deutschland zurück mit nach China/Taiwan nehmen?


我想把我的朋友跟家人帶來德國,因為有他們我的生活可以更多采多姿,我也很感謝在德國的同事、朋友們,有他們的陪伴讓我在德國的生活更豐富、快樂。而我則想把德國的空氣與紅葉帶回台灣,因為這裡的空氣十分新鮮,紅葉的美景則是台灣沒有的,想帶回去跟大家分享。
Ich möchte gerne meine Familie und Freunde mit nach Deutschland bringen, weil das Leben eben viel schöner und interessanter ist mit ihnen zusammen. Ich bin auch sehr dankbar für alle meine Kollegen und Freunde in Deutschland, die mir geholfen haben, mich an das Leben in Deutschland zu gewöhnen und es zu genießen! Nach Taiwan möchte ich gerne Deutschlands Luft und die roten Herbstblätter mitnehmen. Die Luft hier ist so frisch und sauber, und die Schönheit der Herbstfarben haben wir in Taiwan nicht. Das möchte ich gerne in Taiwan mit den Menschen teilen.

 

如果你没有学过德语或者对外汉语,你愿意想当什么?或者说:你最理想的工作是什么?Wenn Sie nicht Germanistik studiert hätten, was hätten Sie sonst gemacht. Oder anders gesagt: was ist Ihr heimlicher Traum-Beruf?


如果我沒有學漢語專業,或是我的人生不是走教師這條職業,我想我會是藝術家或是一個與大自然和動物相伴的人,但也或許我會找一個高薪的工作,讓自己的生活無虞,就能做更多自己喜歡做的事情。
Wenn ich kein Chinesisch studiert hätte oder wenn ich nicht auf den Beruf eines Lehrers gestoßen wäre, dann wäre ich gerne Künstlerin geworden oder jemand der mit der Natur und den Tieren zusammenlebt. Aber ich hätte mir auch eine Arbeit mit höherem Gehalt suchen können, sodass ich mehr Sachen tun könnte, die mir Spaß machen.

Interview und Übersetzung: Marjolijn Kaiser und Daniel Fleck

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Zuletzt bearbeitet von: SHAN e. V.
Letzte Änderung: 06.06.2018
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