Newsletter Februar 2013 Nr. 68

INHALT

Sinologie im Beruf

Es ist eine der meist gefürchteten Fragen für Sinologie-Studenten: "Sinologie? - Und was macht man damit?" Eine Möglichkeit zeigt Kathrin Achenbach, die nach ihrem Master bei einer chinesischen Steuerkanzlei unterkam.

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Reissuppe aus dem Süden - wegharmonisiert

Odila Schröder erläutert in diesem interessanten Beitrag, was Reissuppe mit Politik, Zensur, und Zeitungen zu tun hat.

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Vom Neckar zum Huangpu: Hedwig Baum und Rosie Goldschmidt

Shanghai in den 1930er-Jahren: Die Mannheimerinnen Hedwig Baum und Rosie Goldschmidt zieht es in die aufstrebende Metropole am Huangpu. Aus ihrem Leben vor und nach dem Treffen in Shanghai erzählt Dr. Thomas Kampen.

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Das kleine Einmaleins der unhöflichen Redeunterbrechung

Jeder kennt es, jemand redet und redet, man möchte dem Redeschwall möglichst treffsicher Einhalt gebieten. Doch wie macht man das auf Chinesisch? Hier sind einige Möglichkeiten.

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Cluster Asien und Europa: Promotionsstipendien in Transkulturellen Studien

Das Graduiertenprogramm für Transkulturelle Studien des Exzellenzclusters "Asien und Europa im globalen Kontext" der Universität Heidelberg vergibt acht Promotionsstipendien beginnend im Wintersemester 2013/14. Anmeldefrist ist der 15. März 2013.

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Sinologie im Beruf

Das Telefon klingelt, ein dröhnendes „Wei?!“ schallt durch den Hörer in mein Ohr, dann ein sekundenlanges Rauschen in der Leitung. Ein Anruf aus China. „Wei????“ schallt es wieder, diesmal bleibt die Leitung stabil und der Mandant aus China kann sein Anliegen vorbringen:  „费总在吗?“ So beginnt der Tag in der Regel in der kleinen Kanzlei in Frankfurt, in der ich inzwischen arbeite. Es sei denn, es ist die Zeit des chinesischen Neujahrs, eine Zeit, in welcher das Telefon schweigt und gähnende Leere im Email-Fach herrscht. 

Die Steuerkanzlei, bei der ich jetzt beschäftigt bin, füllt in der Tat eine wahre Marktlücke aus: Steuern auf Chinesisch! Diese Mischung hat es wirklich in sich. Eine chinesische Steuerberaterin und ein deutscher Steuerberater bilden den Kopf des inzwischen achtköpfigen Teams aus Steuerfachangestellten, Buchhaltern und mir, offiziell als Teamassistenz angestellt, nach zwei Monaten jedoch als Assistenz der Geschäftsleitung eingesetzt. So steht es auf meiner Visitenkarte.

Da die Kanzlei noch relativ klein ist, habe ich häufig die Möglichkeit, Erfahrungen und Einblicke hinsichtlich der Finanzbuchhaltung, sowie Steuererklärungen und Jahresabschlüssen von Unternehmen zu sammeln. Eine stark wachsende Auftragslage verschafft mir zusätzlich eine aktive Einbindung in alle Fälle der Kanzlei und einen Überblick über das große Spektrum und die Menge an Arbeit, die jeden Tag erledigt werden muss. Den Überblick über alle zu erledigenden Aufgaben nicht zu verlieren, ist da manchmal schon ein Kunststück.

Neunzig Prozent der Mandanten bilden Chinesen, die hauptsächlich in Frankfurt, aber auch in anderen Städten eine Zweigniederlassung ihrer chinesischen Mutterfirmen gründen. Der Enthusiasmus chinesischer Firmengründungen in Frankfurt ist enorm. Geschäftsfelder erstrecken sich von Photovoltaik, Handel mit Kunststoffprodukten, Pharmazie bis hin zum Großhandel mit Handtaschen, Schuhen oder Motorrädern und Motorrollern. So individuell wie die Geschäftsfelder, so individuell ist auch jeder einzelne Mandant. Und an dieser Stelle komme ich ins Spiel.

„Universell einsetzbar“ sagt man uns Sinologen nach, und genau das kann ich in meiner aktuellen Funktion eindeutig bestätigen. In meiner Position als Assistenz der Geschäftsleitung unterstütze ich in erster Linie die Geschäftsleitung, aber auch die Angestellten. Aufgrund meiner vielfältigen Tätigkeiten für die Geschäftsleitung sowie für die Mitarbeiter kann ich mich in verschiedene fachliche Arbeitsgebiete einarbeiten und werde als Schnittstelle zwischen den einzelnen Abteilungen verstanden. Ein weiteres wichtiges Aufgabengebiet erstreckt sich auf die Korrespondenz mit Mandanten, Finanzämtern und Notaren. Ansprechpersonen mit Chinesischkenntnissen sind für die Mandanten sehr wichtig, daher gehört es ebenfalls zu meinen Hauptaufgaben, die täglichen Anfragen zu filtern und zu beantworten.

Auch die ausschließlich deutschsprachigen Mitarbeiter der Kanzlei profitieren von meiner Anwesenheit: Am Telefon und im Email-Verkehr kommt es oft zu Schwierigkeiten in der Kommunikation. Zwar sprechen viele Chinesen auch Englisch, doch ist es nicht gerade ihre Lieblingssprache. Die Sprachhindernisse ergeben sich auch oft aufgrund von komplizierten steuerlichen Sachverhältnissen und wirtschaftlichen Fachbegriffen. Nach kurzer Einarbeitungszeit ist es für mich inzwischen nicht mehr schwer, festzustellen, wer am anderen Ende spricht und welches Anliegen er oder sie hat. Man kann sich zwar als Sinologe kaum noch vorstellen, wie chinesische Namen für „nicht-sinologische“ Ohren klingen, aber auch das muss bedacht werden, wenn man die deutschen Arbeitskollegen unterstützen möchte.

Die in der Kanzlei unverzichtbare chinesische Sprache spiegelt sich in allen Bereichen der angebotenen Dienstleistungen wider. Von der dreisprachigen Webseite der Kanzlei über die chinesische Beratung bis hin zu speziell eingerichteten Tools, die es ermöglichen, chinesischsprachige Buchhaltungsauswertungen für Mandanten zu erstellen.

Neben alltäglichen Korrespondenzaufgaben, ergeben sich auch häufig interessante Fälle, bei denen ich Mandanten bei der steuerlichen Registrierung ihres Unternehmens unterstütze. Dabei geht es darum, alle Unternehmensdaten aufzunehmen und anzugeben. Die Registrierungsunterlagen von chinesischen Firmen werden vom zuständigen Finanzamt kontrolliert und gelegentlich auch durch eine Prüfung vor Ort genauer begutachtet, bevor es zur Erteilung der Steuernummer kommt. Weitere Aufgaben ergeben sich, wenn Mandanten ihren Firmensitz ändern möchten, einen Geschäftsführer berufen oder abberufen wollen oder gar ihre Firma auflösen möchten. Gesellschafterbeschlüsse müssen zweisprachig verfasst werden, einmal die obligatorische Amtssprache, Deutsch, und die Mandantensprache, Chinesisch. Mit Hilfe von Notaren wird dann die Registrierung der Sitzverlegung oder die Abberufung eines Geschäftsführers im Handelsregister veranlasst und eingetragen. Eine Firmenliquidation ist ein weiteres interessantes Feld, in welches ich mich einarbeiten konnte, da einige chinesische Unternehmen Insolvenz anmelden oder ihr Geschäft aus Rentabilitätsgründen aufgeben möchten.

Im Büroalltag kommt es hin und wieder zu sehr kurzfristigen und umfangreichen Übersetzungsaufträgen, beispielsweise von Jahresabschlüssen, mit viel Fachvokabular. Anfangs war dies eine riesige Herausforderung und der Zeitdruck sehr hoch, doch inzwischen konnte ich mich erfolgreich einarbeiten und mir ein fachspezifisches chinesisches Vokabular  aneignen.

Als Assistenz der Geschäftsführung bin ich gleichzeitig für das Firmenmarketing und die Veranstaltungsplanung und -organisation zuständig. So konnte ich bei der Organisation einer chinesisch-deutschen Vortragsreihe über Steuern und Recht in der Wirtschaftsabteilung des chinesischen Konsulats in Frankfurt mitwirken. Während der Vorträge konnten dann alle Besucher außerhalb von Sprechstunden Fachfragen an Rechtsanwälte und Steuerberater stellen. Aber auch der Besuch von Investment-Veranstaltungen und das in Kontakt treten mit chinesischen Unternehmen gehört zu meinem Aufgabenspektrum.

Die Arbeitsatmosphäre in der Kanzlei ist offen und die Hierarchien sind flach, was ein Zusammenarbeiten sehr angenehm und positiv gestaltet. Der Stressfaktor ist gelegentlich hoch, festigt aber zunehmend meine Organisationsfähigkeit und Stressresistenz. Einen großen Vorteil sehe ich für mich in der Größe der Firma und den damit verbundenen Möglichkeiten in verschiedenen Bereichen aktiv zu sein. Die Verbindung von neuen Fachkenntnissen und der Vertiefung von steuerlichem und wirtschaftlichem Fachvokabulars ist eine großartige Gelegenheit für meine berufliche Entwicklung. Aber auch zahlreiche universitäre Soft-Skills wie beispielsweise das „Sprachen-switchen“ zwischen Deutsch, Englisch und Chinesisch sowie das strukturierte Arbeiten, die fristgerechte Abgabe von Aufgaben oder auch die effiziente Arbeitseinteilung sind neben Sprachkenntnissen im Chinesischen wichtige Grundlagen für meine jetzige Tätigkeit.

 

Kathrin Achenbach

 

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Reissuppe aus dem Süden - wegharmonisiert

一碗熱滾滾的砂鍋粥

來自南方大地
剛端上桌時
粥還在裡面翻滾
它似乎也有一顆勇敢的心
在寒冷的夜裡
張嘴都是白氣
塵世折騰
惟有溫暖
與這碗粥不可辜負
 
Eine Schale warmer Zhou
Aus dem weiten Süden.
Eben auf den Tisch gekommen
Bebt der Zhou noch.
Auch er hat wohl ein wagemutiges Herz,
In der tiefen Nacht
Wo der Atem weiß.
Die Leiden dieser Erde
Können nur von der Wärme
Und dieser Schale Zhou nicht enttäuscht werden.
 
Dieses unschuldige Gedicht, erschienen in "The Beijing News", wurde Anfang 2013 zensiert. Warum? Und wie kam es dazu, dass einem Gedicht über Zhou plötzlich solch eine politische Bedeutung beigemessen wurde?
Zhou ist bekannt als jene Reissuppe seltsamer Konsistenz, die zu den absoluten Standards chinesischer Küche gehört. Zhou 粥 ist aber gleichzeitig homophon zu Zhou 周, der Woche. Und Nanzhou 南周, die "Woche aus dem Süden" steht kurz für Nanfang Zhoumo 南方周末, "The Southern Weekly". Diese Wochenschrift ist unter ihren intellektuellen Lesern bekannt für einen liberalen, fortschrittlichen, gar mutigen politischen Standpunkt. Oftmals schrammten Artikel hart an der Grenze des Veröffentlichbaren, ja die Zeitschrift schien neue Grenzen zu setzen und machte vielen Hoffnung auf die Möglichkeiten einer freiere Presse. 
 
Doch Anfang 2013 wurden Leser schwer enttäuscht, empört und aufgebracht. In der Neujahrsausgabe der Zeitschrift fanden sich seltsame Rechtschreib- und grammatikalische Fehler, die auf eine eilige Redaktion hinwiesen. Während der ersten Januarwoche kamen die Details der Redaktion der Neujahrsausgabe an die Öffentlichkeit (bzw. an die Öffentlichkeit, die an der Zensur vorbei operierte): Über Wochen hinweg hatten Redakteure und Zensoren über Inhalt, Titel und Aufmachung der Neujahrsbotschaft "verhandelt". Nachdem Xi Jinping in einer Rede Verfassungsstaatlichkeit gutiert hatte, wurde dieses Thema wagemutig aufgegriffen. Diese Botschaft "Chinas Traum - ein Traum von einer Verfassung" war eine flammende Schrift für Verfassungs- und Rechtsstaatlichkeit. Die finale Version, ein 2000 Zeichen langer Artikel, wurde jedoch noch in der Nacht vor seiner Veröffentlichung von der Propagandabehörde so bearbeitet, dass er einen Abschnitt voller Lob und Preis für die Partei enthielt. Vielfache weitere Änderungen machten die Ausgabe zu einer Farce. 
 
Der zuständige Chef der Propagandabehörde von Guangdong, Tuo Zhen, wurde daraufhin von den Herausgebern und Redakteuren der Southern Weekly heftig kritisiert. Die Vorgänge wurden über Weibo verbreitet und erregten die Aufmerksamkeit vieler Neitizens. Die Weibo-accounts einiger Herausgeber wurden zensiert, deren Passwörter von der Propagandabehörde eingefordert. Das verursachte eine Reihe widersprüchlicher posts, darunter: "@Nanfang Zhoumo ist momentan nicht mehr in den Händen von Nanfang Zhoumo". Die Vorfälle lösten eine Diskussion über Pressefreiheit und Rechtsstaatlichkeit aus. Besonderen Spott erntete ein Regierungssprecher, der dazu befragt sich nicht anders zu halfen wusste als die Standardantwort zu zitieren: "Es gibt keine Zensur in China". Andere Zeitschriften solidarisierten sich mit der Southern Weekly. Darunter auch 'The Beijing News' mit ihrem Statement über Reissuppe, das oben zu lesen ist. 
 
 
 
Odila Schröder

 

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Vom Neckar zum Huangpu: Hedwig Baum und Rosie Goldschmidt

In Sonjas Rapport schrieb Ruth Werner: „Ein anderer Stern am Shanghai-Himmel ist Rosi Gräfenberg-Ullstein, die ich bei einem Lunch in Bernsteins Haus ‚genoß‘. Kisch nennt sie ‚eine kapitalistische Sumpfblüte‘, wie sie uns empört berichtete“. In einem neueren Buch über Ruth Werner gibt es mehr Details: „Sie ist eine tolle Nummer. Kisch beschimpfte sie: ‚Sie sind eine kapitalistische Sumpfblüte‘, was sie uns leidend berichtete, aber sonst ist sie eine große Bluffnummer, intelligenter Kurfürstendamm.“ Auch in Egon Erwin Kischs Texten wird die Begegnung in Shanghai bestätigt, in einem Brief vom Juni 1932 steht: „Neulich habe ich Rosi Gräfenberg getroffen.“ Die Formulierung Kischs deutet an, daß sich beide schon vorher kannten.

Die drei trafen sich vor acht Jahrzehnten in Shanghai. Trotz unterschiedlicher Herkunft und Ausbildung besaßen sie einige Gemeinsamkeiten. Alle drei hatten vor ihrer Chinareise in Berlin gelebt, waren im Zeitungs- und Verlagswesen tätig und wurden als Autor(inn)en bekannt.

Der 1885 geborene Kisch stammte aus Prag, zog in den zwanziger Jahren nach Berlin und gehörte damals zu den bekanntesten deutschsprachigen Journalisten. Ruth Werner (1907-2000), die in den dreißiger Jahren Ursula Hamburger hieß, war Berlinerin und Buchhändlerin; sie war - wie Kisch - KPD-Mitglied. In einem im obengenannten Buch zitierten Brief schrieb sie am 2. April 1927 über ihre neue Arbeit im Ullstein Verlag: „Heute der zweite Tag, Zeitschriften und Propagandaabteilung-Archiv, Kochstraße 23.“ Einige Seiten später heisst es: „1928 wurde meine politische Aktivität den Brüdern Ullstein bekannt. Ich glaube es war Hermann Ullstein, der mir in einem Gespräch nahelegte, auszuscheiden.“ In einem neueren Buch über Vicki Baum (1888-1960) wird auch Hermann Ullstein erwähnt, „der Stratege und Methodiker unter den fünf <allmächtigen> Ullstein Brüdern und im Haus für die Reklame, die damals noch in aller Unschuld ‚Propaganda‘ genannt wurde, sowie für alle Zeitschriften zuständig.“

Europa

Rosie Goldschmidt (1898-1982) wurde in Mannheim geboren, studierte in München und promovierte 1920 bei Alfred Weber (dem Bruder von Max Weber) in Heidelberg; sie schrieb eine Dissertation mit dem Titel: Das „Theater der Minoritaeten“ als soziologische Erscheinung. Im Ullsteinroman von Sten Nadolny heisst es: „Sie kommt in Mannheim zur Welt, ihr Vater ist Bankier.“ Über ihr Leben in Berlin und ihren Kontakt zum Ullstein Verlag steht im gleichen Buch: „Rosie kennt den Verlag in der Kochstraße von gelegentlichen Redaktionsbesuchen. […] Befreundet ist sie seit Jahren mit Vicki Baum.“ Die in Wien geborene Vicki (Hedwig) Baum hatte vorher auch in Mannheim gelebt, ihr Mann war dort Generalmusikdirektor. Über ihre erste Begegnung mit der Familie Ullstein schrieb sie in ihren Memoiren: „Im Verlauf der Zeremonien wurde ich Hermann Ullstein vorgestellt, einem der fünf großmächtigen Brüder. Er regierte das dritte Stockwerk, Zeitschriften und Bücher.“ 1929 veröffentlichte sie bei Ullstein ihr berühmtes Buch Menschen im Hotel, das bald darauf verfilmt wurde.

Rosie hatte zunächst den Arzt Ernst Gräfenberg geheiratet, die Ehe wurde jedoch bald geschieden. 1929 heiratete sie Dr. Franz Ullstein (1868-1945). Von diesem trennte sie sich 1931 und reiste dann nach China.

 

Asien

Rolf und Ursula Hamburger waren schon 1930 - frisch verheiratet - nach Shanghai gefahren, wo er eine Stelle als Architekt antrat. Kisch reiste im Frühjahr 1932 nach China und veröffentlichte im folgenden Winter das Buch China geheim.

Schon bald nach ihrem Shanghaier Treffen verließen alle drei die fernöstliche Metropole. Kisch, der Anfang 1933 in Berlin verhaftet wurde, floh aus Deutschland und verbrachte die Kriegsjahre größtenteils in Mexiko. Ursula Hamburger arbeitete als Agentin in Polen, in der Schweiz und in England, später ging sie in die DDR.

Die inzwischen berühmt gewordene Vicki Baum reiste dagegen etwas später nach China und veröffentlichte 1939 ihr bekanntes Werk Hotel Shanghai. Der englische Titel war Shanghai ’37; in dem Buch von N. Nottelmann wird allerdings angedeutet, daß Baum nicht 1937 sondern 1935 oder 1936 Shanghai besuchte und nur wenige Tage (auf der Durchreise) dort verbrachte. Sie lebte später in den USA.

 

Amerika

Durch Eheschließung mit Armin Wolrad Widekind Bela Erich Maria Graf von Waldeck  wurde aus Rosie Goldschmidt 1935 Rosie Gräfin Waldeck, bzw. R. G. Waldeck; sie lebte jahrzehntelang in den Vereinigten Staaten und wurde als Schriftstellerin bekannt. Durch ihre in Budapest geschlossene Ehe wurde sie vorübergehend Ungarin, später Amerikanerin und Katholikin. Zu ihrer Berühmtheit trug im Mai 1936 auch die Teilnahme am ersten Flug des Zeppelins Hindenburg in die USA teil, ein Jahr später verbrannte das Luftschiff in Amerika.

Frau Baum hatte schon früh den Operndirektor Richard Lert geheiratet und wurde dadurch zur „Frau Operndirektor Lert“. Ursula Hamburger heiratete später den Engländer Len Beurton und übernahm dessen Familiennamen, in der DDR wurde sie dann zur Schriftstellerin Ruth Werner. Ihre und Kischs Bücher erschienen in großer Auflage in der DDR und in Osteuropa; R. G. Waldeck und Vicki Baum publizierten in der BRD und in Nordamerika.

 

Literatur:

V. Baum: Menschen im Hotel, Berlin, 1929.

E. E. Kisch: China geheim, Berlin, 1933.

V. Baum: Hotel Shanghai, Amsterdam, 1939.

V. Baum: Es war alles ganz anders, Frankfurt, 1962.

R. Werner: Sonjas Rapport, Berlin, 1977.

E. E. Kisch: Briefe an Jarmila, Berlin, 1998.

S. Nadolny: Ullsteinroman, Berlin, 2003.

E. Panitz: Treffpunkt Banbury, Berlin, 2003.

N. Nottelmann: Die Karrieren der Vicki Baum, Köln, 2007.

T. Kampen: Chinesen in Europa - Europäer in China, Gossenberg, 2010.

 

Dr. Thomas Kampen

 

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Das kleine Einmaleins der unhöflichen Redeunterbrechung

布拉布拉布拉… Blah blah blah… Egal ob man selbst der Übeltäter ist oder unter den hohlen Phrasen eines anderen leidet - es ist zu schade um die Zeit.

Wie man dem Einhalt gebieten kann? Da gibt es gleich mehrere Möglichkeiten. Erst einmal entpuppt sich das Dummschwätzen im Chinesischen als „Blindschwätzen“. Das wäre nämlich die wörtliche Übersetzung für“瞎说” (xiāshuō).  Ein beherztes „别瞎说!“  Sollte dem blind drauf los plappernden Redner also Einhalt gebieten.

Um das ganze etwas zu variieren kann 说 auch durch das Verb 扯 (chě) ersetzt werden. In der Ermahnung „你扯得太远了“ (‚Du schweifst ab!‘) wird auch sehr schön der ursprüngliche Bedeutungsgehalt dieses Verbs verdeutlicht. So bedeutet 扯eigentlich „ziehen“. Und der kurze Satz bringt dem Sprecher nahe, dass er den roten Faden nicht zielgerichtet abschreitet, sondern ihn künstlich in die Länge zieht.

Zusammen mit einer adverbialen Steigerung kann das Ausmaß an Kokolores auch in diesem Fall als „blind“ (瞎扯), „willkürlich“ (胡扯) oder gar „chaotisch“ (乱扯) tituliert werden. Da die Begriffe frei kombinierbar sind ergibt sich folgendes Einmaleins der unhöflichen Redeunterbrechung:

2013_68_redeunterbrechung
 

Fabian Lübke

 

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Promotionsstipendien in Transkulturellen Studien

Das Graduiertenprogramm für Transkulturelle Studien des Exzellenzclusters "Asien und Europa im globalen Kontext" der Universität Heidelberg vergibt acht Promotionsstipendien beginnend im Wintersemester 2013/14.

Die Stipendien haben eine Höhe von 1.200 Euro pro Monat. Zusätzlich nehmen die Stipendiaten an weiterführenden Kursen teil und erhalten eine individuelle Betreuung und Beratung. Die Hälfte der Plätze ist für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Asien vorgesehen.

Von den Bewerberinnen und Bewerbern wird erwartet, dass sie ein Promotionsprojekt einreichen, das in engem Zusammenhang zu den Forschungsschwerpunkten des Cluster steht. Sie müssen einen Magister-Abschluss oder einen anderen gleichwertigen Abschluss in einem Fach der Geistes-, Sozial- oder Kulturwissenschaften besitzen. Bewerbungen, die einen Lebenslauf, ein Motivationsschreiben, einen Projektvorschlag, einen Zeitplan für die Dissertation und ein Empfehlungsschreiben enthalten, werden über eine Online-Plattform eingereicht.

Nach einer ersten Vorauswahl werden die Bewerberinnen und Bewerber Kontakt zu möglichen Betreuerinnen und Betreuern am Cluster aufnehmen, um ihr Projekt zu diskutieren. Die aussichtsreichsten Bewerberinnen und Bewerber werden etwa Mitte Mai nach Heidelberg eingeladen, um ihre Projekte dem Auswahlkomitee zu präsentieren. Die Auswahl der Kandidatinnen und Kandidaten erfolgt zeitnah dazu.

Der Bewerbungsschluss ist der 15. März 2013.

Für weitere Informationen über das Graduiertenprogramm für Transkulturelle Studien und die Stipendien besuchen Sie: http://www.asia-europe.uni-heidelberg.de/en/gpts oder senden Sie eine Email an: application-gpts@asia-europe.uni-heidelberg.de.

 

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Zuletzt bearbeitet von: AF
Letzte Änderung: 04.12.2014
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