Newsletter Juni 2012 Nr. 63

INHALT

Sinologie-Exkursion nach Paris

Ende Mai fuhr eine Gruppe von Studierenden der Sinologie auf Erkundungstour nach Paris, um vor Ort einen anderen Blick auf ihr Fach zu erhalten. Sinologische Forschungseinrichtungen und Bibliotheken, sowie Museen für ostasiatische Kunst und vieles mehr standen auf dem Programm.

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Erzählen Sie mal... Prof. Enno Giele (Teil II)

Im letzten Newsletter hat Prof. Enno Giele in einem ersten Interview seinen Werdegang und seine Forschungsinteressen geschildert. In der Fortsetzung spricht er nun über die Unterrichtsgestaltung, seine Zeit im Ausland, darunter besonders über seine Erfahrungen in Amerika und seine persönlichen Interessen.

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Chinesisches Dorf beim Lebendigen Neckar

Im Juni war es wieder soweit: bei wunderbarem Sommerwetter präsentierten sich Vereine und gemeinnützige Initiativen den interessierten Heidelbergern. Eine feste Größe ist dabei das Chinesische Dorf. Diesjährige Highlights: Drachenbootrennen und Perlentee.

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Die Welt am Neckar: Heidelberger Jubiläen und Konferenzen

Heidelberg ist seit jeher ein wichtiges Zentrum für die Diskussion aktueller Forschungsthemen im Fachbereich Sinologie. Thomas Kampen gibt einen Überblick über Jubiläen und Konferenzen von 1996 bis 2010.

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SHAN-Brunch bei Mr. Wu

An einem regnerischen Sonntag Anfang Juni trafen sich im Restaurant Mr. Wu in Heidelberg 27 Alumni und Studierende der Sinologie, um beim gemeinsamen SHAN-Brunch ein ausgiebiges chinesisches Mittagsmahl zu genießen.

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Exkursion nach Paris

Eine Exkursion? Nach Paris? Nach Paris! So oder so ähnlich wird wohl nicht nur mein Gedankengang verlaufen sein, sondern auch der von den anderen interessierten Studierenden. Allerdings standen einer Realisierung des Unterfangens noch zwei gewichtige Argumente entgegen. Da waren zum einen die Kosten. Dass Paris kein günstiges Pflaster ist, ist jedem Studenten bewusst. Da es zwar einen Zuschuss seitens der Universität gegeben hat, diese aber doch überschaubar blieb, musste man schon ein wirkliches Interesse an der Fahrt aufbringen. Dementsprechend genauer schaute man auf die Beschreibung und entdeckte dabei, dass sich der Projektleiter Nicolae Statu für die Exkursion einiges vorgenommen hatte: Eine Besichtigung verschiedener China-bezogener Hochschulinstitutionen, Museen mit ostasiatischen Exponaten und ein Abstecher zur Manuskriptabteilung der Bibliothèque nationale.  Selbstredend wollte Herr Statu einen universitären Schein nicht für ein simples Mittraben herschenken, sondern verlangte tatsächlich eine gründliche Vorbereitung. Zuerst sollte man sich einem Einstiegstest unterziehen, zu deren Vorbereitung zahlreiche Quellen  empfohlen wurden, die auf die eine oder andere Weise Frankreich und China zum Thema hatten. Weiter wurde von jedem Teilnehmer ein Referat über ein festgelegtes Thema vor Antritt der „Bildungsreise“ erwartet. Man kann nun nicht gerade behaupten, dass dieses Prozedere mit den Aufnahmetests vom Auswärtigen Amt vergleichbar wäre – am Ende blieben jedoch trotzdem nur noch fünf wackere Sinologen übrig, die Ende Mai den Weg auf sich nahmen.
    Die erste Station in Paris war das Musée Cernuschi, welches den perfekten Auftakt bedeutete. Gegründet um die Wende zum 20. Jahrhundert, bietet das Museum eine kleine, aber feine Sammlung ostasiatischer Kunst verschiedener Epochen, wobei besonders die Keramiken und Buddhafiguren beeindruckten. Das Musée Guimet bot demgegenüber eine weitere Steigerung. Beheimatet in einem großzügigen Bau in der Nähe des Place du Trocadero, entführt dieses Museum seine Besucher in eine andere Welt. Selbst für erfahrene Asien-Reisende ist „das Guimet“ ein echtes Erlebnis, stellt es doch die Schätze aus fast allen Ecken des asiatischen Kontinents zur Schau. Darunter wusste auch die chinesische Abteilung zu überzeugen. Wundervolle Keramiken aus der Tang, Ming und Qing, Schnitzereien mit seltenen Motiven, Malereien und vieles mehr.
    Ein weiteres Exkursionsziel war das Kennenlernen der französischen Sinologie. Besucht haben wir dabei die Universität Paris VII, welche die universitäre Sinologie beheimatet, das Centre de Recherches Linguistiques sur l'Asie Orientale (CRLAO), das Institut National des Langues et Civilisations Orientales (INALCO) und die Bibliothèque universitaire des langues et civilisations (BULAC), wobei die beiden letztgenannten letztes Jahr nach langem Warten endlich ihr gemeinsames neues Domizil in der Nähe der Paris VII beziehen durften. Das BULAC ist eine moderne Bibliothek mit großen, lichtdurchfluteten Räumen, welche verschiedene Arbeitsbereiche unter einem Dach vereint. Interessanterweise gab es zwei unterschiedliche Ebenen für Bachelor- und fortgeschrittene Studenten. Zwar kann einen die Atmosphäre dort durchaus gefangen nehmen. Andererseits wird einem recht schnell klar, wie hervorragend die Sinologische Bibliothek in Heidelberg ausgestattet ist, da der Freihandbereich hier doch deutlich umfangreicher ist. Die französische Sinologie unterscheidet sich von Deutschland und dem Humboldtschen Konzept insofern, dass sie sich durch Organisationen wie dem INALCO oder dem CRLAO stärker der Forschung widmen kann, während die deutsche Chinaforschung zum überwiegenden Teil innerhalb des Universitätssystems - und damit der Verpflichtung zur Lehre - arbeitet. Vermittels der Kontakte Herrn Status konnten wir einige Vertreter dieser Institutionen, u.a. Françoise Bottéro treffen. Sie erklärten uns die allgemeinen Strukturen ihrer Organisationen und erläuterten uns ihre aktuellen Projekte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es in Frankreich ein stark verzweigtes und untereinander wenig vernetztes System von diversen Institutionen der Chinaforschung gibt. Doch  trotz der Tatsache, dass sich die französische Sinologie in Paris konzentriert, ist ein intensiver Austausch nicht überall zu beobachten. Dennoch konnte die französische Sinologie ihre traditionellen Stärken auf Gebieten wie der Erforschung des Buddhismus oder der Linguistik konservieren, so dass ein Studien- und Forschungsaufenthalt in Paris für viele Sinologen eine lohnenswerte Überlegung darstellen dürfte.
    Zu einem positiven Eindruck von Paris trug auch das sonnige Maiwetter bei. Bei einem unserer Spaziergänge wurden wir auf dem Friedhof Père Lachaise auf ein interessantes Phänomen aufmerksam. Die Anziehungskraft dieses Ortes scheint nämlich bis in die Zukunft weiterzuwirken, sind doch eine ganze Reihe von Grabsteinen mit chinesischen Zeichen zu beobachten, denen das entscheidende Etwas fehlt: der Name. Hier wurde also schon ausreichend vorgeplant.
    Der letzte Programmpunkt der Exkursion war dann für die meisten auch gleichzeitig der Höhepunkt. Da Teile der Bibliothèque Nationale aktuell umgebaut werden, empfing uns die Chefin und gleichzeitig einzige Mitarbeiterin der Abteilung für chinesische Manuskripte in einem baulichen Provisorium, um uns einige Teile aus der berühmten Pelliot-Sammlung zu zeigen. Paul Pelliot, der berühmte französische Sinologe, ausgestattet mit einer unfasslichen Sprachenbegabung, untersuchte zu Beginn des 20. Jahrhunderts als erster Sinologe die Manuskripte der gerade geöffneten Dunhuang-Grotten und konnte deren wichtigste käuflich erwerben. Diese bilden noch heute den Grundstock der Manuskriptsammlung. Engagiert und voller Fachwissen wurde uns anhand konkreter Beispiele, darunter eines wunderbar erhaltenen Lunyu-Manuskripts von 890, Einzelheiten zur Drucktechnik, Papierwahl und editorischen Gepflogenheiten der imperialen Zeit näher gebracht. Das Beste an all dem ist: man muss gar nicht nach Paris fahren, um diese einzusehen, da die Pelliot-Sammlung vollständig digitalisiert ist! Unter gallica.bnf.fr erhält man darauf direkten Zugriff, das besprochene Lunyu-Manuskript findet sich beispielsweise unter „Pelliot 2510“. Die Pelliot-Systematisierung der Funde lässt sich anhand eines Katalogs nachvollziehen, welcher sich im im REF-Raum unserer Bibliothek findet.
    Abschließend lässt sich sagen, dass es uns mit unserer Fahrt in das ehemalige Zentrum des europäischen Maoismus gelang, eine Idee von der Vielzahl der historischen und kulturellen Stränge, die China und Frankreich miteinander verbinden, zu bekommen und gleichzeitig eine andere Form der Sinologie kennenzulernen, deren Stärken sich auf vielen Feldern gut mit der deutschen Sinologie ergänzen und so die eigenen Forschungen bereichern können. Dank gebührt hierfür in allererster Linie Nicolae Statu, der diese Exkursion von der ersten bis zur letzten Sekunde perfekt geplant und begleitet hat.

Oliver Schulz

Zur Geschichte von Paris als Zentrum des europäischen Maoismus, vgl. Richard Wolin. The Wind from the East: French Intellectuals, the Cultural Revolution, and the legacy of the 1960s, Princeton: Princeton Univ. Press, 2010.

 

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Erzählen Sie mal ... Prof. Enno Giele! (Teil II)

 

Prof. Enno Giele, der seit diesem Sommersemester als neuer Lehrstuhlinhaber für Klassische Sinologie am sinologischen Institut in Heidelberg ist, stellt sich in zwei Interviews den Fragen von SHAN. Im ersten Teil des Interviews mit SHAN berichtete er über seinen Werdegang und seine Forschungsinteressen. Nun spricht er über die Unterrichtsgestaltung und seine Erfahrungen im Ausland.

 

SHAN: Welche neuen Methoden haben Sie zur Unterrichtsgestaltung bzw. was ist Ihnen dabei wichtig?

Prof. Giele: Nun, vielleicht ist das nicht so neu, aber was ich immer schon sehr wichtig fand, das ist das gute und in einer gewissen Weise persönliche Verhältnis zwischen Studenten und Dozenten. Dazu gehört beispielsweise, dass man seine Studenten mit Namen kennt. In Amerika hatte ich einmal einen Kurs mit etwa 200 Studenten, da ist es natürlich schwer, selbst wenn man es möchte, sich die Namen zu merken. Trotzdem habe ich es immer versucht und manche waren dann ganz erstaunt, wenn ich Denjenigen oder Diejenige mit Namen ansprechen konnte. Ich habe auch festgestellt, dass manche nicht so einen großen Wert darauf legen, aber mich hat es immer angespornt, wenn ich wusste, dass ich in einer Institution wie der Universität bin, wo die Leute auch wissen wer ich bin, was ich mache und was mich interessiert. Außerdem finde ich es wichtig, dass man für die Studenten erreichbar ist und es dann nicht heißt: Können Sie nicht lesen? Sprechstunde ist von 13-14 Uhr. So etwas hat mich persönlich immer abgestoßen und das ist wohl auch ein Grund warum ich dann nicht bei der Klassischen Archäologie gelandet bin. Ich glaube das ist nichts Neues, aber einfach etwas Grundlegendes, was die Studenten motiviert.

Ich glaube, dass man später bei der Sinologie landet oder der Soziologie oder woanders, das bewirken sehr viele Zufälle im Leben. Und was man machen kann als Dozent, ist zu versuchen die Leute zu motivieren. Aber es kommt auch darauf an, wie so etwas aufgenommen wird. Wenn Studenten nur darauf aus sind, dies als „Supermarkt vorgefertigter Wissensbrocken“ zu nehmen, dann funktioniert das nicht. Ich bevorzuge eher den Austausch, wo man auch voneinander ein bisschen Bescheid weiß. Gleichzeitig sehe ich meine Rolle nicht so, dass ich ein Wissen habe, was ich vorlege und Sie sich dann aneignen. Denn ich glaube nicht, dass das so funktioniert. Das ist Schule, und das können Sie auch selbsttätig machen. Was die Universität unterscheidet als höchste Institution in unserem Erziehungssystem ist nicht nur das Faktenwissen, sondern die Art und Weise wie dieses gesammelt und verarbeitet wird. Und das geht wiederum nur mit einer bestimmten Attitude, also dem Ehrgeiz etwas herausfinden zu wollen und angelerntem ständigem Zweifel. Man muss also fragen: Stimmt das überhaupt? Wer hat mir das erzählt? Ist das überhaupt logisch, was im Text steht oder auch was ich selbst denke? Das macht, glaube ich, gute wissenschaftliche Arbeit auf allen Ebenen aus. Ich sehe es als meine Aufgabe an, die Studenten dorthin zu bringen, sodass sie die Routine bekommen viel zu lesen und es kritisch zu verarbeiten. Manche brauchen dafür einen Anstoß, andere wiederum müssen eher gebremst werden, das ist ganz individuell, so wie es auch ganz unterschiedliche Menschen gibt.

 

Welche Länder haben Sie schon bereist? Gab es dabei besondere Erlebnisse?

Was mich am meisten geprägt hat, sind natürlich die Länder, in denen ich mehr Zeit meines Lebens verbracht habe, also Japan, Taiwan und Amerika. Gereist bin ich wie heutzutage wahrscheinlich jeder Europäer ins europäische Umland, einmal war ich auch in Südostasien. Ich habe als Oberschüler angefangen Thailändisch und Indonesisch zu lernen, bevor ich Japanisch und Chinesisch gemacht habe. Dies war auch ein Grund, warum ich mit Sinologie angefangen habe, da ich damals in meiner grenzenlosen Ignoranz dachte, naja, das ist ja nicht so viel anders als Indonesisch und Thailändisch. Das war es dann natürlich doch, aber die beiden Sprachen gab es damals an der FU Berlin noch nicht. Was mich besonders geprägt hat, waren Kulturschocks in zweierlei Hinsicht. Und zwar, habe ich in dem Jahr in Japan nie einen richtigen Kulturschock gehabt, denn ich glaube ich war sehr gut vorbereitet. Sprachlich waren wir nach den zwei Jahren Intensivkurs sehr fit und ich habe an der FU auch alles mit Bezug zu Japanisch belegt, was es zu belegen gab, manchmal sogar alleine. Dadurch war ich aber auch in der japanischen Denkweise schon sehr tief drin und als ich dann in Japan ankam, gab es nichts, was ich auf gar keinen Fall so erwartet hatte. Ich konnte auch kommunizieren, also relativ viel lesen und da ist irgendwie der Kulturschock ausgeblieben. Den habe ich dann vielleicht später nachgeholt, als ich angefangen habe, Japan aus chinesischer Perspektive zu sehen. Als Deutscher nach Japan war also gar kein Problem, weshalb ich auch dann gleich weiter nach Taiwan gegangen bin. Dort hatte ich allerdings etwa nach zwei Monaten einen Kulturschock, weil ich nicht so gut vorbereitet war. Ich habe zwar dann auch gleich angefangen chinesisch zu lernen, was relativ gut ging, da ich Schriftzeichen durch die Kanji schon kannte und das Prinzip der Töne vom Thailändischen her gewohnt war (Thailändisch hat 5 Töne). Aber auf das Leben dort war ich nicht so gut vorbereitet. Ich hatte dann so eine Phase, in der ich eher demotiviert war, aber ich bin dageblieben und habe das dann überwunden.

Für Amerika war ich zwar auch nicht besonders gut vorbereitet, aber das muss man irgendwie auch nicht, denn hier ist schon Vieles sehr amerikanisiert. Dort hatte ich allerdings auch eine Phase, in der ich nicht mehr so motiviert war. In Amerika hat man auch keinen Ausländerbonus. Als Europäer oder Amerikaner hat man in Ostasien oft einen gewissen Bonus, also es wird davon ausgegangen, dass man sowieso nichts versteht, daher sind alle nett zu einem. Dieser Bonus fällt natürlich in Amerika ganz weg.

 

Was sehen Sie denn so für Unterschiede zwischen den amerikanischen und den deutschen Studenten?

Meine Stelle in Amerika war direkt ausgeschrieben für „Early China“, da habe ich also das Klassische hauptsächlich in seiner engen Definition gemacht. Die einzige Ausnahme war der Kurs mit den 200 Studenten. Der hieß „Chinese Civilization“ und war sozusagen ein Kurs von Yao bis zu Mao, also vom Neolithikum bis in die Neuzeit. Das war noch etwas mehr als nur die Beschränkung auf das frühe China.

Was die Unterschiede betrifft, so denke ich, dass das nicht nur mit den Individuen zusammenhängt. Es gibt überall Studenten, die gerne studieren, und solche, die eigentlich nur da sind, weil Jemand anders will, dass sie da sind und das merkt man auch. Aber ich glaube es gibt zwei hauptsächliche Unterschiede. Das eine ist die unterschiedliche Struktur des Erziehungssystems, also der Uni dort. Sie haben dort in den allgemeinen Kursen (general study courses) sehr viele Leute sitzen, die von ganz anderen Disziplinen kommen und beispielsweise den Kurs „Chinese Civilization“ nur machen, weil sie ihren Schein brauchen, aber etwas ganz anderes studieren, wie etwa Chemie. Und viele dieser Studenten sind überhaupt nicht motiviert. Bei uns gibt es zwar auch diese Haltung, dass man nur einen Schein braucht, aber viele der Pflichtscheine sind doch relativ eng auf den jeweiligen Studiengang zugeschnitten. In Amerika zwingt einen das System irgendwie manchmal Kurse zu besuchen, die einen gar nicht interessieren. Das sind auch keine Einzelfälle, sondern dann praktisch die ganze Klasse. Man fragt sich, wieso sind die Studenten überhaupt hier, und wieso bin ich überhaupt hier, wenn die Studenten schon im Vorhinein über Facebook kommunizieren oder in ihr Handy schauen, wenn man es nicht verbietet und auch dann noch. Da gibt es, denke ich, einen großen Unterschied zwischen dem Ersten und späteren Jahrgängen, da die Studenten dann ihren Anteil an Pflichtscheinen schon absolviert haben.

Die Erfahrung in Münster war vielleicht insofern speziell, als das Münsteraner Institut eine sehr nette Atmosphäre hat, denn es ist ja klein und dadurch kennt man die Studenten alle sehr gut und hat nicht diese riesige Gruppe. Hier muss ich jetzt noch meine Erfahrungen machen, ob das System schon so amerikanisiert ist, dass es ähnliche Auswüchse produziert oder eben nicht. Ein weiterer Unterschied, was aber hier auch zunimmt, ist der hohe Anteil an Muttersprachlern im Fach „Chinese Studies“. Man hat damit ein Problem zur Gestaltung von Kursen, da man zwei Arten von Klientel hat, also Muttersprachler die sich langweilen und Nicht-Muttersprachler, die wiederum kaum mitkommen, wenn man es zu schwer macht. Da sind eben ganz unterschiedliche Voraussetzungen. Dann ist in Amerika die Attitude, dass man etwas vorgesetzt bekommt, viel stärker ausgeprägt als hier. Ich glaube, viele Amerikaner haben hier auch Probleme, wenn sie merken, dass sie sich selbst um Dinge kümmern müssen. In den USA ist die Gesellschaft viel stärker vom Service geprägt, was die Amerikaner auch gewohnt sind und unabhängig davon, ob das gut ist oder nicht, ist es immer ein Problem, wenn man das System wechselt. Wenn ich als Deutscher nun nach Amerika gehe, so muss ich mir viel mehr ausdenken und davon ausgehen, dass die Studenten dort das nicht selbst machen. Obwohl ich manchmal denke, dass das besser wäre, weil sie es sich dann viel besser merken können, als wenn sie es in fünf Minuten als Block vorgesetzt bekommen.

Das positive dieses Systems ist, dass der Schwerpunkt auf dem Service natürlich alle Bereiche betrifft. Also sie haben wesentlich mehr Personal für alles, z.B. hat die Bibliothek 24 Stunden geöffnet, man kann Medien selbst ausleihen, indem ein Gerät sie entmagnetisiert, man kann Essen und Trinken mit in die Bibliothek nehmen, etc. Als Nutzer dieses Service-Angebots ist es ein schönes Gefühl, wenn alles vorhanden ist und man daraus auswählen kann.

 

Zum Abschluss noch eine persönliche Frage, was machen Sie häufig in Ihrer Freizeit?

Ich laufe und tanze sehr gerne und spiele gern Tischtennis. Außerdem fahre ich gerne Fahrrad und höre gerne Musik, selbst Musik machen kann ich leider nicht so gut. Filme schaue ich auch gern.

 

Und haben Sie sich in Heidelberg schon eingelebt?

Also ich kenne Heidelberg noch nicht so gut, weil ich vorher nur zwei oder dreimal für Konferenzen hier gewesen bin. Ich komme vom familiären Hintergrund her auch eher aus dem Norden, also ich bin ein Viertel Ostfriese und bin in Berlin groß geworden. Südlicher als Mitteldeutschland bin ich eigentlich von der Familie her selten gekommen, höchstens zum Urlaub machen. Insofern ist Heidelberg noch relativ neu für mich aber bisher gefällt es mir sehr gut.

 

SHAN bedankt sich ganz herzlich für das Interview!

 

Fabienne Wallenwein

 

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Chinesisches Dorf beim Lebendigen Neckar

Alle zwei Jahre unternehmen Vereine und weitere Engagierte aus dem Raum Heidelberg unter Führung der Chinainitiative e. V. den Versuch ein Stück China an den Neckar zu bringen.

Die Besucher konnten beispielsweise chinesische Spiele wie Majiang und Go lernen, Kalligraphie und Tee ausprobieren, sowie sich zur Traditionellen Chinesischen Medizin beraten lassen. Das Konfuzius-Institut bot einen Crashkurs Chinesisch mit einfachen Phrasen wie „Ni hao ma?“ „hao“ „bu hao“. Und einige weitere Stände, die im Kreis um den „Dorfplatz“ aufgestellt waren, luden dazu ein, beispielsweise bei Taiji mitzumachen.

Dieses Mal gab es neben den altbekannten Ständen zwei Neuigkeiten – taiwanesischen Perlentee und ein Drachenbootrennen!

 Am Stand von „Tee & Zen“ wurde u.a. Perlentee verkauft und  damit ein Publikum erreicht, das bisher wohl vor allem „Bubble Tea“ kannte. Den Unterschied bekam man hier gerne erklärt: Während der Perlentee nach traditioneller Rezeptur mit Tapiokaperlen zubereitet wird, handelt es sich bei Bubble Tea mit seinem bunten Perlen doch eher um die chemische Variante.

Das Drachenbootrennen wurde durch die Unterstützung des Drachenbootteams des Wassersportclub Heidelberg-Neuenheim e.V. (WSC) ermöglicht und so paddelten deutsch-chinesische Teams im Neckar um den Sieg. Das Chinesische Dorf diente auch dieses Mal einem guten Zweck. Besucher konnten gegen eine Spende für das Projekt HOPE die Schulausbildung von Kindern in China unterstützen und ihre Wünsche an den Wunschbaum hängen.

 

Janina Heker

 

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Die Welt am Neckar: Heidelberger Jubiläen und Konferenzen

Vor fünfzehn Jahren (1996) fand in Heidelberg die 16. Tagung der europäischen Sinologiebibliothekare (European Association of Sinological Librarians - EASL) statt zu der der damalige Bibliothekar Thomas Hahn eingeladen hatte. Mehr als zwanzig Teilnehmer (aus ebenso vielen Ländern) kamen um sinologische und bibliothekarische Fragen zu diskutieren.

Vor gut zehn Jahren wurde - zu Rudolf Wagners 60. Geburtstag - das Symposium "Measuring Historical Heat - Event, Performance and Impact in China and the West" organisiert zu dem - neben zahlreichen Heidelberger Gästen (J. Assmann, Tonio Hölscher, St. Maul) viele europäische und amerikanische Wissenschaftler (P. Cohen, M. Goldman, R. MacFarquhar, E. Shaughnessy) kamen.

2004 fand die Fünfzehnte Tagung der European Association of Chinese Studies (EACS) mit über dreihundert Teilnehmern in Heidelberg statt, die bis heute größte sinologische Tagung in Europa.  (EACS and its history)

2005 fand die Gründungsfeier des Zentrum für Ostasienwissenschaften (ZO) in der Alten Aula statt, die Hauptrednerin war die Japanologieprofessorin Irmela Hijiya-Kirschnereit.

 

Entwicklung seit dem Jahr 2009

2009 wurde im neuen Gebäude des Exzellenzclusters "Asia and Europe" in der Vosstrasse das lehrreiche und unterhaltsame Symposium "Immer im Fluss: Von der Lust des Forschens und Lehrens zwischen China und Europa" aus Anlass des letzten Lehrsemesters von Professor Wagner veranstaltet.

 

2010 fand die Konferenz „ Living Legacies: The History of East Asian Art Reconsidered“ anläßlich der Emeritierung von Professor Ledderose statt. Die Festschrift „Shifting Paradigms in East Asian Visual Culture – A Festschrift in Honour of Lothar Ledderose“ ist in diesem Frühjahr im Reimer Verlag erschienen.

2010 traf sich auch die Deutsche Vereinigung für Chinastudien (DVCS) in Heidelberg, das Motto war "Tradition? Variation? Plagiat? – Motive und ihre Adaption in China ". Ein Konferenzband ist ebenfalls geplant.

 

Dr. Thomas Kampen

 

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SHAN Brunch bei Mr. Wu

Zu den vielen Erfahrungen die man in China macht zählt auch, dass Essen nicht nur zur Nahrungsaufnahme dient, sondern vor allem ein sozialer Event ist. Da wir uns bei SHAN e.V. dem Netzwerken verschrieben haben, der Genuss aber nicht zu kurz kommen soll, organisierte das Team Alumni am 3. Juni 2012 einen Veranstaltung, der diese beiden äußerst angenehmen Dinge mit einander verband: ein Sonntagsbrunch beim Restaurant Mr. Wu. Eingeladen waren sowohl aktuelle Studenten der Heidelberger Sinologie als auch Alumni aus Heidelberg und anderen Städten mit der Hoffnung möglichst zahlreiche Gäste zu empfangen.

Von der großen Resonanz waren wir sehr positiv überrascht: 27 Leckermäuler, ein bunte Gruppe von Alumni und Studierenden, hatten sich bis um 12 Uhr eingefunden und erwartete sehnsüchtig die ersten 包子 baozi und 油条 youtiao. Die letzteren waren in Absprache mit der Restaurantleitung bereits vorbestellt worden. Da eine derart große Gruppe die Möglichkeit eröffnet eine Menge unterschiedlicher Gerichte zu bestellen, wurde dies natürlich bestmöglich ausgenutzt und genossen. Ein weiteres Schmankerl an diesem Tag war die frisch gemachte Sojamilch, die so manchem Teilnehmer half die schärferen Gerichte des Menüs zu vertragen.

Nach einer Vorstellungsrunde aller Anwesenden wurde ausgiebig von der chinesischen Karte bestellt, und schon bald fanden sich die ersten leckeren Gerichte auf den Tischen ein.

Zweieinhalb muntere Stunden später, nach vielen Gesprächen und geleerten Tellern, verließen wir das Restaurant gestärkt für den restlichen Sonntag und der Menge an Essen zufolge eigentlich für die ganze Woche.

Ein großes Dankschön geht an das Team Alumni für die Organisation und für einen rundum gelungenen Sonntagsbrunch! Für Alle, die beim Lesen leer schlucken mussten: Wir werden die Einladung zum Brunch wiederholen! Und für alle die bis dahin nicht warten können: SHAN-Restaurantkritik Mr.Wu.

 

Helen Hübner

 

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Zuletzt bearbeitet von: AF
Letzte Änderung: 04.12.2014
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