Newsletter November 2007 Nr. 16

INHALT

Aktuell

Nacht der Wissenschaft

Am 10. November findet in der Metropolregion Rhein-Neckar die erste Nacht der Wissenschaft statt. Insgesamt sind über 130 Institute, Fakultäten, Hochschulen, Kliniken und Unternehmen mit nahezu 800 Programmpunkten beteiligt - natürlich auch das Institut für Sinologie und SHAN! Unter anderem wird das Schulteam um 18:15 Uhr einen Schnuppersprachkurs anbieten.

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Zhang Haidi - Mein Leben und Schreiben

In Kooperation mit dem FfBCM e.V. präsentiert SHAN am Donnerstag, den 8. November, um 19 Uhr in Hörsaal 9 der Neuen Universität einen Vortrag der berühmten Schriftstellerin Zhang Haidi. Zu ihren Hauptwerken zählen die Romane "Dream in the Wheelchair" und "The Topmost". Aufgrund ihrer körperlichen Behinderung konnte sie nie eine Schule besuchen. Heute engagiert sie sich insbesondere für die Interessen behinderter Menschen in China, u.a. als Mitglied des Nationalen Komitees der politischen Beratungskonferenz und als Vizepräsidentin des Behindertenverbandes.


40 Millionen Euro Fördergelder: Bewilligung des Exzellenzclusters "Asia and Europe"

Neben vier anderen Heidelberger Einrichtungen ist auch das Zentrum für Ostasienwissenschaften am Exzellenzcluster "Asia and Europe in a Global Context: Shifting Asymmetries in Cultural Flows" beteiligt. In den nächsten fünf Jahren wird das Cluster mit bis zu 40 Millionen Euro unterstützt - gerade in den Geisteswissenschaften ein enormer Betrag. SHAN berichtet, was mit dem Geld geplant ist.

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Asien im Schwarzwald: Der 30. Deutsche Orientalistentag in Freiburg

Auf dem 30. Deutschen Orientalistentag mit dem Titel "Orientalistik im 21 Jahrhundert - welche Vergangenheit, welche Zukunft" wurden über 650 Vorträge zu unterschiedlichsten Themen gehalten. Einen Überblick über das Programm gibt es hier.

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"Chinglish - Found in Translation" von Oliver Lutz Radtke

Als Sinologe ist man damit vertraut, selbst in Metropolen wie Shanghai oder Peking auf englischsprachige Schilder zu treffen, deren Bedeutung sich auch mit den besten Englischkenntnissen nicht erschließen lässt. Der Heidelberger Alumnus Oliver Radtke hat auf unterhaltsame Weise dokumentiert, was passiert, wenn chinesische Grammatik auf ein Englischwörterbuch trifft.

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Veranstaltungskalender

Nacht der Wissenschaft

10.11.07, ab 18 Uhr überall in Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen. Näheres siehe oben.

Kino: "Beijing Bycicle"

10.11.07, 19 Uhr / 15.11.07, 21:30 Uhr / 16.11.07, 21:15 Uhr: Kinemathek, Karlsruhe. Drama von Wang XiaoShuai über die sozialen Spannungen in den chinesischen Städten.

15. Kölner Chinatag der Deutschen Asia Pacific Gesellschaft e.V.

15.11.07, 13:30 - 19:30 Uhr: Gerling Ring-Karee, Köln. Verbindliche Anmeldung und weitere Informationen hier.

Konzert: Deng Xiaomei mit ihrem internationalen Weltmusik-Ensemble "Seidenstrasse"

24.11.07, 20 Uhr: DasHaus, Ludwigshafen. Ein Austausch zwischen chinesischer und europäischer Musik entlang der Seidenstrasse. Karten: 19 €, Abendkasse 23 €. Ticketvorverkauf hier

oder telefonisch: 0621-5042888.

Symposium: "Recht und Gerechtigkeit in China"

08.12.07, 09-19 Uhr: SDI München. Anlässlich des 75. Geburtstags von Prof. Dr. Konrad Wegmann. Das Symposium will sich der chinesischen (Rechts-) Kultur von verschiedenen Blickwinkeln nähern, wobei durchaus auch aktuelle Themen wie Menschenrechte oder einschlägige Philosophen ins Blickfeld rücken. Die Beiträge beschäftigen sich mit der "Goldenen Regel", dem Ritenstreit, mit dem Gerechtigkeitsstreit und mit Auffassungen bei Konfuzius, Menzius und Li Zhi. Tagesgebühr inklusive Getränke, Kaffee & Kuchen, und Mittagessen: 20 €. Weitere Informationen und verbindliche Anmeldung bis zum 30.11.07 hier


40 Millionen Euro Fördergelder: Bewilligung des Exzellenzclusters "Asia and Europe"

Am 19. Oktober warteten in Heidelberg viele Menschen gespannt auf einen Telefonanruf: An diesem Tag veröffentlichten der Wissenschaftsrat und die Deutsche Forschungsgemeinschaft die Entscheidung in der zweiten Auswahlrunde des Förderprogramms Exzellenzinitiative. Als die Ergebnisse schließlich bekannt gegeben wurden herrschte allgemeine Begeisterung. Die Universität war mit ihrem Programm der Volluniversität nicht nur in den Kreis der Eliteuniversitäten aufgenommen worden, sondern daneben erhalten auch zwei Graduiertenschulen sowie das Exzellenzcluster "Asia and Europe in a Global Context: Shifting Asymmetries in Cultural Flows" in den kommenden Jahren Fördergelder.

An dem Exzellenzcluster "Asia and Europe" ist neben dem Zentrum für Europäische Geschichts- und Kulturwissenschaften, dem Zentrum für Altertumswissenschaften, dem Sonderforschungsbereich Ritualdynamik sowie dem Südasien-Institut auch das Zentrum für Ostasienwissenschaften beteiligt. In den nächsten fünf Jahren wird das Cluster mit ca. 40 Millionen Euro unterstützt – gerade in den Geisteswissenschaften ein enormer Betrag.

Die Gelder sollen der universitären Spitzenforschung dienen. Schwerpunkt des Clusters ist die Erforschung kultureller Austauschprozesse zwischen Europa und Asien. Besonderes Augenmerk soll dabei auf den Asymmetrien dieses Austausches liegen, die sowohl schöpferische wie zerstörerische Folgen haben können. In vier Forschungsfeldern - Regierungskunst und Verwaltung, Öffentlichkeit und Medien, Gesundheit und Umwelt sowie Geschichte und Kulturerbe – wird der Raum untersucht werden, der entsteht, wenn Kulturen aufeinander stoßen.

Räume für das Exzellenzcluster wurden bereits gefunden: Das "Karl-Jaspers-Zentrum für Transkulturelle Forschung" wird auf etwa 2000 Quadratmetern in der Voßstrasse 2 beheimatet sein, also in unmittelbarer Nähe zum Bismarckplatz. Der Großteil der Gelder ist jedoch für die bis zu 100 neuen Stellen des Zentrums eingeplant. Fünf Professuren, sechs Nachwuchsforschergruppen, ein Wissenschaftskolleg, die gemeinsame Entwicklung zweier Datenbanken und eine Graduiertenschule sollen ein fächerübergreifendes Forschen ermöglichen.

Gerade diese Überbrückung traditioneller Fächer- und Fakultätsgrenzen ist eines der Hauptziele des Clusters. "Bei der Vorbereitung des Clusters saßen Ostasienwissenschaftler und Fachmänner für die europäische Antike beisammen und stellten überrascht fest, dass sie sich gegenseitig etwas zu sagen haben", meint Professor Rudolf G. Wagner, einer der Sprecher von „Asia and Europe“, schmunzelnd. Er erhofft sich die Entwicklung einer in Deutschland bislang nicht gegebenen, aber in Zukunft an Bedeutung zunehmenden Kompetenz in "Global Studies". Dabei soll nicht nur über Asien, sondern auch mit Asien geredet werden. Dies soll durch die nachhaltige Einbeziehung von Wissenschaftlern aus verschiedenen asiatischen Ländern erreicht werden. Daneben besitzt das Karl-Jaspers-Zentrum eine Reihe von Partnern in der ganzen Welt, unter anderem in Indien, China, Japan und den USA. Auch die UNESCO ist beteiligt.

Hier sieht Professor Wagner den großen Vorteil, den das Exzellenzcluster für Studierende der Heidelberger Sinologie bietet. Durch das neue Forschungszentrum werden viele Wissenschaftler und Experten mit den unterschiedlichsten Hintergründen nach Heidelberg kommen. Davon könne auch das Institut profitieren. Allerdings müssten die Studierenden aufpassen, dass in der allgemeinen Aufregung über die neuen Forschungsmöglichkeiten nicht die Lehre vernachlässigt wird. "Notfalls muss man als Student dann eben mal mit dem Fuß aufstampfen und an seine Rechte erinnern."

So groß die Freude über die Bewilligung der Gelder auch war, so gewaltig ist auch die Aufgabe, die nun vor den Organisatoren des Karl-Jaspers-Zentrums liegt. Professor Wagner erzählt, er habe seine Mutter vor der Bekanntgabe der Ergebnise gebeten, ihm beide Daumen zu drücken – "einen für den Gewinn der Initiative und einen dafür, dass wir verschont bleiben."


Johannes Lejeune

 

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Asien im Schwarzwald: Der 30. Deutsche Orientalistentag in Freiburg

 

Vom 24. bis 28. September 2007 fand in Freiburg im Breisgau der 30. Deutsche Orientalistentag mit dem Titel „Orientalistik im 21 Jahrhundert – welche Vergangenheit, welche Zukunft“ statt. Der erste Orientalistentag war schon 1921 durchgeführt worden, in den letzten Jahrzehnten traf man sich alle drei Jahre, zuletzt 2004 in Halle. Nach Angaben der Veranstalter wurden den über tausend Besuchern mehr als 650 Vorträge geboten. Im Bereich Ostasien waren - neben den untenstehenden Festvorträgen - vor allem folgende Sektionen interessant:

Japanologie

Sinologie

Zentralasien

Ankunftsland China: Identität und Integration der Einwanderer in der historischen Perspektive

Die japanische Sinologie und das Problem der Moderne

Liebe, Sexualität, Ehe und Partnerschaft - Paradigmen im Wandel

Das Gesamtprogramm als PDF-Datei

Einige Festvorträge und Grußworte der Eröffnungsfeier sind online zugänglich. Inzwischen gibt es auch eine Abschlußerklärung der Organisatoren. Zusätzlich gibt es einen Medienspiegel zu Zeitungsberichten über den Orientalistentag.



Dr. Thomas Kampen

 

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Oliver Lutz Radkte: "Chinglish – Found in Translation"

"Es gibt Momente im Leben, die mit solch einer Intensität über einen kommen, dass man sie als Ausgangspunkt für eine wundervolle Freundschaft oder gar lebenslange Leidenschaft betrachten kann. Ein solcher Moment widerfuhr mir am 25. Juli 2000. Ich wollte gerade in der Nähe der Shanghaier Fremdsprachenhochschule […] aus dem Taxi steigen, als mich ein säuberlich angebrachter Aufkleber an der Innenseite der Autotür darauf aufmerksam machte: ‚Don’t forget to carry your thing’."

So beginnt das Vorwort zum im September 2007 in den USA erschienenen Werk von Oliver Radtke, Absolvent der Heidelberger Sinologie und gegenwärtig Fernsehredakteur in Singapur, das sich mit einem bizarren Phänomen beschäftigt: Chinglish. Wie der Name schon sagt handelt es sich hierbei um chinesisches Englisch, oder wie es der Autor des Buches selbst auf seiner gleichnamigen Website sehr treffend beschreibt: "Chinesische Grammatik trifft auf Englischwörterbuch".

Ausländische Studenten, Touristen oder Expats in China werden mit der Situation vertraut sein, dass sie selbst in Metropolen wie Shanghai oder Peking auf englischsprachige Schilder treffen, deren Bedeutung sich ihnen auch mit den besten Englischkenntnissen ohne Chinesischkenntnisse doch nicht erschließt. "Fixed expectations district" ist nur eines der vielen Beispiele, die sich dem Leser in Form von 98 Hochglanzbildern in "Chinglish – Found in Translation" anschaulich präsentieren. Jedoch findet man nicht nur Bilder auf den insgesamt 111 Seiten des handlichen kleinen Bändchens im Querformat. Auf Seite 5 befinden sich zunächst Hinweise auf verwandte Bücher und Websites, durch die man zum Beispiel erfährt, dass ein Äquivalent zu Chinglish auch in Japan existiert.

Auf den folgenden Seiten erläutert der Autor darüber hinaus historische Hintergründe zur Entwicklung der englischen Sprache in China und eventuelle Verbindungen zu Chinglish, glücklicherweise ohne dabei zu sehr dem Detail zum Opfer zu fallen, was an dieser Stelle auch nicht angebracht wäre. Sehr aufschlussreich sind dagegen die Erklärungen zum Einfluss des kulturellen Hintergrunds auf Übersetzungen, insbesondere bei Kulturen, die so stark divergieren wie die – vereinfacht gesagt – „des“ Ostens und „des“ Westens. Damit bringt Radtke eine wichtige Eigenschaft von Chinglish zur Sprache, die sich nicht unbedingt durch linguistische Lapsus erklären lässt: "A small match may distroy a hundred year-old palace" erscheint rein grammatikalisch korrekt. Jedoch würde man eine ähnlich anmutende Ermahnung kaum in dem deutschen Äquivalent der Verbotenen Stadt vorfinden.

Vor dem kulturellen Hintergrund stellt der Autor auch die Frage, wie es überhaupt dazu kommt, dass heutzutage noch so viel Chinglish in China zu finden ist. Denn im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2008 hat die chinesische Regierung eine Säuberungskampagne angezettelt, die zumindest Peking chinglish-frei machen soll. Seine Erklärungsmöglichkeiten reichen von der vollständigen Absenz von der englischen Sprache mächtigen Chinesen über den chinesischen DIY-Aktionismus bis hin zu den unter Sprachwissenschaftlern besonders gefürchteten Online-Übersetzungshilfen. Eine eindeutige, allgemein gültige Erklärung für das Phänomen Chinglish lässt sich wohl nicht finden. Aber wozu auch? Viel schöner ist es doch in die auf den folgenden Seiten präsentierten sprachlichen und kulturellen Unterschiede einzutauchen und einfach deren Bizarrheit und Charme auf sich wirken zu lassen… man wird es sicher nicht bereuen. Vielleicht bringt es auch eine der originelleren Seiten von Globalisierung auf unseren Schreibtisch.

Insgesamt wären allerdings Informationen zu den Lokalitäten der einzelnen "Chinglish-Juwelen" wünschenswert, oder zumindest derjenigen, die sich an bekannten, insbesondere von ausländischen Touristen häufig besuchten Plätzen in China befinden. Ein Schild vor einem für die chinesische Zivilisation so zentralen Gebäude wie der Verbotenen Stadt in Peking wirkt doch etwas anders als etwa das in einem Zug zwischen zwei einsamen Provinzstädten in Zentralchina. Natürlich mag es sein, dass der Autor, der auf seiner Website betont, dass es sich nicht um Spott sondern um Leidenschaft handelt, genau diesen Eindruck vermeiden will.

Sehr hilfreich wäre zudem hin und wieder eine beigefügte Übersetzung der chinesischen Beschriftung in korrektem Englisch - eventuell als Anhang, um zunächst den ungetrübten Lesespaß nicht zu mindern. Für an Chinglish interessiertes Publikum, das jedoch der chinesischen Sprache nicht mächtig ist, erschließt sich nur schwerlich die gut versteckte Bedeutung von Aufforderungen wie etwa "After first under on, do riding with civility" oder "Meeting critical situation asks velocity to poke strikeing".

Wer Lust auf mehr Chinglish bekommen hat, kann das Buch seit Oktober 2007 auch in Deutschland erwerben. Einen weiteren Vorgeschmack bietet außerdem die thematisch verwandte Website des Autors unter www.chinglish.de.

 

Cora Jungbluth



Oliver Lutz Radtke
Chinglish - Found in Translation
Gibbs-Smith
ISBN-10: 1423603354
EUR 12,95

 

 

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Zuletzt bearbeitet von: AF
Letzte Änderung: 04.12.2014
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