Newsletter Juni 2007 Nr. 12

INHALT

Veranstaltungen des Vereins:

Ehemaligentreffen der Sinologie Heidelberg

Endlich ist es soweit! Diesen Samstag, den 16. Juni 2007, findet die von SHAN organisierte erste Ehemaligenfeier der Heidelberger Sinologie statt.

Nach einem öffentlichen Festvortrag des Sinologen, Publizisten und Kuratoriumsmitglieds Tilman Spengler zum Thema "China - unser Utopia?" um 17 Uhr in der Alten Aula wird es einen Sektempfang geben, zu dem alle Mitglieder und Studierenden des Zentrums für Ostasienwissenschaften herzlich eingeladen sind. Abschließend ist ein gemeinsames Abendessen geplant.

Wir freuen uns auf Ihr/Euer Erscheinen!

1. Mitgliedervollversammlung: SHAN wählt neuen Vorstand und integriert das IKO

Am 15. Juni fand die jährliche Vollversammlung der Mitglieder von SHAN statt. Der scheidende Vorstand um seinen Vorsitzenden Raoul Kubitschek gab einen Überblick über das im ersten Jahr Erreichte und die laufenden Projekte. Danach wurde ein neuer Vorstand gewählt. Erstmals sind Angehörige des Instituts für Kunstgeschichte Ostasiens sowohl im Verein als auch im Vorstand vertreten. Somit kann im zweiten Jahr des Bestehens von SHAN die Arbeit des Vereins auf eine noch breitere Basis gelegt werden. Der neu gewählte Vorstand (von links nach rechts): Eva Krumbiegel, Mareike Ohlberg, Johannes Lejeune, Lena Henningsen und Ke Peng. (Nicht auf dem Foto: Cora Jungbluth und Martin Gieselmann)


SHAN feiert Fünfzigsten

Gerade mal ein Jahr alt, und schon so groß geworden. SHAN begrüßt sein 50. Mitglied Abhilash Nalpathamkalam!


Interview mit Prof. Thomas Rabe

Während des Massakers von Nanjing 1937/38 richtete der deutsche Kaufmann John Rabe zusammen mit einigen anderen Ausländern eine Schutzzone ein, in der er der chinesischen Bevölkerung Zuflucht vor den japanischen Soldaten bot. 200 000 Menschen konnte so das Leben gerettet werden. Im Rahmen eines von SHAN organisierten Vortrages sprachen wir mit seinem Enkel Thomas Rabe.

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Rezension: "Huogewoci de Zhongguo liuxuesheng" - Long Kui

Man stelle sich vor: sechs chinesische Austauschschüler in der Zauberschule Hogwarts - und alles wird anders. Anstatt des backsteinschweren sechsten Bandes hat Harry Potter Fan Long Kui einen geradezu schlanken, gut 200 Seiten langen Band vorgelegt, in dem er seine Variante des sechsten Schuljahrs von Harry Potter darlegt.

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1. Tagung der Chinesischlehrer an deutschen Schulen: SHAN war dabei.

Am 5. und 6. Mai fand die erste bundesweite Tagung für Chinesischlehrer an deutschen Schulen statt. Organisiert wurde sie vom Fachverband Chinesisch e.V., der sich dafür einsetzt, Chinesisch als reguläres Unterichtsfach in Deutschland zu etablieren. Auch das Schulteam von SHAN war anwesend, um seine Arbeit vorzustellen.

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Veranstaltungskalender

Öffentliche Vorträge innerhalb des Blockseminars von Paola Zamperini im Sinologischen Seminar
14.6.07, 16-18 Uhr: "Public Movie Screening: China Blue"
15.6.07, 14-16 Uhr: "China Chic. Chinese Clothing and Western Fashions"

Chinesisches Drachenbootfest
17.06.07, 11-17 Uhr: Arkaden des Völkerkundemuseums beim Neckarmünzplatz

Theater: Der gute Mensch von Sezuan
15., 22. und 29.06.07, 20 Uhr: Badisches Staatstheater, Karlsruhe. Über das Gutsein und das Gute sowie Schlechte im Menschen. Parabelstück in zehn Bildern von Bertolt Brecht mit Musik von Paul Dessau (Uraufführung 1943). Brecht nutzt Mittel der chinesischen Theaterkunst, um das Geschehen bewusst zu verfremden. So läßt er Masken aufsetzen, kommentierende Songs die Handlung unterbrechen und die Figuren sich teilweise selbst vorstellen oder direkt ans Publikum wenden. Die vielfach verwendeten Zitate chinesischer Philosophen (zumeist in der Form von Sprichwörtern) geben dem auf der Bühne präsentierten Geschehen ein exotisches Flair - ohne aber ein authentisches China zeigen zu wollen.

Austellung: Thermocline of Art. New Asian Waves
14.06 - 21.10.07, Eröffnung 14.06., 19 Uhr: Museum für neue Kunst, Karlsruhe. In der Ausstellung mit mehr als 100 KünstlerInnen aus ca. 20 asiatischen Ländern von Japan über Korea bis China, von Südostasien bis Zentralasien wird ein umfassendes Bild der zeitgenössischen asiatischen Kunstproduktion geboten. Die Themen sind Dynamik und Diversität der asiatischen Religionen und Völker, das tägliche Leben in anderen Kulturen und mit anderer Ethik, andere Auffassungen von Individuum und Gemeinschaft, Humor und Satire als Antwort auf Gewalt und Hierarchien sowie Konflikte zwischen Wirtschaft und Religion, Politik und Kultur.

Chinesisches Sommerkonzert
29.06.07, 20 Uhr: Luisenpark, Chinesischer Garten, Mannheim. Zusammenspiel von chinesischen und europäischen Instrumenten, Kategorie Klassik und Neue Musik.

Konzert: Wu Wei im Rahmen der Ausstellung Im Zeichen des Drachen im Linden-Museum Stuttgart
23.06.07, 20.30Uhr: Wu Wei und Lucas Niggli in Concert. Traditionelle chinesische Musik trifft auf zeitgenössische Strukturen
24.06.07, 11Uhr: Umsetzung des Kontexts der einzelnen Objekte der Ausstellung in Klang

Kino: Die Töchter des chinesischen Gärtners
F/Kanada 2006, Regisseur: Sijie Dai, Kinostart: 28.6.2007: Nach der Geschichte der kleinen Schneiderin beschäftigt sich Sijie Dai hier mit einem der beständigen Tabus der chinesischen Gesellschaft. Ein Waisenmädchen zieht auf eine einsame Insel zu einem berühmten Botaniker, um bei ihm zu lernen. Auf der Insel lebt auch An, Tochter des Gärtners. Die beiden Mädchen freunden sich an, doch schon bald empfinden sie mehr füreinander.

Ausstellung: Gu Zheng - Faszinierende chinesische Klangkörper
22.06.-15.07.07, So 11-19Uhr, Mi-Sa 13-19 Uhr: Louisenpark, Blumenpavillion, Mannheim. Ausstellung von Instrumenten aus unterschiedlichsten traditionellen Materialien.


Interview mit Prof. Thomas Rabe

Während des Massakers von Nanjing 1937/38 richtete der deutsche Kaufmann John Rabe zusammen mit einigen anderen Ausländern eine Schutzzone ein, in der er der chinesischen Bevölkerung Zuflucht vor den japanischen Soldaten bot. 200 000 Menschen konnte so das Leben gerettet werden. Im Rahmen eines von SHAN organisierten Vortrages sprachen wir mit seinem Enkel Thomas Rabe.

 

Sie haben ihren Großvater John Rabe nie persönlich kennen gelernt. Woher kommt Ihr Interesse für sein Leben und wann haben Sie begonnen, sich eingehend mit den Ereignissen in Nanjing zu beschäftigen?

Mein Vater hat schon in meiner Jugend voller Begeisterung von China erzählt. Er ist in China geboren und groß geworden und dann mit 14 Jahren auf ein bayerisches Internat gekommen. Vor allem betonte er die Freiheiten, die man in China im Vergleich zu den Zwängen und Reglementierungen in Deutschland hatte. China war also immer ein Gesprächsthema. Völlig ausgeklammert hingegen wurden die Nanjing-Tagebücher meines Großvaters. Meine Eltern hatten den Krieg selber erlebt und wollten nicht wieder daran erinnert werden. 1996 veröffentlichte Erwin Wickert, ein früherer Freund meines Großvaters und früherer deutscher Botschafter in China und Japan, die Nanking Tagebücher von John Rabe unter dem Titel: „Der gute Deutsche von Nanking“. Daraufhin entschloss ich mich, nach Rücksprache mit meiner Familie, die historischen Dokumente meines Großvaters in Heidelberg zusammenzutragen, im Rahmen eines kleinen Museums auszustellen und Interessierten nach Voranmeldung zugänglich zu machen.

Während John Rabe in China große Verehrung genießt, ist er in Deutschland weitgehend unbekannt. Oft wird seine Mitgliedschaft in der NSDAP als Grund genannt. Denken Sie, dass es den „guten Nazi“ geben kann?

Dass ist eine Frage, die von einem Deutschen eigentlich gar nicht beantwortet werden kann. Herr Wickert kam zu dem Schluss, dass mein Großvater zwar Mitglied der NSDAP, gleichzeitig aber politisch naiv und nicht engagiert war. Deshalb ist er nach dem Krieg von den Briten ja auch entnazifiziert worden. Sein Eintritt in die Partei 1934 war notwendig, da John Rabe in Nanking eine deutsche Schule gegründet hat. Mein Großvater war einfaches Parteimitglied ohne Funktion – wie die meisten der über 6 Millionen Parteimitglieder. Hinzu kommt, dass vermutlich viele Nachrichten von dem, was in Deutschland vor sich ging, nicht oder nur sehr selektiv nach China gelangten – vielfach hielt man es auch für falsche Propaganda. Im Nachhinein schrieb er in sein Tagebuch: „Hätte ich die Ziele der Partei besser gekannt, wären ich und meine Freunde in China nie in die Partei eingetreten“. „Hätte ich die Ideen der Partei in China vertreten, hätte sicherlich keiner der dort verbliebenen Ausländer mich zum Vorsitzenden einer Internationalen Sicherheitszone gemacht“.

Haben Sie das Gefühl, dass sich die öffentliche Einstellung ihrem Großvater gegenüber in den letzten Jahren verändert hat?

In China setzt sich das deutsche Generalkonsulat in Shanghai für das John Rabe Haus in Nanjing ein - in Deutschland hingegen passiert wenig. So wird mein Vortrag hier an der Sinologie wohl vorläufig der einzige bleiben, den ich in Deutschland zu diesem Thema halte. Auch Siemens, für die mein Großvater in China ja gearbeitet hat, hält sich mit Unterstützung sehr zurück. Unterstützung erfahre ich hingegen von chinesischer Seite, unter anderem von in Deutschland studierenden Chinesen

2005 wurde das John Rabe Communication Centre in Heidelberg eröffnet. Was hoffen Sie damit zu erreichen?

Kulturellen und intellektuellen Austausch insbesondere zwischen China und Japan. Es geht um die Möglichkeiten des friedlichen Zusammenlebens, und das Zentrum mit dem Museum über meinen Großvater ist ein Kristallisationspunkt für diese Idee. Das Internet bietet die Möglichkeit, diese Idee weiter zu verbreiten.

Wie beurteilen Sie das heutige Verhältnis zwischen Japan und China, insbesondere zwischen den Menschen?

Gräben zwischen den Menschen sehe ich nicht, zumal die heutige Generation nicht mehr dieselbe ist wie damals. Man muss seine Vergangenheit kennen, auch um gegenüber solchen Problemen offen zu sein, aber sie darf nicht das Leben bestimmen. Auf staatlicher Ebene wird es – zumindest von chinesischer Seite – bis nach den Olympischen Spielen keine Diskussion über chinesisch-japanische Probleme geben. Das von offiziellen Stellen unterstützte John Rabe Haus in Nanjing ist ein Friedensprojekt, bei dem auch Japaner herzlich willkommen sind. Dennoch besteht auf chinesischer Seite natürlich der Wunsch, dass Japan seine Rolle in Nanjing anerkennt und sich dafür entschuldigt. Dieser kleine aber entscheidende Schritt fehlt jedoch. Ohne ihn kann man das Geschehene nicht verzeihen und vergessen.

Sehen Sie die Gefahr, dass das Zentrum in Nanking von China für Propagandazwecke missbraucht wird?

Ich hoffe nicht. Die gesamten Nanking Tagebücher als elektronische Version stellt meine Familie Historikern des John Rabe Hauses in Nanking, aber auch japanischen Historikern zur Einsicht zur Verfügung. Die Texte und das Bildmaterial sind äußerst sensibel, denn die Vorgänge während des Massakers sind sehr genau dokumentiert – eine über das Buch von Erwin Wickert hinausgehende ausführlichere Veröffentlichung ist nicht geplant..

Ihr Großvater hat hunderttausenden Menschen das Leben gerettet. Trägt man schwer an einem solchen Erbe?

Durchaus, denn es stellt sich die Frage der historischen Verantwortung. Wie geht man mit den Zeitdokumenten meines Großvaters um und wem macht man sie zugänglich? Wir haben uns entschlossen sie beiden Seiten – Chinesen und Japanern - zugänglich zu machen. Die Schritte, die jetzt folgen müssen, sind Informationen über die Geschehnisse, Anerkennung der Taten und gegenseitiges Verzeihen. Wenn es dazu kommen kann, habe meine Familie das erreicht, was sie möchte – dies wäre sicherlich auch der Wunsch unseres Großvaters John Rabe gewesen.

Herr Professor Rabe, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führten Johannes Lejeune und Benjamin Kemmler.

>> zur Webseite des John Rabe Communication Centre

 

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24 :: Long Kui - Huogewoci de Zhongguo liuxuesheng

Man stelle sich vor: sechs chinesische Austauschschüler in der Zauberschule Hogwarts – und alles wird anders. Anstatt des backsteinschweren sechsten Bandes hat Harry Potter Fan Long Kui einen geradezu schlanken, gut 200 Seiten langen Band vorgelegt, in dem er seine Variante des sechsten Schuljahrs von Harry Potter darlegt. Sechs chinesische Austauschschüler mischen die festgefahrenen Feindschaften auf – und tragen mit ihren herausragenden magischen Fähigkeiten zur Rettung der westlichen Zauberwelt bei. Sie können mit Pflanzen reden und mit einer daoistisch anmutenden Meditationspraxis anstelle eines Besens fliegen. Als Neulingen gelingt es ihnen aber auch, Feindschaften zu überwinden: sie sind zwar in den verschiedenen, eigentlich konkurrierenden bis verfeindeten Häusern der Schule untergebracht, doch in alter Gewohnheit hängen sie gerne mit ihren Landsleuten herum. Gleichzeitig sind sie alle mit Harry und seinen Freunden befreundet – die bezaubernde Chinesin gleichzeitig aber auch mit Harrys Feind Draco Malfoy.

Die Freude währt jedoch nur kurz, als sich die Nachricht verbreitet, dass sämtliche Anhänger des Erzschurken Voldemort aus dem Gefängnis ausgebrochen sind. Draco realisiert, dass das bisherige Schwarz-Weiß Denken vielleicht nicht die Lösung aller Probleme bringt, dass seine Nähe zu Voldemort ihn in eine drückende Atmosphäre der Unterwürfigkeit zwingt, und dass er bisher stets seinem Vater gehorcht hat, ohne dies wirklich zu wollen. Die entscheidende Schlacht gegen die Mächte der Finsternis kann schließlich dank eines aus China herbeigezauberten Sondereinsatzkommandos gewonnen werden – nachdem Draco sich höchst dramatisch auf die gute Seite geschlagen hat.

Das letzte Kapitel des Buchs ist eine Art Postskript, in dem sich Dumbledore, der Rektor von Hogwarts, und sein chinesischer Amtskollege miteinander unterhalten. Die chinesische Schule hatte sich mehrere Jahrhunderte von der Welt der nicht magiebegabten Menschen, der Muggles, abgeschnitten und erwägt nun, sich wieder der restlichen Welt zu offenbaren. Doch der chinesische Schuldirektor rätselt, wie man das wohl am besten bewerkstelligen könne. Dumbledore berichtet von den eigenen Erfahrungen und rät, es Hogwarts gleich zu tun: „Zurzeit kauft die ganze Welt die Hogwarts-Jahresberichts-Romane, und alle sind große Fans davon. Jetzt kennt die ganze Welt Hogwarts, und alle sind ganz wild darauf, auch nach Hogwarts gehen zu dürfen. Wenn die Zeit reif ist und wir nach außen treten, werden sie uns gewiss willkommen heißen. Gewiss werden wir nicht wieder wie seinerzeit von den Muggles verachtet und mir nichts dir nichts von ihnen verbrannt.“ Der chinesische Kollege versteht Dumbledores Argument nicht, daher ergänzt dieser: „Ich habe das schon ausprobiert, das Resultat ist wunderbar. Wenn Sie das noch immer nicht beruhigt, diese Muggles haben inzwischen eine wirklich wundersame Magie, namens Internet, da kann man ganz frei alles schreiben. Das Risiko ist extrem niedrig, aber die Medienwirkung sehr groß, probieren Sie das doch aus!

Der Fan-Fiction Roman bewegt sich ausgesprochen stilsicher innerhalb des Rahmens der Harry Potter Serie. Die bekannten und beliebten Gestalten der Serie tauchen auf, und werden mit ihren bekannten Macken liebevoll geschildert. Gleichzeitig bietet die Aufweichung der festgefahrenen Feindschaften eine erfrischende Alternative zum Original – und das Buch besticht gerade auch den nicht-muttersprachlichen Leser durch seine relative Kürze.


Lena Henningsen
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Long Kui
Huogewoci de Zhongguo liuxuesheng
Zhongguo qingnian chubanshe, 2006
RMB 20

 

 

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1. Tagung der Chinesischlehrer an deutschen Schulen ausgerichtet vom Fachverband Chinesisch e.V.

Schnepfenthal: ein kleines, malerisches Dorf in Thüringen. Im Zentrum kreuzen sich Hauptstraße und Bahnschienen. Der Zug, mit dem wir gekommen sind, hat nur ein Abteil. Der Zugfahrer beugt sich aus der Fahrerkabine und ruft uns zu: „Sie wissen, wie Sie zum Hotel kommen?“ Wir nicken, fasziniert, sofort als Auswärtige erkannt worden zu sein. Eigentlich ist das kein Wunder. Wahrscheinlich sieht man selten so viele fremde Gesichter in Schnepfenthal wie an jenem Wochenende – noch dazu so viele asiatische.

Der Grund für den Aufruhr: Am 05. und 06. Mai fand an der Salzmannschule Schnepfenthal die erste bundesweite Tagung für Chinesischlehrer an deutschen Schulen statt. Organisiert wurde sie vom Fachverband Chinesisch. Die Teilnehmer waren eine buntgemischte Gruppe. Neben Chinesischlehrern aus Schulen, Universitäten und Volkshochschulen waren Vertreter der chinesischen Botschaft und des Thüringer Kultusministeriums anwesend. Auch das Schulteam von SHAN war dabei, um am Austausch teilzunehmen, Anregungen zu bekommen und das Schulprojekt vorzustellen.

Alle waren sich einig darüber, dass Chinesisch an deutschen Schulen im Kommen ist. Aber die Lernbedingungen sind aufgrund der Zeichenschrift und der Phonetik anders als für andere Fremdsprachen, und der Weg durch die deutsche Bürokratie verläuft nicht immer reibungslos. Der Fachverband Chinesisch setzt sich dafür ein, die Sprache als reguläres Schulfach fest zu etablieren. Dafür ist eine zunehmende Professionalisierung unablässig, beispielsweise bei der Ausbildung der Lehrer oder der Erstellung des Unterrichtsmaterials. Wichtig ist auch eine Vereinheitlichung von Lehrplänen und Prüfungsrichtlinien.

Im Plenum und in kleinen Arbeitsgruppen wurden Lehrwerke, Lehrmaterialien und Lehrpläne diskutiert. Die Ergebnisse dieser Diskussionen bestehen in Übereinkünften über bundesweit einheitliche Mindeststandards, die nach dreijährigem Chinesischunterricht erreicht werden sollen – aber auch realistisch erreichbar sind. Diese Übereinkünfte werden in der nahen Zukunft als Empfehlungen des Fachverbands an bildungspolitische Entscheidungsträger veröffentlicht.

Auch das Schulprojekt von SHAN und die bisher erstellten Unterrichtsmodule – Unterrichtseinheiten zu Themen von Marco Polo, den Opiumkriegen oder Lu Xun bis hin zu den aktuellen chinesisch-japanischen Beziehungen oder der Tibetfrage – wurden den Teilnehmern vorgestellt. Die Resonanz auf unsere China-AG und die sinologisch ausgerichteten Themen war sehr positiv und zum Schluss blieb eigentlich nur noch eine Frage: „Wie kommen eure Module in unsere Klassenzimmer?“

Mareike Ohlberg

 

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Zuletzt bearbeitet von: AF
Letzte Änderung: 04.12.2014
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