Newsletter November 2006 Nr. 5

INHALT

Veranstaltungen

Wir stellen uns vor
Am Donnerstag, den 16. November um 19 Uhr im Institut für Sinologie, Akademiestrasse 4-8, Raum 136 stellen wir uns Ihnen vor!
SHAN gibt es nun seit 7 Monaten. Wir sprechen über die Struktur des Vereins, was wir erreicht haben und was wir uns für die Zukunft vorgenommen haben. Wir füllen ein breites Spektrum und geben Raum für jeden, der sich engagieren will.
Im Anschluss an die Präsentation gibt es 20 Uhr einen Sektempfang der Fachschaft des Instituts für Sinologie.

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

FilmfestivalChinesische Filme in Heidelberg

Beim 55. Mannheim-Heidelberg Filmfestival (16.-25.11.) gibt es auch in diesem Jahr wieder die Gelegenheit zwei chinesische Filme zu sehen. In der Kategorie „Spezialitäten“ läuft die VR-Produktion „Fangxiang zhi lu“ (Die Schaffnerin) des Regisseurs Zhang Jiarui (geb. 1958). Der Film erzählt von der tragischen Liebe der Schaffnerin Li zu einem Arzt aus Shanghai im China der 70er Jahre.

„Danche shang lu“ (Der Weg in die Berge) ist der erste Spielfilm des taiwanesischen Regisseurs Isaac Li (geb. 1966). Li machte sich mit seinem Dokumentarfilm „Floating Ball“ bereits im Jahr 2000 international einen Namen.

Beide Filme laufen in Originalsprache mit englischen Untertiteln.

weitere Infos unter www.mannheim-filmfestival.com


„Das gesamte System der Lehre muss umgestellt werden."

Gerade noch hat sie sich mit einem DFG-Forschungsprojekt zur Qing-Zeit befasst, da erging kurzfristig ein Ruf auf eine Juniorprofessur in Frankfurt. SHAN sprach mit Frau Elisabeth Kaske über ihre Projekte, Perspektiven und die Reformen an der Universität.

>> zum vollständigen Interview


Chinesisches Quartett

Vier neue Sprachlehrer aus China sind seit kurzem in Heidelberg. Sie nehmen am Austauschprogramm zwischen der Uni Heidelberg und ihrer Heimatuniversität teil und bleiben ein Jahr am Neckar. Wir stellen sie Ihnen vor.

An Nuoya aus Anhui --- „Das erste, was ich mir in Heidelberg angesehen habe, war das Bauhaus in der Bahnhofsstraße.“
Herr An unterrichtet in diesem Semester Konversation im Propädeutikum und einen Online- Chatkurs. Der 56jährige, der sich seit 20 Jahren mit Chinesisch als Fremdsprache befasst, unterrichtet an der Fremdsprachenhochschule Shanghai (SISU). Außer Chinesisch spricht Herr An sehr gut Englisch. Bereits als Kind kommt er mit Deutschland in Kontakt. „Carl Maria von Weber ist mein Lieblingskomponist“, sagt An Nuoya freudig. Doch der Anhuier ist auch an praktischen Dingen des Lebens interessiert. „In China habe ich bereits von der Do it yourself-Mentalität der Deutschen gehört“, sagt An. „Daher bin ich gleich nach meiner Ankunft in das Bauhaus in der Bahnhofstraße gegangen und habe mir die Maschinen dort angesehen.“

Li Jing aus Nanjing --- „Ich liebe deutsche Wurst. Besonders zum Frühstück gehört Wurst einfach dazu.“
Li Jing unterrichtet in diesem Semester Konversation im Propädeutikum. Obwohl sie mit 24 Jahren die jüngste der vier Sprachlehrer ist, hat sie am meisten Erfahrung mit Deutschland. Als 16jährige lebte sie ein halbes Jahr in einer schwäbischen Kleinstadt. Li Jing spricht außer Chinesisch und Deutsch daher auch ein bisschen Schwäbisch. In China unterrichtet sie an der Fremdsprachenhochschule in Peking. „Obwohl ich erst seit kurzem hier bin, habe ich mich schon gut eingelebt“, sagt Li Jing. „Das liegt sicher daran, dass ich mich schon seit 10 Jahren mit Deutschland beschäftige“, sagt Li Jing und verrät uns eine ihrer Leidenschaften: „Ich liebe deutsche Wurst, besonders beim Frühstück. Für viele Chinesen ist das unmöglich, aber bei mir ist das normal“, erzählt sie lachend.

Lin I-Hua aus Taiwan --- „In Heidelberg zu leben ist eine romantische Erfahrung.“
Lin Yihua studiert am Graduate Institute of Teaching Chinese as a Second Language an der National Taiwan Normal University und macht in Heidelberg ein Praktikumsemester. Sie unterrichtet Aufsatzkunde im Propädeutikum. Wie Herr An spricht sie sehr gut Englisch. Lin Yihua ist seit vier Wochen in Heidelberg und fasziniert von der Umgebung. „Ich laufe staunend durch die Landschaft, hier zu leben ist bestimmt eine romantische Erfahrung“, sagt Lin Yihua. Sie ist beeindruckt von der Selbstdisziplin und Ehrlichkeit der Deutschen. „Ohne Kontrolleure würde in Taiwan niemand ein Busticket lösen. Die Deutschen sind da wirklich aus gutem Holz geschnitzt.“

Li Yi aus Jiangsu --- „Ich möchte nicht nur lehren, sondern als Gasthörerin auch am Studentenleben teilnehmen."
Li Yi unterrichtet den Anfängerkurs Konversation im Sprachlabor. Die 26jährige ist Sprachdozentin in der Deutschabteilung der Fremdsprachenhochschule Shanghai (SISU). Heidelberg hat sie vor drei Jahren als Touristin kennengelernt. Dieses Mal ist alles anders. „Jetzt lebe ich hier in dieser Universitätsstadt. Ich freue mich sehr, hier zu sein“, sagt Li Yi. „Außer meiner Tätigkeit als Dozentin, möchte ich als Gasthörerin auch das Studentenleben kennenlernen.“ Li Yi hat bereits einige Vorlesungen im Germanistischen Seminar besucht. „Ich interessiere mich besonders für die deutsche Literatur der 80er Jahre und das Thema der Apokalypse. Als Chinesin bin ich von diesem Konzept fasziniert“, erzählt Li Yi.


Rezensionen: Von Farben und Gerüchen - Drei Kochbücher für die chinesische Küche im Vergleich

Der Klassiker

Das von Claudia Daiber herausgegebene „China Kochbuch. Die besten Originalrezepte aus den Provinzen Chinas.“ ist der „Dr. Oetker“ für die chinesische Küche.

Das Raffinierte

Das Buch „Chinesisch Kochen. Die asiatische Küche frisch genießen“ von Dr. Wynnie Chan besticht auf den ersten Blick durch hervorragendes Layout.

Das Authentische

Die Britin Fuchsia Dunlop ist eine Liebhaberin der chinesischen Küche, vor allem der aus Sichuan. Sie ist eine der ersten Ausländerinnen, die an der professionellen chinesischen Kochschule „Sichuan Institute of Higher Cuisine“ in Chengdu die Feinheiten der Sichuan-Küche studierte und sich in ihre einzigartige Geschmacksvielfalt verliebte.

>> zur vollständigen Rezension


CAREC Business Development Forum in Urumchi

Der regionale Handel und die Investitionsraten in Zentralasien sind trotz zahlreicher Bemühungen nach wie vor auf einem relativ niedrigen Stand. Da der regionale Handel den Schlüssel zur Armutsbekämpfung darstellt, sind jedoch alle Länder mit Ausnahme der regionalen Wirtschaftsmächte China und Kasachstan auf eine Ausweitung des regionalen Handels angewiesen.

>> zum vollständigen Bericht


Sport in China – Konferenz der DVCS an der Deutschen Sporthochschule in Köln

Während in China bereits der Countdown zu den kommenden Olympischen Spielen läuft, bereitet sich auch die deutsche Sinologie auf Beijing 2008 vor. So stand die diesjährige Konferenz der Deutschen Vereinigung für Chinastudien (DVCS) ganz unter dem Motto Sport in China

>> zum vollständigen Bericht


Praktikum

Unternehmen:
Benedict Language School Beijing; Sprachschule, die chinesische Studenten auf die Prüfung zu einem Aufenthalt in Deutschland durch die Botschaft vorbereitet
Stellenbeschreibung:

Muttersprachler Deutsch für Einzelunterricht Deutsch als Fremdsprache in Peking gesucht.

Durch den plötzlichen Ausfall eines Praktikanten ist der Beginn sofort möglich. Pro Tag 6 Unterrichtsstungen (je 45 Minuten).
Ihr Profil:

- Deutscher Muttersprachler
- offen, flexibel und aufgeschlossen

Dauer:
3 bis 6 Monate.
Leistungen:

1500 RMB, kostenlose Unterkunft in WG (Einzelzimmer) mit chinesischen Studenten.
Kontakt:
Herr Volker Wagner

Tel.: 0086-10-84842101
E-Mail: wagner-beijing@web.de


„Das gesamte System der Lehre muss umgestellt werden."

Welche Gründe waren ausschlaggebend dafür, dass Sie sich für eine akademische Karriere entschieden haben?

Ursprünglich war es das Interesse an China, weswegen ich dieses Fach gewählt habe. Und die akademische Karriere hat sich dann so ergeben, das scheint wohl das zu sein, wofür ich am geeignetsten bin.

Ihr erstes Buch beschäftigt sich mit deutschen Militärinstrukteuren in China bis 1890. Was reizt Sie am Militär bzw. an Themen, die mit dem Militär und China in Verbindung stehen?

Militärgeschichte ist natürlich ein wichtiger Teil der Sozialgeschichte. Iin der Militärgeschichte kann man soziale Probleme sehr gut behandeln, weil es woanders zu wenige Quellen gibt. Bei den Militärinstrukteuren ging es ja um sehr einfache Menschen, also Menschen, die nicht besonders intellektuell waren, zum Teil Unteroffiziere, zum Teil Offiziere unterer Ränge. Die haben nicht viel geschrieben und sind auch nicht in die Annalen der Geistesgeschichte eingeagen. Über solche Leute findet man normalerweise sehr wenig in den Quellen. Gerade beim Militär ist die Aktenlage ein wenig anders, besonders beim deutschen Militär, wo alles sehr genau registriert wurde, der Schriftverkehr ist aufbewahrt worden – deutsche Gründlichkeit sozusagen.

Kommen wir zu einem Ihrer derzeitigen Projekte, der Forschungsgruppe Money, Markets and Finance in East Asia 1600 – 1900. Wie kommt man vom Militär zum Finanzsystem des 19. Jarhhunderts?

Ursprünglich habe ich auch Militärfinanzen gemacht, das heisst ich bin dem Militär treu geblieben. Ich bin nicht im engeren Forschungsprojekt, wo es mehr um monetäre Geschichte geht, nicht so sehr um Finanzgeschichte. Im engeren Projekt geht es um Kupfer als das Hauptzahlungsmittel. Zudem gibt es ein paar Randprojekte, die sich mit Finanzen und Geld in anderen chinesischen Lebenslagen beschäftigen, und mein Projekt ist dabei eben die Militärfinanzierung.

Hat sich das Thema aus ihrem ersten Buch ergeben?

Nicht vollständig. Als dieses Projekt geplant wurde, wurden alle möglichen Leute gebeten, eigene Forschungsanträge zu schreiben. Das war eine Idee, wie ich etwas, mit dem ich mich schon beschäftigt habe, mit etwas Neuem verbinden kann. Wenn man einen Forschungsantrag schreibt, ist es schwer, mit etwas völlig Neuem einzusteigen, weil einem die Grundlagen dazu fehlen.

Auf dem Gebiet der Militärgeschichte hatte ich auch schon einiges Basisweissen, weil ich mich in meinem Buch auch schon am Rande mit Militärfinanzierung beschäftigt habe, weil man ja einfach wissen muss, was bestimmte Dinge gekostet haben, welche finanziellen Überlegungen eine Rolle gespielt haben in Reformbestrebungen, die gelungen sind oder nicht.

Was ist das besondere an diesem Projekt?

Das besondere ist, dass es ein relativ großes Kooperationsprojekt ist, an dem drei Universitäten beteiligt sind und verschiedene Forscher zusammenarbeiten. Das ist etwas, was für mich relativ neu war, da man ja sonst immer für sich alleine arbeitet, was in den Geisteswissenschaften auch so üblich ist. Hier ist plötzlich ein Forum, wo verschiedene Menschen zu einem Thema, einem eng verbundenen Themenbereich Forschung betreiben und sich dabei austauschen, wo es auch einen Rahmen gibt mit Workshops, Seminaren und so weiter.

Die Forschungsgruppen innerhalb dieses DFG-Projektes sind ja nicht in Tübingen konzentriert sondern verteilen sich. Inwieweit finden Sie diese dezentrale Aufteilung sinnvoll?

Die Zukunft von Forschungsprojekten liegt  in großen, umfassenden Projekten – das merkt man auch in der Förderungspolitik der Stiftungen, die immer mehr größere Forschungsgruppen mit mehreren Teilnehmern fördern. Unser Projekt ist nicht das einzige im Moment, beispielsweise gibt es noch eins in München über maritime Beziehungen Chinas nach Südostasien und Japan. Das sind alles Projekte, wo mehrere Forscher in einem Rahmen gemeinsam auf ein Thema hinarbeiten, aber jeder natürlich sein eigenes Buch schreibt, weil das ja nach wie vor notwendig für die Karriere ist. Man muss immer mal wieder ein Buch schreiben, um den Anforderungen für eine Professur zu genügen. In den Naturwissenschaften werden dagegen eher Aufsätze verfasst.

Sie haben gerade einen Ruf als Juniorprofessorin nach Frankfurt erhalten. Werden Sie an dem Projekt unabhängig davon weiterarbeiten?

Ich werde an dem Projekt weiterarbeiten, wobei es in dem engeren Bereich der Militärfinanzierung hier einen Nachfolger geben wird, der derzeit noch gesucht wird. Ich werde mich mehr auf Ämterkauf spezialisieren, das ist ein Aspekt der Militärfinanzierung, der aber auch in andere Finanzierungsmethoden reinspielt. Da gibt es interessante Ansätze für eine komparatistische Studie.

Was erwarten Sie auf Ihrer neuen Position?

Ich werde mehr unterrichten müssen, was ich aber auch gern mache, denn da lerne ich am meisten. Studenten lernen nur, wenn sie fleissig lesen, ich muss aber alles lesen.

Außerdem werde ich mehr involviert sein in organisatorischen Fragen der Uni. Die Universitäten sind derzeit im Umbruch mit der Einführung von BA-Studiengängen und dem Auslaufen der alten Magisterstudiengänge, das ist eine schwierige Zeit für die Universität als solche. Ich hoffe, dass ich dazu etwas beitragen kann, ohne dabei aufgerieben zu werden.

Und natürlich hoffe ich darauf, mal weiterzukommen, die Stelle ist ja befristet.

Von der Einführung der Juniorprofessur hat man sich viel erwartet, die Umsetzung wurde jedoch auch heftig kritisert – es gebe zu wenige Stellen, mangelnde Karriere- und Berufssicherheit. Inwieweit teilen Sie diese Kritik?

Ich teile die Kritik an den generellen Reformen des Universitätssystems. Ich halte die Einführung von Bachelorabschlüssen für eine gute Idee, damit die Leute, die schneller ins Berufleben wollen, das auch machen können. Aber man hat das System der Lehre nicht an die neuen Bedingungen angepasst. Die Juniorprofessur wurde eigentlich eingeführt, um einen Ersatz für die Habilitation zu schaffen, aber das ist gescheitert. Man muss jetzt im Prinzip beides machen und es ist nicht sicher, ob Habilitierte oder Juniorprofessuren bevorzugt werden bei Bewerbungsverfahren für die Professuren. Ich halte die Habilitation und gerade das System der Privatdozenten persönlich für eine Katastrophe.

Inwiefern?

Privatdozenten geben unbezahlte Lehre, und ich denke, Lehre muss bezahlt werden. Auch die Lehraufträge sind zu schlecht bezahlt, wenn sie überhaupt bezahlt werden. Das heißt, wenn man jetzt Studiengebühren und den BA einführt, muss das System der Lehre auch höher geachtet werden als voher, und geachtet ist etwas nur, wenn es besser bezahlt wird. Dies ist auch im Interesse der Studierenden, die eine hochqualitative Lehre haben wollen. Die bekommen sie nicht von Leuten, die 600 Euro im Semester oder gar nichts bezahlt bekommen. Ich hoffe, dass es in Zukunft besser wird. Das Problem in Deutschland ist, dass es alles sehr langsam geht.

Das derzeitige Doppelsystem auf dem Weg zur Professur ist also nicht Ihr Hauptkritikpunkt?

Ja, denn meine Kritik ist genereller und bezieht sich nicht nur auf Fragen der Habilitation. Das Unterrichtssystem muss refomiert werden, es muss mehr Lektorenstellen geben, die auch ordentlich bezahlt werden. Professoren müssen nicht unbedingt BA-Kurse unterrichten, diese immer wiederkehrenden Kurse können Lektoren unterrichten. Der Mittelbau, also alles unterhalb der Professoren, müsste sehr stark ausgebaut werden. Derzeit ist das aber nicht der Fall. Es werden zum Teil sogar Stellen abgebaut. Um die Bedingungen für eine Professur zu erfüllen, unterrichten viele Privatdozenten kostenlos, und das ist sehr unbefriedigend. Die Juniorprofessur war ein richtiger Schritt in die richtige Richtung, aber es geht oft zwei Schritte vor, einen Schritt zurück.

Es ist interessant, diese Punkte von jemand zu hören, der davon profitiert hat.

Natürlich habe ich davon profitiert und freue mich sehr. Ich werde auch das Beste daraus machen, aber das ist ja noch kein Grund, sich mit dem Erreichten insgesamt zufrieden zu geben. Das ist auch im Sinne der Studierenden, die demnächst zahlen müssen.

Was könnten Sie sich als nächstes vorstellen?

Natürlich strebe ich die Habilitation an, wobei ich mir bei der Situation in Deutschland gut eine Stelle im Ausland vorstellen kann.

Wohin möchten Sie gern mal zum Forschen gehen?

Die USA könnte ich mir gut vorstellen, Großbritannien oder Nordeuropa.

Was steht thematisch sonst noch auf ihrer Agenda?

Was ich gern machen würde, wäre eine Förderung für eine Nachwuchsgruppe von Doktoranden zu bekommen.

Frau Kaske, herzlichen Dank für das Gespräch.


 

<< Zurück zum Inhaltsverzeichnis


Von Farben und Gerüchen: Drei Kochbücher für die chinesische Küche im Vergleich

Der Klassiker

Das von Claudia Daiber herausgegebene „China Kochbuch. Die besten Originalrezepte aus den Provinzen Chinas.“ ist der „Dr. Oetker“ für die chinesische Küche. Es vereint übersichtlich arrangierte und einfach nachzukochende Rezepte mit schönen Bildern der schmackhaften Gerichte. Schon beim Durchblättern läuft einem das Wasser im Mund zusammen: Erdong baixue (Donggu-Pilze mit Bambus), Mapo doufu (Tofu mit Schweinehack) und Kejia qiezi (Auberginen nach Hakka-Art). Das „China Kochbuch“ versammelt alle klassischen Gerichte, die in China auf den Küchen- oder Restauranttisch kommen. Die Rezepte ermutigen durch ihre deutschen Übersetzungen mit Pinyin-Umschrift und die klaren Kochanleitungen (mit Angaben zur Zubereitungsdauer) auch den Beginner. Zusätzlich gibt es immer wieder Info-Kästen zu Zubereitungsarten oder Produkten, die deutsche Köchen wohl weniger kennen.

Das Buch ist sinnvoll angelegt. Die Einleitung ist angenehm kurz. Nach den Rezepten findet der Leser eine Liste mit typischen Speisenkombinationen, ein Glossar und ein Rezeptregister. Die umfangreiche Rezeptsammlung aus den unterschiedlichen Provinzen Chinas zeigt, was für die Herausgeberin und die vier Autoren – zwei Deutsche und zwei Chinesen – im Zentrum steht: ein vollmundiges chinesisches Essen.


Das Raffinierte

Das Buch „Chinesisch Kochen. Die asiatische Küche frisch genießen“ von Dr. Wynnie Chan besticht auf den ersten Blick durch hervorragendes Layout. Die Gerichte sind äußerst ansprechend in Szene gesetzt, beinahe zu schön. Es kostet den Leser Überwindung, sich an die Umsetzung dieser kulinarischen Kunstwerke zu wagen, die durch reichlich wissenschaftliche Angaben zu Nährwerten und Nährstoffen und Gesundheitstipps ergänzt werden. Hat der Schürzenträger seine anfänglichen Vorbehalte jedoch überwunden, kann er sich auf eine klare Kochanleitung verlassen. Die Gerichte sind lecker und gesund.

Dr. Wynnie Chan ist eine Ernährungswissenschaftlerin und Diät-Expertin aus Kanton. Sie ist ebenso die Gründerin des englischen „Chinese Takeaway Projects“, das China-Imbiss-Köche schult, sich auf die „traditionell gesunden Aspekte der chinesischen Küche zu besinnen, frisch zuzubereiten, sparsam zu salzen, frisches Gemüse und mageres Fleisch zu verwenden und auf Geschmacksverstärker sowie Farb- und Konservierungsstoffe zu verzichten“. Die Rezepte umfassen Variationen von klassischen, vorwiegend südchinesischen Gerichten, wie „Rindfleisch mit Paprika und Bohnensauce“, schließen aber auch ursprünglich westliche oder indische Gerichte wie chinesisch gewürzte „Spare Ribs“ oder „Chandoori-Huhn“ mit ein. Diese moderne chinesische Küche kombiniert die verschiedenen Geschmacksrichtungen Europas und Asiens. Dadurch entstehen leichte Kombinationen wie „Pochierte Jakobsmuscheln mit Wasabi-Dressing“, „Huhn mit Zitronengras und Spargel“ und „Smoothie mit roten Bohnen“.


Das Authentische

Die Britin Fuchsia Dunlop ist eine Liebhaberin der chinesischen Küche, vor allem der aus Sichuan. Sie ist eine der ersten Ausländerinnen, die an der professionellen chinesischen Kochschule „Sichuan Institute of Higher Cuisine“ in Chengdu die Feinheiten der Sichuan-Küche studierte und sich in ihre einzigartige Geschmacksvielfalt verliebte:

Der Leser ihres Buches „land of plenty. authentic sichuan recipes personally gathered in the chinese province of sichuan“ spürt, dass Fuchsia Dunlop nicht nur eine Menge über die Produkte und ihre Zubereitung weiß, sondern, dass sie leidenschaftlich gerne kocht. Mitunter wird sie sogar literarisch. Ihre Schilderung, wie sie mit Freunden bei Kerzenlicht und Lampenschein in einem Restaurant am Jinjiang-Fluss in Chengdu sitzt und mao dou  – junge Sojabohnen – knabbert, zeigt wie sehr in China Essen und Alltag verbunden sind.

Neben der versammelten Kochkunst und den wunderbaren Speisen – von Klassikern und überregional bekannten Gerichten wie Gongbao Jiding (Hühnerbrust mit Erdnüssen) und Tangcu liji (Schwein süß-sauer) bis zu lokalen Spezialitäten wie Jiangzhi zhouzi (In Ingwersauce gedämpfte Schweinehaxe) – sind die Rezepte anschaulich erklärt und laden durch die persönliche Beschreibung förmlich zum Nachkochen ein. Sehr angenehm sind die in schöner Kallligraphie geschriebenen chinesischen Namen der Gerichte, die neben den englischen Übersetzungen und der Pinyin-Umschrift stehen. Gerade für Personen, die in China leben oder im Reich der Mitte unterwegs sind, ist auch der Anhang hilfreich: Die 23 Geschmacksrichtungen der chinesischen Küche, 56 Zubereitungsarten und ein umfangreiches Glossar mit Bezeichnungen für Lebensmittel, Kochzubehör und Fachwörtern – jeweils mit den chinesischen Zeichen und in der Pinyin-Umschrift.

Schlichte und appetitanregende Fotos runden das kompakte Buch ab, mit dem der Leser ein ursprüngliches Stück China in den Händen hält.


Sarah Lüdecke

 

Daiber, Claudia (Hrg.)
Das China Kochbuch. Die besten Originalrezepte aus den Provinzen Chinas
München: Gräfe und Unzer, 2001
352 Seiten
ISBN: 3774255377
EUR 29,90

 

Chan, Wynnie
Chinesisch kochen. Die asiatische Küche frisch genießen
Neustadt a. d. Weinstraße: Neuer Umschau Buchverlag GmbH, 2005.
160 Seiten
ISBN: 3865282199
EUR 16,90

 

Dunlop, Fuchsia
Land of Plenty. A Treasury of Authentic Sichuan Cooking
New York und London: W. W. Norton & Company, 2001.
395 Seiten
ISBN: 0393051773
EUR 21,80

 

<< Zurück zum Inhaltsverzeichnis


CAREC Business Development Forum in Urumchi

Der regionale Handel und die Investitionsraten in Zentralasien sind trotz zahlreicher Bemühungen nach wie vor auf einem relativ niedrigen Stand. Da der regionale Handel den Schlüssel zur Armutsbekämpfung darstellt, sind jedoch alle Länder mit Ausnahme der regionalen Wirtschaftsmächte China und Kasachstan auf eine Ausweitung des regionalen Handels angewiesen.

Aus diesen Gründen und um mögliche Lösungswege zu erarbeiten fand am 16. und 17. Oktober in Urumchi, Xinjiang das erste CAREC (Central Asian Regional Economic Cooperation) Business Development Forum statt. Unter anderem sollte es auch dazu dienen, die 5. Ministerialkonferenz der Mitgliedsstaaten vorzubereiten. Vertreter der in den Mitgliedsstaaten angesiedelten Unternehmen und multilateraler Institutionen, darunter der Weltbank (WB), der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) und des United Nations Development Program (UNDP) diskutierten über die Herausforderungen des regionalen Handels in Zentralasien und über seine Rolle als zentrales Mittel der Armutsbekämpfung.

Das CAREC-Programm wurde 1997 mit der Unterstützung der Asian Development Bank (ADB) initiiert. In Anbetracht der isolierten geographischen Situation, der Entfernung der meisten CAREC-Mitgliedsstaaten von den größtern Weltmärkten hat regionale Zusammenarbeit ein großes Potential, die wirtschaftliche Entwicklung positiv zu beeinflussen. Die Mitgliedsländer sind Afganistan, Ayerbaijan, VR China (mit einem Fokus auf Xinjiang), Kasachsan, Kirgisistan, Mogolei, Tajikistan und Uzbekistan.

Den lokalen Unternehmern stellen sich zahlreiche Hindernisse sowohl infrakstruktureller, als auch administrativer Art entgegen. Im Durchschnitt braucht ein zentralasiatischer Unternehmer, der seine Waren exportieren möchte, drei mal so viele Dokumente und mehr als drei Mal so viel Zeit und Geld um eine Ausfuhrerlaubnis zu bekommen, als sein europäischer Kollege. Schnellverderblichen Produkten wie Milch oder Obst wird auf diese Weise jegliche Exportchance entzogen.

Eines der zentralen Probleme ist die Frage der Zertifizierung von Produkten. Obwohl es teilweise Abkommen zur gegenseitigen Anerkennung von Produktzertifikaten gibt, werden die Zertifikate an den Grenzen trotzdem nicht anerkannt und ein erneutes Testen gefordert. Dieser Umstand führt dazu, dass es zum Beispiel für einen kirgisischen Kartoffelbauern einfacher ist, seine Kartoffeln direkt an ein kasachisches Verarbeitungsunternehmen mit guten Beziehungen zum kasachischen Grenzposten zu verkaufen, als die Kartoffeln selber zu verarbeiten und das fertige Produkt nach Kasachstan zu exportieren. Die Wertsteigerung verbleibt also nicht im Produktionsland.

Dies Unzulänglichkeiten erkennend, fordern die Mitglieder in ihrer Abschlusserklärung Erleichterungen des regionalen Handels, Harmonisierung der Zertifizierungs- und der Zollprozeduren ebenso wie transparentere Politik und Bekämpfung der Korruption.


 

<< Zurück zum Inhaltsverzeichnis


SPORT IN CHINA – Konferenz der DVCS 19.-21.10.2006 an der Deutschen Sporthochschule in Köln

Während in China bereits der Countdown zu den kommenden Olympischen Spielen läuft, bereitet sich auch die deutsche Sinologie auf Beijing 2008 vor. So stand die diesjährige Konferenz der Deutschen Vereinigung für Chinastudien (DVCS) ganz unter dem Motto Sport in China. Zum ersten Mal fand die Jahrestagung der DVCS in Kooperation mit einer anderen Institution, der Deutschen Sporthochschule Köln, und damit interdisziplinär statt. Neben Sinologen waren Sportwissenschaftler, aber auch Journalisten und Sportfunktionäre mit von der Partie und traten in einen Dialog miteinander. Das Themenspektrum war weit gefächert, so dass für jeden Geschmack etwas dabei war: Vom „Polosport am Hofe der Tang-Dynastie“ (Volker Klöpsch, Köln) über die „Rekonstruktion der chinesischen nationalen Sportkultur“ (Ma Mingda, Guangzhou – inklusive einer lebhaften Demonstration der unterschiedlichen Taiji-Stile) bis hin zu den Erfahrungen des Fussballmagazins Kicker sowie eines Hamburger Turnvereins mit China-Kooperationen. In zahlreichen Beiträgen ging es bereits höchst olympisch zu, wie in dem Beitrag von Andreas Guder (Berlin) und Holger Preuß (Frankfurt) „Die Vermarktung des Sports. Wirtschaftliche und kulturspezifische Aspekte chinesischer Fernsehwerbung während der Olympischen Spiele 2004.“

Die DVCS gibt es seit 1990. Sie bietet insbesondere auch dem wissenschaftlichen Nachwuchs eine Plattform, um Ergebnisse zu präsentieren. Die Beiträge der Jahrestagungen werden bei Harrassowitz als Jahrbücher herausgegeben. Im kommenden Herbst wird die DVCS unter dem Titel „Menschenbilder“ in Bochum tagen.

Für mehr Informationen, siehe auch: http://www.ruhr-uni-bochum.de/oaw/dvcs/index.html

Lena Henningsen


 

<< Zurück zum Inhaltsverzeichnis


 

Zuletzt bearbeitet von: AF
Letzte Änderung: 04.12.2014
zum Seitenanfang/up