Die ewige Vertagung: Feng Xiaogangs filmisches Schicksal
Wer schon eine Weile unseren Newsletter liest, hat bestimmt letztes Jahr mitbekommen, wie Feng Xiaogangs 冯小刚 Film I Am Not Madame Bovary 我不是潘金莲, der eigentlich Ende September 2016 in die Kinos kommen sollte, erst Mitte November für chinesische Leinwände freigegeben wurde. Nachdem der Regisseur politische Motivationen zurückgewiesen hatte, passiert genau das Gleiche – zu genau der gleichen Zeit dieses Jahr. Youth 芳华 ist ein Coming-of-Age-Film einer jungen, regionalen Performance-Truppe der Armee, deren Aufgabe es ist, durch Musik und Tanz Kultur und revolutionäre Ideen zu verbreiten. Der Film deckt die Periode der Kulturrevolution (1966-76) bis hin zu den 1990er Jahren ab und behandelt auch den Chinesisch-Vietnamesischen Krieg (1979) und deren Veteranen – eine der wenigen Gruppen, die aufgrund ihrer Lebensbedingungen in der Vergangenheit öfter den Mut zu Demonstrationen aufgebracht haben. Vielen Spekulationen zufolge ist genau Letzteres der springende Punkt der vertagten Veröffentlichung des Films: Vor dem anstehenden Nationalkongress der Kommunistischen Partei ab dem 18. Oktober solle womöglich kein Film, der Potenzial für Protestaktionen biete, ins chinesische Kino kommen.
Die New York Times berichtete von Feng Xiaogangs Pressekonferenz in Shanghai, bei der er mit Tränen in den Augen bestätigte:
"Due to reasons that leave me no choice, the nationwide roadshow for ‘Youth’ can only go this far. We have to say farewell to everyone before it even started, and I feel helpless. I apologize to all the filmgoers who’d pre-bought tickets. I apologize most of all to them. I’ve let them down."
(Video auf dem Weibo-Kanal 冯小刚电影官微 vom 24. September)
Hoffen wir darauf, dass der Film – zumindest wie letztes Jahr – spätestens im November doch die Kinos erreicht, denn der wunderschöne Trailer lässt einen bemerkenswerten Film erahnen.
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