Filmnewsletter Oktober
Liebe Filminteressierte,
Passend zum langsamen Wetterumschwung kommt hier die neuste Ausgabe des Filmnewsletters aus der Sinologie Heidelberg. Diesmal gibt es einen follow-up zu den aktuellen Teilen des CFI-Guide, mit dem schon im September begonnen wurde. Dann blicken wir noch einmal zurück auf Hongkongs Filmgeschichte und den Problematiken der aufs Festland migrierenden Filmproduktionen. Und zuletzt wirft ein interessanter Artikel auch noch die Frage auf: Wie ist es eigentlich ums taiwanesische Kino bestellt? Guckt euch die Fernsehtipps an und damit auf in den Herbst!
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The CFI-Guide Series Continues...
Der im letzten Newsletter zum ersten Mal erschienene CFI-Guide hat nun bereits den fünften Teil der Serie zur Filmproduktion herausgebracht. Diesmal geht es nicht nur um die praktische Seite des Filmdrehs in China, sondern auch um die Geschichte der „quotas“, d.h. der hochumkämpften Plätze für in China gezeigte internationale Blockbuster, deren Profite auch zum Teil zurück zu den Copyright-Studios fließen (und von denen es zur Zeit 34 gibt). Der CFI-Guide beschäftigte sich außerdem mit Beispielen der Zensur, vom Film bis hin zum Regisseur selbst – als Paradebeispiele hier dienten natürlich Lou Ye 婁燁 mit Summer Palace (颐和园, 2006) und Jia Zhangke 贾樟柯 mit A Touch of Sin (天注定, 2013). Der aktuellste Teil der Serie umfasst einen Einblick in die rechtliche Welt rund um die Filmproduktion, die sich momentan besonders um die Regulierung von provinziellen Filmprojekten dreht und auf nationaler Ebene bisher von einem Rating-System (in Alter des Publikums) zugunsten der willkürlichen Zensur abgesehen hat.
Der CFI-Guide erscheint jeden Freitag bis November, und auch im nächsten Newsletter werde ich wieder einen Blick darauf werfen!
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Hongkong Tales – Geschichten der Hongkonger Filmmigration
Hongkong, Hollywood, Zensur – natürlich sind dies alles keine neuen Schlagworte, wenn es um Filmproduktionen in China geht. Trotzdem wurde letzte Woche hierzu ein toller, umfangreicher Artikel in The Guardian veröffentlicht. Er beleuchtet den Themenbereich aus der Perspektive Hongkong-chinesischer Filmemacher wie dem altbekannten Johnny To 杜琪峰, Regisseurin Mabel Cheung 張婉婷 oder einer der Ten-Years-Regisseure, Jevons Au 歐文傑. Besonders bemerkenswert ist der kurze historische Abriss vom Filmgeschehen um Hongkong in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Wie zum Beispiel Cheung zuerst gar ohne Genehmigung einen (politisch relevanten) Film auf dem Festland drehen durfte, nur um bei ihrem historischen Drama The Soong Sisters (宋家皇朝, 1997) kurze Zeit später vom Zensurbüro um das gesamte Filmende gebracht zu werden. Oder wie Filmemacherin Barbara Wong Chun-Chun 黃真真 vom Independent-Filmen über weibliche Sexualität zu großen Festland-Kinostreifen wechselte und der Zensur entging...
Die persönlichen Geschichten der Filmemacher ergänzen die vom China Film Insider veröffentlichte, praktische Serie zur Filmproduktion in China. Dass sowohl Hongkong als auch Hollywood immer mehr auf das Festland-Publikum angewiesen sind, klingt auch im eher tristen Kommentar Johnny Tos an:
The type of films that the public will be able to see will shrink. (...) Everyone who makes expensive films will have to make compromises, because China is where the money is. It’s that simple.
Zeit, sich mehr mit der Geschichte von Zensur im chinesischen Film zu beschäftigen... Vielleicht in unserer Bibliothek?
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Den Film The Soong Sisters (宋家皇朝, 1997) haben wir übrigens auch in der Sino-Bibliothek - sehr geeignet für eine Kinosession in unserem neuen Filmraum...
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Taiwanesische Filmindustrie: Under Construction
Einen eher bedrückenden Artikel zur Lage der taiwanesischen Filmindustrie brachte uns The News Lens im September. Nach dem Horror-Kassenschlager Train to Busan in Südkorea, der auch in Taiwan zu Rekordeinnahmen führte, fragen sich nun viele, warum es Lokalfilme – wenn es denn vergleichbare gibt – im Moment nicht zu einem solchen Erfolg bringen.
Im Gegensatz zum Festland führen hier nicht lokale, sondern besonders internationale Blockbuster die Kinorekorde an. Wie Wenchi Lin 林文淇, die ehemalige Leiterin des Taiwan Film Institute, es beschreibt, scheint es vor allem an der Ausbildung zu Filmemachern zu mangeln, aber auch an direktem, politischem Engagement vis-à-vis dem internationalen Filmmarkt. Dass die Situation in Taiwan sehr langsam voranschreitet, hatte Anfang diesen Monats schon die verspätete Eröffnung des Taiwan Cinema Cultural Parks gezeigt. Das Areal wird erst 2020 das erste große Bauprojekt fertig stellen, das National Film Institute, das mit der Konservierung von taiwanesischen Filmen betraut werden soll.
Auch wenn Lins einzelne, kritische Stimme mit Vorsicht genossen sei, so gibt der Artikel zumindest einmal Anlass, sich mit der Generation Y des taiwanesischen Films auseinanderzusetzen...
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