Newsletter-Archiv: August 2016

 
Filmnewsletter August

Liebe Chinéasten (was für ein Wortspiel!),

Nach einer kleinen Verspätungspanne des letzten Newsletters erreicht euch die August-Edition nun pünktlich! Der Juli war für den chinesischen Film weniger ereignisreich, dennoch gibt es ein paar erwähnenswerte (und höchst amüsante) Entwicklungen aus der Filmindustrie: Die white-washing-Debatte (ich weiß, ich weiß., es hört nicht auf!) geht nun in die dritte Runde mit dem neuen Blockbuster The Great Wall. Dann wäre da noch eine lustige chinesische Filmaffäre aus Bayern, und zum Schluss ein wenig Grusel aus Korea. Viel Spaß beim Lesen!
White-washing... Again!

 

(kurze Notiz: Wer sich komplett von dem Film The Great Wall überraschen lassen möchte, sollte nicht weiterlesen. Ich verrate hier aber auch nur Spoiler aus dem Trailer!)

Es ist kaum zu glauben, aber das Thema der weißen Hauptdarsteller in asiatischen Filmen und Rollen ist noch lange nicht Geschichte! Mit dem neuen Trailer zu der Mega-Produktion The Great Wall von Zhang Yimou 張藝謀 begann nun der dritte Kritiksturm um die Filmindustrie in Hollywood. Mit Matt Damon in der Hauptrolle (und man muss sich wirklich fragen: Was macht er überhaupt in diesem Film?!) eines Kriegers dreht sich die Geschichte (wie der Titel bereits verspricht) um die sagenumwobene Große Mauer und deren Ursprungsgeschichte. Wie im Trailer gezeigt, entpuppt sie sich als Festung, die das Volk vor einem legendären Drachen schützen soll (wie bitte?). Mit einem Budget von unglaublichen 150 Millionen Dollar ist dies die teuerste Produktion aus China, und wird von großen Namen wie Willem Dafoe, Andy Lau 刘德华 und Jing Tian 景甜 angeführt.

Das epische Action-Drama erfüllt leider auch alle China-Klischees um Drachenlegenden und die Große Mauer, und selbst Starregisseur Zhang äußerte sich eher plump zu dem Riesenprojekt: “What I really want is to bring Chinese color and cultural background to the worldwide audience through a film language that they are familiar with. [...] We are using Hollywood film-making to introduce Chinese culture.”

Abgesehen von dem fragwürdigen Casting der Hauptdarsteller kann man über solche „Einführungen in die chinesische Kultur“ nur lachen und zumindest auf gutes Unterhaltungskino hoffen...
Zu einer ersten Einschätzung des Films The Great Wall und dem Trailer
Chinese cinema goes Bayern
Eine skurrile Meldung aus dem letzten Monat: Chinesisches Kino nun in Bayern! Viele Filmfreunde – wenn nicht alle – haben diese Botschaft sicherlich für einen Scherz gehalten. Ist sie aber nicht! Der Liebes- und Actionfilm Love of Alps (情追不舍) soll im April 2017 mit den Dreharbeiten beginnen, die fast komplett in den bayerischen Alpen stattfinden. Es handelt sich um eine deutsch-chinesische Produktion der deutschen Embassy of Dreams Filmproduktions GmbH und der China Film Group und Flying Color Motion Picture. Und nicht nur das: Es werden chinesische Superstars wie Schauspielerin Zhang Ziyi 章子怡 und Eddie Peng 彭于晏 erwartet! Als deutsche Entsprechung fällt die Besetzung der Nebenrolle mit dem Moderatoren Jochen Schropp da ein wenig schwach aus. Der männliche Hauptdarsteller wurde noch nicht bekannt gegeben, es soll sich dabei um einen US-Schauspieler handeln.
Der auf ein chinesisches Publikum zugeschnittenen Produktion steht eine Finanzierung von 16 Millionen Euro zur Verfügung. Stay tuned – denn über diese filmische Anomalie werde ich sicher nochmal berichten!

Mit den Blockbustern noch nicht genug: Zurzeit konkurrieren mehrere Filmproduktionen (darunter Canal +, 20th Century Fox und Sony Pictures) um die Remake-Rechte eines Horrorstreifens aus der koreanischen Filmküche. Train to Busan (부산행, 2016), ein Zombie-Film vom Feinsten, feierte dieses Jahr auf dem Filmfestival in Cannes Premiere und schindete Eindruck. Seit Ende Juli läuft der Kino-Erfolg nun rekordbrechend in Südkorea (mit 38,8 Millionen Dollar in den ersten fünf Tagen).
Die Filmprämisse ist – wie in den meisten Gruselfilmen – simpel: Ein Vater möchte mit seiner Tochter zum Geburtstag zur Mutter nach Busan fahren. Doch der Schnellzug wird zur Falle, als ein Zombie-Virus ausbricht...

Der bekannte, südkoreanische Filmemacher und Animator Yeon Sang-ho 연상호 debütiert mit dem Film seinen ersten „realen“ Kinohit. Zu Train liegt bereits ein Prequel, Seoul Station (서울역, 2016), in animierter Form vor, das allerdings noch nicht auf der großen Leinwand zu sehen ist. Sowohl der interessante Dialog aus ‚echter’ und ‚Comic-hafter’ Umsetzung der Zombie-Thematik, als auch der sensationelle Kinoandrang lieferte bis jetzt jedenfalls viel Gesprächsstoff auf dem internationalen Filmmarkt.
Zum aktuellen Konkurrenzkampf um die Filmrechte von Train to Busan
Wenig Fernsehtipps diesen Monat (vor allem im Vergleich zu den obigen Blockbuster-Momenten...) Der Beitrag aus Korea scheint aber sehr sehenswert!
 
Wann Datum Beginn Ende Sender Titel Teil Bemerkungen
Dienstag 2.8. 21:15 22:00 DW The Battle for Tibet 1 von 1  
Montag 8.8. 22:25 23:45 3sat Zwei Stimmen aus Korea 1 von 1  
Montag 15.8. 22:10 23:15 Pro7 Inside mit Stefan Gödde: China Laufende Serie  
 
Ich wünsche euch einen wunderbaren Sommermonat mit filmischen Momenten!

Bis dahin - Clara
 
 
Zuletzt bearbeitet von:
Letzte Änderung: 22.08.2016
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